D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
alle zu viel. Sie informierten sich über persönlich interessante Dinge und vervollständigten Wissenslücken, wo sie diese als besonders schmerzhaft empfanden. Skepz fand heraus, dass Nachkommen ihrer Schwester auf der Erde lebten, ein Urururneffe zumindest. Sie kontaktierte ihn nicht. So eine Art von Verwandtschaftsbesuch stellte aller Wahrscheinlichkeit nach eher eine Belastung dar.
Am Beginn des dritten Tages, zu dessen Abschluss sich Manoldi mit seinen Begleitern zum Abendessen eingeladen hatte, schien eine magische Hand sie im sehr komfortabel eingerichteten Wohnzimmer zusammengeführt zu haben. Alle waren mit Bechern, Tassen, Tellern und Schüsseln voller Speisen bewaffnet und bauten diese um sich auf wie Burgmauern. Es lag eine gewisse Spannung in der scheinbaren Leutseligkeit, mit der sie Scherze und Belanglosigkeiten austauschten. Dinge wollten gesagt werden. Entscheidungen mussten gefällt werden. Alle waren sie nervös. Und alle sahen Thrax an, immer wieder, auch aus den Augenwinkeln. Sie erwarteten etwas von ihm.
Aber konnte er diese Erwartung erfüllen?
Er selbst hatte auch Recherchen betrieben. Die Datenbanken waren erstaunlich offen. Welch wohltuende Wirkung es doch hatte, wenn es kein Militär mehr gab und Geheimniskrämerei keine Vorteile mehr brachte. Die Hondh kümmerten sich offenbar nicht um die Geheimnisse der Menschheit. Ihre Macht war absolut, nur in der Ausübung sehr liberal … oder, wie Spoon es einmal genannt hatte: autistisch. Thrax wollte dieses Wort nicht aus dem Kopf. Spoon hatte da etwas berührt, etwas von dem, was in seinem eigenen Unterbewusstsein schlummerte, aber noch ungesagt geblieben war. Autistische Herrscher eines gigantischen, unüberschaubaren Imperiums.
Etwas nagte da an Thrax.
Es kam der Zeitpunkt, da stand Lachweyler auf, ging hinüber zu Spoons Apparaten und schaltete sie ein. Jedes Geplauder verstummte sofort. Alle Augen richteten sich auf den Waffenoffizier, der die letzten Tage einen schon fast hysterischen Eindruck gemacht hatte und der sich sichtlich unwohl fühlte. Etwas brannte in ihm.
»Ich finde es hier entsetzlich!«, brach es aus ihm heraus. »Etwas stimmt hier nicht. Das kann es doch nicht gewesen sein. 500 Jahre Duldsamkeit nach einem ewig langen und blutigen Krieg. Ich glaube es einfach nicht.« Er machte eine Pause, blickte sich etwas hilflos um. »Bin ich der Einzige hier, der so fühlt? Ich kann es nicht richtig in Worte fassen. Aber … ich muss es einfach loswerden.«
»Es ist ein Gefühl, und es sind einige für mich beunruhigende Indizien, die mir zu denken geben«, erwiderte Thrax. »Ich habe in den vergangenen zwei Tagen nach allem zugänglichen Material über die politische Situation außerhalb der Hondh-Sphäre gesucht. Es ist keinesfalls so, dass so etwas wie eine staatliche Zensur ausgeübt wird, aber es gibt verdammt wenig Aktuelles zu diesem Thema. Es treffen keine Schiffe von außerhalb auf der Erde ein. Es gibt keinen Handel. Es scheint nicht einmal Schmuggel zu geben! Es gibt keine Möglichkeit, ein Ticket nach draußen zu buchen, es gibt keine regelmäßigen Passagierlinien. Und das liegt nicht daran, dass es verboten wäre, derlei anzugehen. Es gibt kein Gesetz dagegen. Es tut nur einfach niemand.«
Spoon nickte. »Ich habe meine eigenen Nachforschungen angestellt und nach allem gesucht, was über die Hondh bekannt ist: ihr Aussehen, ihre Absichten und Motivationen, ihre Kultur und Geschichte – es gibt nur sehr wenig, und das Meiste davon basiert auf Spekulationen. Bekannt ist, dass die Hondh in der Vergangenheit viele Kriege geführt haben, vergleichbar zu ihrer Expansion in das terranische Territorium. Sie scheinen zu diesem Zwecke über große Ressourcen zu verfügen, die sie klug und überlegt einsetzen. Von eroberten Sternenstaaten übernehmen sie technische Innovationen, jedenfalls wird Art und Umfang des Tributs so gedeutet. Aber woher sie kommen – und was ihre eigentlichen Pläne sind –, das weiß man niemand. Interessanterweise gibt es Wissenschaftler, die die Auffassung vertreten, dass es eine erneute Expansion der Hondh geben wird, die wieder viele parallele Kriege auslöst. Das ist keine Mindermeinung. Und es scheint niemanden ernsthaft zu beunruhigen oder aufzuregen!«
Skepz ergriff das Wort. »Abgesehen von meinem Urururneffen, habe ich auch einige Fragen gestellt und Recherchen durchgeführt. Meine Frage war: Gibt es irgendwelche Anzeichen für einen Widerstand gegen die Hondh-Herrschaft? Ich erwarte
Weitere Kostenlose Bücher