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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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keinen Schlüssel mit! Bis morgen! Grüß Horst schön und…» Er legte auf und lief zur Tür, sah, daß beide gerade eingetreten waren. «Na…!?»
    Nichts. Sie hatten ihm nur mitzuteilen, daß der Polizei kein ausgesetztes Baby bekannt geworden sei. «Nirgends eins gemeldet, das irgendwo versteckt, abgegeben oder aufgefunden wäre.»
    «… auch kein totes…?» Mannhardt erschrak, das hätte er nicht fragen dürfen, sah mit Entsetzen, wie Jessica zusammenzuckte und in ihr Schlafzimmer lief.
    «Idiot!» zischte Corzelius. «Nein!»
    «Das ist doch eine gute Nachricht!» rief Mannhardt.
    Jessica warf sich aufs Bett, schluchzte, weinte, klagte, schrie; von ihrem Schmerz gefoltert, schlug sie um sich, war von ihrem Cousin kaum noch festzuhalten, so daß er Mannhardt herbeirufen mußte. Der war sich seiner Schuld an diesem Anfall, diesem Ausbruch, diesem Aufschrei wohl bewußt, konnte sich aber andererseits des Gedankens nicht erwehren, daß Jessica vielleicht doch ein wenig überzog, dies hier als Chance zum großen Auftritt nahm, sich und allen einmal zeigen wollte, wie sehr sie doch das Zeug zu einer großen Tragödin hatte. Wie in der Schaubühne, dachte er, wie lange würde sie diese Raserei wohl durchhalten können? Das alles erinnerte ihn auch an seinen Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik in Bad Brammermoor, wenn einige der Frauen ihre epileptischen Anfälle bekommen hatten.
    Doch nach knapp zwei Minuten war alles vorbei, und Jessica fiel total erschöpft in sich zusammen, blieb wie leblos liegen, verharrte flach atmend in einem wie betäubten Zustand, schlief aber nicht, nur ihr Bewußtsein war in einem Maße abgesenkt, als hätte sie eine Spritze Morphium erhalten.
    Corzelius deckte sie zu, ließ eine schwache Nachttischlampe brennen und ging dann mit Mannhardt ins Wohnzimmer zurück; was hätten sie auch anderes tun können?
    «Gut für sie, daß ihr Organismus so ‘nen Schutzschalter hat», sagte Corzelius. «Dreht sie wenigstens nicht völlig durch.»
    «Das werden auch die Mittel sein, die sie ihr im Krankenhaus gegeben haben», setzte Mannhardt hinzu.
    Die beiden Männer, im Ankämpfen gegen ihre Müdigkeit und vollgepumpt mit Kaffee nun überwach und überdreht, hörten die lokalen Sender ab, ob sie was über einen mysteriösen Säuglingsfund brachten, und hielten weiter Telefonwache, hatten Zeit genug dabei, systematisch alles durchzugehen, was irgend möglich war, und kurz vor Mitternacht hatte Mannhardt in alter Kripomanier sieben bunte Zettel mit seinen Notizen bedeckt. Sieben Möglichkeiten, sieben sehr unterschiedliche potentielle Tätergruppen und gänzlich andersartige Motive. Er ging alles noch mal durch und las es vor:
    1. (türkisfarbener Zettel): Martin Schmachtenhagen, 30, Beamter in der Bauverwaltung, Jessicas geschiedener Mann. Hat immer wieder behauptet, daß Jessica seine Tochter sei, und damit gedroht, sie eines Tages zu sich zu holen, da sie in Jessicas Kreisen verkommen würde. Motiv: Rettung «seiner» Tochter vor «Spinnern, Schwulen, Krawallos und AIDS-Kranken» (so er letzte Woche zu Corzelius am Telefon). Soll aber seit gestern auf Dienstreise sein, bei ihm zu Hause meldet sich keiner.
    2.  (scharlachroter Zettel): Jessicas Bild in den Programmzeitschriften, dabei auf einigen mit ihrem Baby zusammen. Jemand könnte dadurch angeregt worden sein, das Baby zu entführen. Motiv: Lösegeld. Warum ist aber noch kein Anruf erfolgt?
    3.  (ziegelroter Zettel): Triebtäter, Motiv: abartige Veranlagung. Vielleicht der Mann, der Jessica an der Gedächtniskirche angesprochen hat. Beschreibung: fett, teigig, aufgedunsen, dunkle Hornbrille, Perücke. Bei Kripo nachfragen. Ebenso bei Jessicas Freundinnen, ob sie etwas beobachtet haben.
    4.  (karminroter Zettel): Organisierte Bande in Berlin, die mit Babies handelt? Motiv: Gewinnsucht. Nicht auszuschließen, wenn man an die Preise für deutsche (!) Babies denkt. Bei alten Kollegen nachfragen.
    5.  (ockerfarbener Zettel): Die Staatssicherheit, das MfS, steckt dahinter, um Wuthenow abzuschießen. Vielleicht auf einen Anstoß seiner Frau hin. Motiv: politisches Kalkül und persönliche Rache. Das Baby wird «zufällig» irgendwo aufgefunden, und der Presse wird gesteckt, daß es Wuthenows Tochter ist. Daß wir auf unserer Wanderung offensichtlich beschattet worden sind, paßt in dieses Bild (Abschirmung Wuthenows am Tage, als das Unternehmen gestartet werden sollte).
    6.  (zitronengelber Zettel): Die Leute, die Grobi/Grobelny er mordet

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