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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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der näheren Umgebung. Der mächtige Klotz des Kriegsministeriums, der zu seiner Zeit neben dem Amtssitz des Präsidenten die Architektur der Innenstadt dominiert hatte, war verschwunden. Dort gab es jetzt einen Stadtpark.
    Außer Skepz hatte sich niemand bereit erklärt, am Empfang teilzunehmen. Der Besuch Manoldis war ereignislos gewesen. Thrax hatte ihn über ihre Entschlüsse – zumindest den allzu offensichtlichen Teil – informiert und er hatte sie durchaus erfreut zur Kenntnis genommen. Weiter sicherte er jede Unterstützung zu. Thrax hatte sich bedankt und sich nach der Kleiderordnung für den Empfang erkundigt. Der Mediator hatte ihm vorgeschlagen, einfach die Ausgehuniform zu tragen, die er auf der Interceptor gelagert hatte.
    Thrax verstand jetzt auch, warum.
    Als Ehrung der beiden Gäste aus der Vergangenheit hatte der Protokollchef Retro-Style vorgegeben. Es war keinesfalls so, dass die aktuelle Mode so abschreckend gewirkt hatte – da sie in jedem Falle in angemessener Form die Gliedmaßen und den Rumpf zu bedecken hatte, waren die Variationsmöglichkeiten gerade angesichts notwendiger Zweckmäßigkeiten irgendwann begrenzt –, aber als Thrax und Skepz die große Halle betraten, standen die Männer in Anzügen seiner Epoche an den kleinen Stehtischen und die Damen trugen wahrscheinlich das, was man vor 500 Jahren zu so einem Anlass eben getragen hatte. Thrax kannte sich da nicht so besonders aus, er hatte, soweit er sich erinnern konnte, immer nur mit Frauen in Uniform zu tun gehabt.
    Erstmals waren jetzt auch die Medien zugelassen, vor denen sie bisher sorgsam abgeschirmt worden waren. Die kleinen fliegenden Kameras und das falsche Lächeln sensationsgeiler Journalisten hatten sich offenbar über die Jahrhunderte nicht verändert. Der Protokollchef hatte so etwas wie eine Pressekonferenz vorgeschlagen und Thrax hatte zugestimmt, aber zu einem nicht näher definierten späteren Zeitpunkt.
    Er fühlte sich unwohl.
    Sein Blick auf Skepz zeigte, dass es seiner Begleiterin anders ging. Sie schnappte sich mit graziöser Leichtigkeit eine kulinarische Köstlichkeit von einem der Tabletts, die herumgereicht wurden, verbeugte sich artig, als sie offiziell begrüßt wurden und höflicher Applaus erklang. Thrax bewunderte Skepz. Sie bewegte sich hier wie ein Fisch im Wasser. Das lag teilweise sicherlich an ihren Implantaten, die ihre körperliche Leistungsfähigkeit deutlich erhöhten. Niemand hier hatte jemals einen voll aufgerüsteten Marinesoldaten zu Gesicht bekommen – die meisten der Gäste ahnten wahrscheinlich nicht einmal, dass Thrax und Skepz über Körpersoft- und hardware verfügten, mit der sie unter den Anwesenden ohne Waffen ein Massaker veranstalten konnten.
    Nicht dass diese Absicht bestanden hätte.
    Schließlich geschah das Unausweichliche und der Regierungschef wandte sich direkt an seine beiden Ehrengäste. Er stand in einer Traube aus Gefolgsleuten und Medienvertretern, ein kleiner Mann mit sandfarbenem Haar, sorgfältig manikürt und geschminkt, wie aus dem Ei gepellt. Thrax, der sich selbst insgeheim für eine eher grobschlächtige und unförmige Erscheinung hielt, beschloss, sich lieber nicht mit ihm zu vergleichen. Er kniff die Augen zusammen, als er die leichtfüßigen, fast tänzerischen Bewegungen des Mannes beobachtete. Er befahl einem Implantat, den Vorsitzenden des Protektoratsdirektoriums – der schlicht mit »Herr Direktor« angesprochen werden wollte – einmal anzupingen. Er bekam eine verwirrende Fülle an Daten zurückgespiegelt.
    Es mochte sein, dass von den gut einhundert auserlesenen Gästen auf diesem Empfang niemand ahnte, was ein ordentlich aufgerüsteter Soldat war. Dem Direktor hier hingegen war kein Implantat fremd. Er bestand fast nur aus Bionik, subkutanen Pharmadepots und Gelenk- und Knochenverstärkungen.
    Thrax fragte sich, ob er es in einem Kampf gegen ihn würde aufnehmen können, und kam zu dem Schluss, dass er dafür die Hilfe von Skepz beanspruchen müsste.
    Ein interessantes Detail.
    Geradezu deprimierend war, dass man dem Direktor nichts ansah. Von außen wirkte er gepflegt, sicher, und er hatte ein sehr sympathisches, geradezu gewinnendes Lächeln. Aber er war niemand, der auffiel. Er sah ganz normal aus. Der von Narben und unter der Haut sichtbarer Bionik übersäte Thrax wirkte dagegen sehr … unfertig.
    Primitiv nahezu.
    Thrax schalt sich einen Narren.
    Er wollte sich doch nicht mit ihm vergleichen.
    »Kommandant Thrax! Ich fühle mich geehrt,

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