D9E - Die neunte Expansion 01: Eine Reise alter Helden (German Edition)
derzeit im Gebrauch waren, ohne großen Widerstand ausgespuckt, und es sagte einiges über die Professionalität der Akteure dort unten aus, dass sie diese noch nicht geändert hatten. Es dauerte nicht lange, da tauchte das Gesicht eines Mannes auf, mit dem zu reden Thrax allerdings nicht gerechnet hätte. Es war der Chef der Erdregierung, Direktor Olson, der dermaßen gewinnend in die Kamera lächelte, als wolle er einen Wahlkampfspot aufzeichnen.
»Herr Direktor –«, begann Thrax, nur, um sofort unterbrochen zu werden.
»Commander!«, dröhnte Olson. »Ich bin so froh, dass Sie sich melden! Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, eine Katastrophe zu verhindern!«
»Das liegt sehr in meinem Interesse«, erwiderte Thrax. »Aber wir sind uns wahrscheinlich nicht darüber einig, worin die Katastrophe überhaupt besteht.«
Olson verzog unmerklich das Gesicht.
»Sie werden es wohl gemerkt haben, aber die Wachstationen sind aktiv geworden und zwei Hondh-Kreuzer halten auf die Erde zu. Entspricht das unserer gemeinsamen Definition oder haben Sie eine andere Sichtweise auf die Dinge?«
»Sie haben die Hondh gerufen, wenn ich mich nicht irre.«
»Es blieb mir doch nichts anderes übrig. Denken Sie, ich bin da in meinen Entscheidungen gänzlich frei? Ich muss die Erde beschützen. Sie sollten von uns allen am besten wissen, dass die Hondh hart durchgreifen, wenn ihnen was nicht passt. Das würde ich gerne vermeiden.«
»Sie sind in Ihren Entscheidungen freier als der Rest der Menschheit, scheint mir.«
»Sie überschätzen meine Autonomie.«
»Nein, ich glaube, ich habe eine ganz realistische Vorstellung.«
Olson runzelte die Stirn, ehe er sprach, als könne er das nicht recht glauben.
»Landen Sie auf dem Raumhafen, Thrax. Übergeben Sie uns Ihr Schiff. Sie haben nichts zu befürchten. Ihr Kreuzer ist das Problem, vor allem jetzt, wo er wieder bewaffnet ist. Sie und die Crew erhalten eine volle Amnestie und können ein friedliches Leben auf der Erde verbringen. Aber dass Sie Ihr Schiff wieder mit Waffen bestückt haben, die unter dem Interdikt der Hondh stehen – das war eine ausgesprochene Dummheit. Was haben Sie sich dabei gedacht? Wen wollen Sie angreifen? Führen Sie jetzt eine Art Privatkrieg? Wer oder was gibt Ihnen das Recht zu einer solchen irren Aktion?«
Thrax holte tief Luft. Olson hatte sich ein wenig in Rage geredet, aber die Frage war mehr als berechtigt und er konnte sie nicht einfach abtun. Er wusste aber auch, dass der Direktor seine Antwort nicht schätzen würde. Thrax war nicht einmal sicher, ob ihm selbst die eigene Sichtweise so klar und eindeutig vor Augen stand.
»Ich führe keinen Privatkrieg. Tatsächlich glaube ich, dass wir die Interessen der Menschheit besser vertreten, als Sie es tun.«
»Was für eine Anmaßung!«
»Sie maßen sich auch an, die Menschheit sehenden Auges unter der Knute der Hondh zu halten, obgleich Sie genau wissen, wie die Menschen auf der Erde kontrolliert und manipuliert werden.«
»Ich bin gewählter und damit legitimierter Regierungschef.«
»Gewählt von Leuten, die gar nicht wissen, was um sie herum passiert.«
»Sie waren 500 Jahre nicht da. Sie wissen doch erst recht nicht, wie wir hier leben. Sie sind ein Relikt. Halten Sie sich aus Dingen heraus, die Sie nicht verstehen. Sie richten nur Unheil an. Unschuldige werden sterben, wenn Sie nicht einlenken. Wollen Sie das auf Ihr Gewissen laden?«
Thrax seufzte.
»Nein, Direktor, das will ich natürlich nicht. Daher warne ich Sie ja auch rechtzeitig.«
»Warnen? Wovor?«
»Lassen Sie das Gebiet um den Mentalfeld-Generator evakuieren. Wir werden ihn zerstören.«
Olsons Gesicht verzerrte sich.
»Sie sind doch total wahnsinnig, Thrax! Was wollen Sie damit erreichen?«
»Ich will den Generator zerstören.«
»Sie wissen nicht, was Sie damit anrichten!«
»Die Menschen werden möglicherweise langsam anfangen, frei zu denken. Nicht sofort vielleicht, aber mit der Zeit.«
Olson lachte auf.
»Frei zu denken? Sie Irrer! Das wäre absolut fatal! Was wollen Sie provozieren? Dass die Menschheit die Herrschaft der Hondh zu hinterfragen beginnt? Mit welcher Konsequenz? Möchten Sie einen Aufstand? Sie wissen doch, wie sinnlos das wäre.«
»Es gibt sicher andere Wege als den direkten, den gewalttätigen.«
»Blödsinn! Meinen Sie, wir könnten so was kontrollieren? Sie haben ja keine Ahnung! Ich sage Ihnen, was passieren wird: Es wird ein Chaos ausbrechen, es werden Unschuldige zu Schaden kommen und der
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