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D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)

Titel: D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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irgendeiner Gosse wieder auf. Seine abgeschalteten Implantate – Medsuiten stören beim Vollrausch nur – halfen ihm nicht, sich zu orientieren. Die Augen waren verklebt. Er hatte einen Geschmack im Mund, als hätte er stundenlang eine Kloake ausgeleckt. Thrax blinzelte. Er lag definitiv auf der Straße, und es war altmodischer Asphalt, und das wiederum bedeutete, dass er in der Altstadt geendet war. Ja, er entsann sich. Nachdem Skepz und er den Empfang verlassen hatten, auf dem sie spätestens nach der Äußerung des Lieutenants nur noch als anachronistische Zirkusattraktionen gegolten hatten, waren sie übereingekommen, dass der Abend jung, ihre Leber belastungsfähig und diese Welt es nicht wert war, nüchtern ertragen zu werden.
    Sie waren auf Sauftour gegangen.
    Es gab in der Altstadt zahllose Etablissements, in denen man sich so ziemlich jeder erdenklichen Vergnügung hingeben konnte. Thrax war in diesen Dingen weder sonderlich einfallsreich noch experimentierfreudig. Als er eine passende Tränke gefunden hatte, in der ein dermaßen irres Publikum verkehrte, dass sie beide gar nicht mehr auffielen, waren sie sesshaft geworden und hatten auf furchtbar altmodische Art und Weise zu bechern begonnen.
    Es gab alles, was das Herz begehrte, und zahlreiche Variationen, die Thrax völlig unbekannt waren. Seinem konservativen Wesen folgend, bestellte er nur solche Drinks, die schon vor 500 Jahren für ihre Qualität bekannt gewesen waren, und es war beruhigend, dass sich dies auch in dieser Zeit nicht geändert hatte.
    Es gab schottischen und irischen Whisky. Er war teuer. Aber Thrax und Skepz waren flüssig. Der Nachschub brach nicht ab, nur die Fähigkeit, diesen auch zu bestellen, ging kontinuierlich den Bach runter.
    Dann gab es einen Filmriss. Eigentlich konnte er sich nicht einmal mehr richtig an die Zeit vor dem Blackout erinnern. Alles war sehr verschwommen.
    Thrax richtete sich auf und unterdrückte ein Stöhnen. Ihm war schwindelig und übel zumute. Er wusste, dass er all dies durch eine Reinitialisierung der Medsuite beheben konnte, aber er wollte nicht. Wie ein trotziges Kind war er der Ansicht, dass die Situation es wert war, durchlitten zu werden, und sei es nur, um ihn daran zu erinnern, dass er noch richtig am Leben war.
    Die Gasse war schlecht beleuchtet, der Boden feucht. Auch die Uniform fühlte sich klamm an. Es gab einen feinen Sprühregen. Die kühle Nässe musste ihn aus seiner Benebelung geweckt haben. Es war noch dunkel draußen. Thrax blinzelte erneut und sah, dass er neben dem Hinterausgang einer Kneipe auf dem Boden lag. Jemand musste ihn hierher verfrachtet haben oder er hatte sich hier selbst zur Ruhe gelegt. Er tastete seine Uniform ab. Sein Kreditchip war noch da, ein Diebstahl hätte ohnehin nichts gebracht. Ansonsten führte er nichts Wertvolles mit sich, was sich ohne Operation entfernen ließ.
    Aber auch so was war früher schon mal passiert. Er lauschte in seinen Körper hinein, suchte nach Schmerzen, tastete sich vorsichtig ab. Alles war da. Die aktiven Implantate meldeten sich auf Anfrage. Es fehlte nichts. Das war beruhigend.
    Wo war eigentlich Skepz?
    Thrax sah sich suchend um, kam mühsam auf die Füße, trat ins Licht der am nächsten stehenden, schummrigen Straßenbeleuchtung. Er hörte von irgendwoher ein Lachen, Schritte, etwas überdrehtes Geschwätz. Aber das war relativ weit weg.
    Von Skepz war nichts zu sehen.
    Sollte er sich Sorgen machen?
    Oder hatte sie sich einfach nur bei jemandem für die Nacht einquartiert, der den Abend für sie sinnvoll abrunden würde?
    Das war kein Gedanke, dem Thrax länger folgen wollte. Es ging ihn auch nichts an. Sie konnte ausgezeichnet auf sich selbst aufpassen, wahrscheinlich besser als er auf sich.
    »Aufgewacht?«
    Thrax schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam. In einer nahezu instinktiven Reaktion aktivierte er seine medizinischen Implantate. Augenblicke später schoss ein Drogencocktail durch seine Adern, der den Kater vertrieb, seine Sinne schärfte und jeden Schmerz beseitigte. Er holte tief Luft.
    An die Wand gelehnt, im Halbschatten, stand eine Gestalt. Thrax’ Augen fokussierten, machten Einzelheiten aus. Ein Mann, etwa so groß wie er selbst, in einem schmucklosen Regenmantel, den altmodischen Hut ins Gesicht gezogen.
    »Danke«, sagte Thrax. »Mir geht es gut. War wohl etwas zu viel diese Nacht.«
    »Ja. Ich habe gewartet. Ich hatte Angst, wenn ich Sie wecke, würden Sie auf eine Art aufwachen, die mich

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