Da hilft nur noch beten
im Auto hinten drin, um sie an einen «Händler» weiterzureichen, der sie nach New York…
Das war nun das Matscho, von empörten Frauengruppen dreimal gestürmt und einmal angezündet, bis frau begriffen hatte, daß das nur noch mehr Werbung war. Wenn ihn eine seiner aufrechten Kolleginnen hier sah, hatte er wenig zu lachen. Er drehte sich vom Fenster weg und machte sich daran, das Interieur in sein Gedächtnis einzuspeichern, begann bei den Sprüchen, die in fingerlangen Lettern die Wand hinter ihm «zierten ».
Des Weibes Schädlichkeit zeigt schon der Brauch, Daß sein Erzeuger, der es auferzogen, Die Mitgift draufgibt, um es loszuwerden… EURIPIDES, Hippolytos
Das Weib ist zahm, wenn man es beizeiten zähmt.
GARCIA LORCA, In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa
Jedes Frauenzimmer ist eitel, hoffärtig, geschwätzig, zänkisch und zeitlebens kindisch, es mag so alt werden, als es will. LESSING, Der junge Gelehrte
… ein Weib ist immer eine Bedrohung für die Seele des Mannes. O’CASEY
Mit einem Weibe muß man’s wie mit einem Hunde halten… Schlag sie, und sie geht mit dir durchs Feuer. PRUS, Michalko
Darunter hingen dann auch etliche Peitschen aus aller Herren Länder, selbstverständlich vom Macho-Spruch Nummer eins begleitet:
Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht! NIETZSCHE, Also sprach Zarathustra
Zarah Leander wäre mir lieber…! hatte Corzelius plötzlich Mannhardt im Ohr, litt aber vor allem unter seinen wieder einmal verdammt ambivalenten Gefühlen. Als Mitkämpfer für die Gleichstellung von Frauen, siehe die bekannte «Quotierung» bei der Vergabe von Funktionärsposten seiner Partei, und als irgendwie «Linker» fand er den ganzen Scheiß hier wirklich schlimm und hätte dieses Matscho, wäre er dazu befugt gewesen, auf der Stelle schließen lassen, doch wenn er da an Gunhild dachte und ihren Aufstand gegen ihn, völlig unberechtigt, von übler Gesinnung getragen, dann konnte er sich einer gewissen klammheimlichen Freude doch nicht erwehren, wünschte sich, sie eine Stunde lang hier einsperren zu dürfen…
… in dieser Psycho-Folterkammer. Neben den Peitschen hingen Stierkampfutensilien, eine capa, eine muleta, und Banderilleros wie Toreros frönten der Tauromachie; tief fuhr der Degen ins Fleisch des Tieres. Penetration, Penetration!
Alles stand und hing, dies wohl als Widerspruch in sich selbst, voller Phallussymbole: Gewehre, Bajonette und Kanonenrohre gab es da, auch Eßbares wie Möhren und Bananen und Architektonisches, Türme, Minarette und dergleichen, auch Schornsteine, Raketen und die penisrunden Köpfe schneller Züge, wie sie sich in die engen Tunnelröhren schoben. Cowboy-Dinge kamen hinzu: Bowie-Messer, Brandeisen und virile Herrenmenschen. Daneben Bilder von Büffeln, Tigern und Löwen und originalgroße Fotos von Billy The Kid, Humphrey Bogart, Ernest Hemingway, Frank Sinatra, Rocky Marciano und anderen Kerlen, Carlo eingeschlossen.
C. C. seufzte. Nicht nur daß er von den Werten her mehr für Androgynes war, im direkten Vergleich mit Carlo schnitt er auch erbärmlich ab, wenn er sich da so im Fenster sah: dürres Strichmännchen nur, elendig blickend wie Jesus beim Abmalen durch Leonardo, graugerippter antiquierter Apo-Opa-Bart, Marx mit Motten und einer Brille wie vom letzten Faschingsball.
Und so was sollte Tatjana nun zu sich ins Bett holen wollen?
Da kam sie auch schon, zwei wohlgefüllte Gläser in den Händen.
«Einmal ‹Tatjana› für dich…» Sie setzte sich und sah ihm in die Augen.
«O…! Aber alles, was mir aufm silbernen Tablett serviert wird, nehm ich gern…» Unwillkürlich hatte er seinen Kopf ein wenig nach hinten genommen, ihrem Blick nicht standhalten können. Es war die Angst des sittsam erzogenen Knaben, von dieser Person gegriffen und verführt zu werden. Nimm dich vor solchen Frauen in acht! Die Stimme seiner Mutter. Sie hatte in der Tat Züge, Spuren im Gesicht, die er ganz objektiv mit «etwas ordinär und nuttenhaft» beschrieben hätte. Die Augen, an sich von schönster Vergißmeinnicht-Farbe, zeigten einen leichten Silberblick, die Lippen waren doch ein wenig wulstig, die Zähne schief und zigarettengelb, die Haare unschön weizenblond, und ihrem schwarzen Pulli entströmte ein Geruch von Tabak, Heu und Pferdestall. Wenn er da an Gunhild dachte: immer proper, immer frisch gewaschen, fast unter einem Duschzwang leidend.
«Was macht Jessica und was die Kleine…?»
«Ja, was
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