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Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin

Titel: Da gehen doch nur Bekloppte hin - aus dem Alltag einer Psychotherapeutin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hundsgemeinen Ehemann das Ohr abkauen als sich einer Psychotherapeutin auszusetzen, die vielleicht geduldiger und weniger genervt ist (das kann man für sein Geld oder das der Krankenkasse verlangen), die aber irgendwann beginnt, unangenehme Fragen zu stellen. Zum Beispiel, warum man sich aus der großen Schar der zur Verfügung stehenden Männer ausgerechnet die hundsgemeinen heraussucht. Und die nicht bereit ist zu glauben, es sei als Schicksal über jede Frau verhängt, sich mit ihnen herumzuschlagen.
    So schwer es auch fällt, es zu akzeptieren: Ein Mensch hat das Recht, mit seinen Ängsten zu leben, statt dagegen anzugehen. Wenn die Angst vor einer Psychotherapie größer ist als das Leiden, werden Sie vielleicht irgendwann kapitulieren müssen. Genauso haben Sie aber das Recht, sich davor zu schützen, das Ganze ewig mitmachen zu müssen. Machen Sie Ihre Haltung ganz klar, nämlich dass Sie der Meinung sind, hier stünde eine Psychotherapie an. Irgendwann müssen Sie sich fragen, ob Sie es ewig und drei Tage aushalten, sich als Aushilfstherapeut missbrauchen zu lassen.
    Dazu wieder ein Beispiel aus den öffentlichen Verkehrsmitteln. In diesem Fall fuhr ich mit dem Zug und war auf der Suche nach einem leeren Platz in einem Sechserabteil. Überall war es ziemlich voll, mit Ausnahme eines Abteils, in dem nur zwei ältere Leute saßen, allem Anschein nach ein Ehepaar. Schon beim ersten Blick in das Abteil wurde mir klar, warum bisher niemand gewagt hatte, dort Platz zu nehmen. Offenbar hatten die beiden den gesamten Bestand der Zugtoilette an Papierhandtüchern geplündert und damit fein säuberlich jeden Zentimeter des Bodens und der Sitze ausgelegt.
    Als ich hereinkam und grüßte, wurde ich mit so misstrauischen und beinahe schon ängstlichen Blicken empfangen, als trüge ich ein Schild um den Hals : Achtung, ich bin der Überträger einer extrem ansteckenden und stets tödlich verlaufenden Krankheit.
    Während der gesamten Fahrt wurde ich aus den Augenwinkeln beäugt, ob ich auf die unheilvolle Idee käme, auszuatmen oder gar zu niesen.
    Es gibt Menschen, die in extremer Angst vor Keimen leben. Das wusste ich schon, bevor ich mein Psychologiestudium begann. Meine Mutter hatte mir von einer Frau in der Nachbarschaft erzählt, die – ohne dass ein medizinischer Grund dafür vorlag – das gesamte Haus zu einer Art Quarantänestation umgebaut hatte. Nicht nur Besucher, auch Familienangehörige mussten eine umfangreiche »Entseuchung« durchlaufen, bevor sie das Innere des Hauses betreten durften. Da der Ehemann, der abends hungrig nach Hause kam, dagegen wohl vorsichtig protestiert hatte, wurde ihm das Essen beim Heimkommen im Auto serviert.
    Was mich in beiden Fällen überaus verblüfft hat, war nicht die Tatsache, dass eine solche Erkrankung existiert, sondern dass die Familienmitglieder das Leiden der Betroffenen Tag für Tag verlängerten. Sie ließen sich auf die Versuche ihrer psychisch erkrankten Angehörigen ein, mit ihren Ängsten umzugehen. Und spielten mit.
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das Ehepaar im Zug sich in einer Selbsthilfegruppe für Zwangserkrankte kennengelernt hatte. Wahrscheinlich litt nur einer von beiden unter der Krankheit, und der andere machte mit.
    Menschen tun nichts ohne Grund. Auch der nicht betroffene Partner wird einen psychischen Grund dafür haben, nicht jeden Tag zu sagen: Du bist krank. Ich bestehe darauf, dass du dir Hilfe holst.
    Und selbst wenn der Kranke die Annahme der Hilfe verweigert, gibt es immer noch die Möglichkeit, zum Hausarzt zu gehen und dessen Rat zu erbitten, oder eine Gruppe für Angehörige von psychisch Kranken aufzusuchen und sich dort zu informieren, was man tun kann.
    Alles andere grenzt an unterlassene Hilfeleistung. Wie lange würde man es mit ansehen, wenn der Partner körperlich schwer erkrankt wäre und dennoch den Besuch beim Arzt verweigert?
    Patienten und Normalos
    Ein weiterer Klassiker, mit dem der frisch enttarnte Psychotherapeut im Biergarten oder anderswo konfrontiert wird, ist die Frage, ob nicht viel zu viele Leute eine Psychotherapie machen.
    Gegenfrage: Sieht unsere Welt tatsächlich so aus, als würden zu viele Leute eine Psychotherapie machen? Falls Sie tatsächlich dieser Meinung sind, besitzen Sie wahrscheinlich keinen Fernseher, schauen zumindest nie Nachrichten und lesen keine Zeitung und waren sehr, sehr lange nicht mehr bei Ihrem Augenarzt, um sich eine neue Brille verschreiben zu lassen.
    Nein, ich

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