Da gibt's nichts zu lachen! - Dark Lord ; 1
Randle«, sagte Dirk.
»Ähm, ich bin Dr. Wings – das dort ist Professor …«
Randle fiel seinem Kollegen ins Wort. »Lassen Sie den Jungen doch ausreden, Sie Idiot«, schnauzte er.
Wings schoss ihm einen wütenden Blick zu. Dirk erwartete, dass er eine Grimasse schneiden oder Randle mindestens die Zunge herausstrecken würde, doch er tat es nicht, obwohl er aussah, als habe er große Lust dazu.
Dirk lächelte schwach und fuhr fort: »Aber ich kann mich an mein Leben, bevor ich auf die Erde kam, überhaupt nicht erinnern. Oder besser gesagt: bevor ich die Wahnvorstellung entwickelte, dass ich aus einer anderen Welt auf die Erde kam. Ich weiß weder etwas von meinen Eltern noch von einem anderen Leben, außer dem eines Dark Lords, der auf die Erde fiel, eingesperrt im Körper eines Menschlingjungen. Aber es muss diese Erinnerungen doch geben, irgendwo müssen sie sein – denn diese ganze Dark-Lord-Geschichte ist eine Illusion, nicht wahr?«
»Ich muss sagen, du machst ausgezeichnete Fortschritte, mein Junge, ausgezeichnet!«, sagte Professor Randle.
»Ganz recht – der erste Schritt auf dem Weg der Besserung ist zunächst einmal die Erkenntnis, dass es überhaupt ein Problem gibt!«, erklärte Wings gewichtig, während er in die Tasche griff und sich ein Weingummi in den Mund warf. Er begann, ausgiebig zu kauen, und bot Dirk auch etwas an.
Der starrte einen Moment wie hypnotisiert auf die Tüte. Beim letzten Mal hatte Dirk es für einen Trick gehalten, einen versteckten Versuch, ihn unter Drogen zu setzen. Jetzt schnappte er sich gleich die ganze Tüte. Wings riss erschrocken die Augen auf, aber Dirk suchte sich nur ein Weingummi aus – ein schwarzes natürlich – und gab ihm den Rest zurück. Er kaute genüsslich, es schmeckte süß, aber auch ein wenig säuerlich. Vielleicht würde er magisches Weingummi erfinden, wenn er es jemals zurück in sein Allerheiligstes schaffen sollte … Doch er besann sich. Es gab kein »Allerheiligstes« oder was immer seine Vorstellung ihm vorgegaukelt hatte. Es existierte weder ein Eiserner Turm der Verzweiflung, der sich in den Windschatten des Bergs des Grauens schmiegte, noch irgendwelche Verliese des Verderbens. Das existierte alles nur in seiner Einbildung.
»Außerdem habe ich immer wieder diesen Albtraum«, sagte Dirk. Er erzählte von der Weißen Bestie, die ihn Nacht für Nacht verfolgte, die ihn durch seine Träume jagte wie jenes unentrinnbare Verderben, das er seinen Feinden schickte (die er sich natürlich ebenso einbildete).
Randle kniff konzentriert die Augen zusammen und Wings legte nachdenklich die Stirn in Falten. Dann leuchtete sein Gesicht auf, als habe er soeben eine Erscheinung gehabt.
»Die Weiße Bestie ist vermutlich eine unterbewusste Manifestation eines Traumas, das dein Bewusstsein dazu getrieben hat, diese überaus komplexe Wahnvorstellung zu entwickeln. Und jetzt drängt es an die Oberfläche. Das Trauma will herauskommen, erkannt werden, aber dein Bewusstsein will es nicht sehen, will es begraben lassen. Es ist, als ob dein Unterbewusstsein dein Bewusstsein jagt!«
Mit einem triumphierenden Lächeln wandte er sich zu Randle, als wollte er sagen: »Ich hatte die Idee zuerst, ob es Ihnen passt oder nicht!«
Randle schnaubte nur verächtlich. Dann räumte er mürrisch ein: »Sie könnten recht haben.«
Dirk blickte auf. Diese beiden Figuren schienen mehr damit beschäftigt zu sein, sich gegenseitig zu übertrumpfen, als ihm tatsächlich zu helfen. Um sie wieder an ihre eigentlich Aufgabe zu erinnern, schnauzte er – für einen Moment wieder ganz der alte Dark Lord: »Raus mit der Sprache, ihr sagt mir jetzt sofort, wie ich mein richtiges Leben zurückbekommen kann, oder …«
»Psychotherapie wäre wahrscheinlich die beste Lösung«, sagte Randle.
»Vielleicht sogar etwas Hypnose-Therapie – dann werden wir sehen, ob wir die Erinnerungen an dein richtiges Leben wieder an die Oberfläche holen können«, ergänzte Wings.
»Aber dabei müssen wir äußerst vorsichtig vorgehen«, warf Randle ein. »Noch dürfen wir das Trauma nicht an die Oberfläche bringen. Zuerst müssen wir seine frühen Kindheitserinnerungen wachrufen. Er ist noch nicht so weit, sich dem Trauma zu stellen.«
»Das ist doch wohl selbstverständlich«, sagte Wings gereizt. »Halten Sie mich für einen Anfänger?«
Randle nickte unmerklich und machte eine Handbewegung, als wolle er andeuten, dass er ihn tatsächlich für einen Anfänger hielt. Doch er konnte sich
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