Cyclop
einer genaueren Auskunft drängen wollte.«
Rooney wurde plötzlich sehr interessiert. »Hat er dir irgendwelche Andeutungen wegen der Leichen gemacht?«
»Er behauptete, es wäre eine Frage der nationalen Sicherheit.«
»Das hast du ihm natürlich nicht gleich geglaubt.«
»Ich habe ihm gesagt, daß ich noch über die Sache nachdenken muß.«
Die interessanten Neuigkeiten und die Martinis ließen Rooney seine Angst vor dem Wasser langsam vergessen. »Warum gibst du nicht einfach nach?«
»Ich bin versucht«, meinte Sweat grinsend. »Das Morddezernat hat bisher überhaupt nichts herausgefunden. Die Medien machen mich verrückt. Jeder, vom Gouverneur angefangen, sitzt mir im Nacken. Und dazu kommt, daß alles dafür spricht, daß dieses Verbrechen nicht in meinem Amtsbezirk stattgefunden hat. Also, weißt du, ich würde den Kram wirklich gern an Washington loswerden. Ich bin nur so verdammt stur, weil ich es mir nicht einfach aus der Hand nehmen lassen will. Jedenfalls nicht so.«
»Okay, was willst du jetzt von mir?«
Der Sheriff sah ihn nachdenklich an. »Ich möchte, daß du mir erzählst, was in deinem Autopsiebericht steht.«
»Meine Untersuchungsergebnisse machen das Rätsel nur noch verworrener.«
Der Sheriff mußte sich kurz wieder dem Ruder zuwenden, denn ein Segelboot mit Teenagern kam ihnen bedenklich nahe. »Erzähl mir davon.«
»Laß uns von hinten anfangen und uns dann nach vorn durcharbeiten. Okay?«
»Nur los.«
»Etwas hat mich von Anfang an ganz verrückt gemacht. Ich bin nicht gleich draufgekommen, aber dann habe ich mich daran erinnert, daß ich vor fünfzehn Jahren einen ähnlichen Fall hatte. Eine Frau wurde tot in einem Schaukelstuhl auf ihrer Terrasse gefunden. Ihr Mann behauptete, sie hätten in der Nacht zuvor gemeinsam etwas getrunken und er wäre dann allein ins Bett gegangen, während sie noch draußen sitzen wollte. Als er morgens aufwachte und sich umsah, habe er sie noch immer auf der Terrasse sitzend gefunden, nur daß sie inzwischen tot war. Sie hatte alle Anzeichen eines natürlichen Todes, keine Spur von Gewaltanwendung, keine Vergiftungserscheinungen, nur einen ziemlich hohen Alkoholspiegel. Die Organe schienen gesund gewesen zu sein. Es gab weder Hinweise auf frühere Krankheiten noch auf irgendwelche organischen Störungen. Obwohl sie eine Frau von Vierzig gewesen ist, hatte sie den Körper einer Fünfundzwanzigjährigen. Die Sache stank zum Himmel, aber ich kam einfach nicht weiter. Doch dann fand ich die fehlenden Puzzlesteine. Die Hautfarbe ist bei Leichen nomalerweise purpur. Aber ihre Färbung war mehr kirschblütenrosa, was auf einen Tod durch Kohlenmonoxyd-Vergiftung, Zyanide oder Unterkühlung deutet. Ich stellte auch punktförmige Blutgerinnsel im Magen fest. Die ersten beiden möglichen Todesursachen konnten wir schnell ausschalten. Aber was uns half, den Mann schließlich festzunageln, war sein Beruf. Es war kein exakter Indizienbeweis, aber es hat ausgereicht, um ihm bei Gericht fünfzig Jahre einzubringen.«
»Was für einen Job hatte der Ehemann denn?« fragte Sweat.
»Er war Fahrer bei einer Tiefkühlkost-Firma. Ein netter Plan. Er hat sie erst betrunken gemacht, bis sie völlig hinüber war. Dann hat er sie hinten in seinen Tiefkühl-Lastwagen gelegt, den er am Wochenende immer mit nach Hause brachte, hat die Kühlanlage eingeschaltet und gewartet, bis sie steif war. Nachdem die arme Frau den Geist aufgegeben hatte, brauchte er sie nur wieder in den Stuhl auf der Terrasse zu setzen und ins Bett zu gehen.«
Sweat starrte ihn verdutzt an. »Du willst doch damit nicht sagen, die Leichen aus dem Zeppelin sind erfroren?«
»Genau das will ich sagen.«
»Kein Irrtum möglich?«
»Ich würde sagen, man kann von achtzig Prozent Wahrscheinlichkeit ausgehen.«
»Weißt du, wie das klingt?«
»Verrückt; ich finde es ja auch.«
»Drei Männer verschwinden über der Karibik bei Temperaturen von fast vierzig Grad und frieren sich zu Tode?« fragte Sweat noch einmal sehr nachdrücklich. »Das werden wir niemals beweisen können, Doc. Erst müssen wir irgendwo einen handlichen Tiefkühl-Laster in der Karibik auftreiben.«
»Du hast sowieso nichts, was du beweisen kannst.«
»Wieso?«
»Der FBI-Bericht ist inzwischen angekommen. Jessie LeBarons Aussage war korrekt, die Leiche ist nicht ihr Ehemann. Die andern beiden sind auch nicht Buck Cäsar und Joseph Cavilla.«
»Gott, was denn nun noch?« stöhnte Sweat. »Wer sind sie denn?«
»Beim FBI hat man
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