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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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offenlegen, um Yemayá zu retten?
    Aber vielleicht war er noch aufgehalten worden? Oder hatte, obwohl er immer diesen Übergang benutzte, doch einen anderen zur Rückkehr gewählt?
    Da: ein schwarzer Volvo mit einer Nummer aus der DDR!
    Mannhardt reckte sich, erstarrte.
    Am Lenkrad des Volvos saß Wuthenows Frau, unverwechselbar dieser Kopf wie ein grob behauener Findlingsblock.
    Und im Fond eine jüngere Frau, Siegertyp, sowjetische Weltmeisterin im Eistanzen oder so; sie mit einem Baby im Arm.
    «Yemayá!»
    Mannhardt sprang aus dem Wagen.
    Doch als er es geschafft hatte, auf den weißen Grenzstrich zuhielt, war der Volvo mit dem Baby längst durch die erste Öffnung im Beton gerollt; sehr schnell hatten sich die östlichen Schranken auf die nötige Höhe gehoben.

 
    9.
     
     
     
    Dienst ist Dienst, und so saß Carsten Corzelius am späten Nachmittag wie gewohnt im Hörfunkstudio, schaffte es auch, während er sein Journal anbiedernd-locker moderierte, minutenlang nicht mehr und nicht nur an Jessica und die kleine Yemayá zu denken, wie denn auch während seines Berichtes über eine Tagung zum Thema «Berlin – die erzählte Stadt. Metropolenkultur zwischen Gründerzeit und Nationalsozialismus». Eine Weile hielt er sich fest an einer Bemerkung von Viktor Zmegac, daß Berlin ein Kürzel für «Kulturmodelle wie Schreckensbilder» sei, dann ging er über zu einem Referat, in dem Fontane vorgeworfen wurde, Berlin bliebe in all seinen Romanen nur Ambiente, nebensächlich, die Orte und Wege dienten lediglich als Bühne für seine mannigfaltigen «Gesprächsgesellschaften», schloß dann auch, ohne den Hörern zu sagen, daß das aus dem Feuilleton des Tagesspiegels abgekupfert war, mit einer Bemerkung von Professor Willibald Schmidt, dem Klassiker wie Romantiker aus Fontanes «Frau Jenny Treibel»: «Natur ist Sittlichkeit und überhaupt die Hauptsache alle Gesellschaften sind Unsinn, Geld ist Unsinn, Wissenschaft ist Unsinn, alles ist Unsinn. Professor auch…»
    Regler auf: Musik. «Uff!» Er war so erschöpft wie früher bei seinen Deutschaufsätzen im Albert-Schweitzer-Gymnasium in Bramme, wenn die fünfte Stunde angebrochen war.
    Bramme… Wärst du doch in Bramme noch geblieben…! Hätte er nicht Jessica am Hals gehabt und ihr ganzes Elend.
    Kaffee! Ein paar Durchsagen über aktuelle Termine, dann stand ein Studiogast ins Haus, einer mit acht Zeilen in «Berlins Top Ten».
    «Sie kennen ihn alle, meine Damen und Herren, als Attila, nicht König der Hunnen, sondern der Hundertschaften Berliner Bauunternehmer, als den Mann, der mit seiner Firma, der Upward Consult Berlin, viele Fäden in der Hand hält – auch solche, an denen der eine oder andere unserer Politiker und Spitzenbeamten als Marionette baumelt…?»
    «Hauptsache ist doch, daß hier und anderswo überhaupt noch irgendwie gebaut wird, daß Menschen Wohnungen bekommen, erfolgversprechende Unternehmer ihre Fabriken, Ärzte ihre Krankenhäuser. Würden nicht Leute wie ich gegen diesen bürokratischen Dschungel ankämpfen – sicherlich mit manchmal auch unorthodoxen Mitteln, zugegeben – , dann würde doch dieser bürokratische Dschungel alles überwuchern und ersticken, dieses Gestrüpp von Paragraphen, dieses reglementierte Nichtstun!»
    «Da sprach der Diplom-Volkswirt Ernst-Günther Etzel…?»
    «Wenn Sie so wollen…»
    «Neue Männer braucht das Land…?»
    «Wenn Berlin davon lebt, daß hier immer ‹was los ist›, kann man das schwerlich erreichen, wenn man den Senioren im Altersheim ein neues Schachspiel spendiert.»
    «Da wollen Sie den Berlinern lieber einen neuen Fußballgroßverein spendieren – Cosmos Berlin…?»
    «So ist es!»
    Nun konnte sich Etzel noch dreieinhalb Minuten lang über seinen großen Plan auslassen, und Corzelius brachte das Gespräch über die Runden, ohne zu riskieren, daß der mächtige Etzel einen bösen Brief an den Intendanten schrieb.
    Auch den Rest der Sendung schaffte er in annehmbarer Durchschnittsform, hatte dann noch mit seinen Kollegen über dieses und jenes zu reden; wer was wann und wie am besten machte. Da klinkte er sich aus, konnte nicht verhindern, daß seine Gedanken nun doch wieder um Yemayá kreisten, um das Baby, Jessica und Wuthenow, schreckte hoch, als ihn jemand ansprach, ob er nicht was über das organisierte Verbrechen machen wolle, hier in Berlin, nicht nur fürs Brammer Tageblatt, sondern auch für den Sender. Das war derselbe Mensch, der ihm die Geschichte mit dem toten Grobi im Sarg

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