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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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dieses Drehbuch eingelassen, und was blieb ihr weiter übrig, als das zu spielen, was dort vorgegeben war:
     
    IX. In der Wohnung
    316.
    Langer Flur. Innen/Tag. Weiches Licht der aufgehenden Sonne. Jessica, mit Jeans und T-Shirt bekleidet, aber barfuß und ungekämmt, kommt aus ihrem Zimmer und macht ein paar tastende Schritte, ist sichtbar bestrebt, lautlos zu sein, bemüht sich, nur auf den Zehenspitzen zu gehen. Sie hält an und lauscht. Nichts. Sie geht weiter und kommt an ein Zimmer, dessen Tür nur angelehnt ist, und sieht hinein. 317.
    Groß. Mannhardt liegt im Bett und schläft. Schnarcht leise.
    318.
    Jessica bewegt sich Meter um Meter weiter in Richtung Wohnungstür. Dabei muß sie einem bordeauxroten Telefonapparat ausweichen, der auf dem Fußboden steht. 319.
    Groß. Aus der Wand herausgerissene Zuleitungsschnur eines Telefons. Es muß sehr heftig an ihr gerissen worden sein, denn ein erheblicher Flatschen Tapete ist mit abgerissen worden, auch fehlt ein Stück Putz. 320.
    Nah, von unten. Jessica macht einen rührenden, aber sehr vergeblichen Versuch, das am Boden stehende Telefon wieder anzuschließen, stopft das Ende der herausgerissenen Schnur in das Loch, das in der Wand zu sehen ist. Begreift dann, daß da nichts mehr zu machen ist, geht weiter und kommt nun an einem Zimmer vorbei, dessen Tür sperrangelweit geöffnet ist.
    321.
    Groß. Corzelius, vollständig angezogen, sitzt in merkwürdig gekrümmter Haltung auf einem Sofa und schläft. 322.
    Jessica ist nun an der Wohnungstür angekommen und beginnt, den altmodisch langen Schlüssel im aufgesetzten Kastenschloß herumzudrehen. Ganz, ganz langsam geschieht das – und gelingt, ohne daß einer der Männer erwacht. Sie kann die Tür aufziehen und ins Treppenhaus hinausschlüpfen.
     
    X. In der Stadt
    323. bis 330.
    Außen und innen/Tag. Jessica läuft durch die Straßen: Gehetzt, wirr, im Ausnahmezustand, wie in Trance. Von der Ludwigkirch- kommt sie in die Uhlandstraße und hastet in Richtung Kurfürstendamm, macht aber, als sie die Lietzenburger Straße bei Rot überquert hat, einen abrupten Schlenker nach links und rennt ins Kudamm-Karree, das heißt, in ein Passagen-System mit Restaurants, Boutiquen, Spielsalons, Shops und Pinten. Es ist ein ziemlicher Zickzackkurs, und es gibt auch schon zu dieser Tageszeit eine Menge Passanten. Sie quetscht sich am Fahrstuhltrakt durch eine Schar wartender Studenten hindurch, erreicht den Eingang eines Bekleidungsmarktes, prallt gegen eine schwer wahrnehmbare gläserne Tür, stößt sich den Kopf, reibt sich die schmerzende Stirn, eilt weiter, kommt zu einem Zeitungsstand mit langgestreckten Regalen, ist erschöpft, bleibt stehen, mustert die zur Schau gestellten Illustrierten, geht dann auf die Kasse zu, um den Verkäufer etwas zu fragen. 331.
    Schräg von vorn.
    JESSICA: Sagen Sie bitte… Wo ist ‘n hier die nächste Polizei… 332.
    Nah, schräg von hinten, mit Kasse im Bildausschnitt. ZEITUNGSHÄNDLER: In ‘er Lietzenburger hinten, Olivaer Platz… 333.
    Schräg von hinten, schon im Davoneilen. JESSICA: Danke, ja…!
     
    XI. Auf dem Polizeirevier
    334.
    Karges Büro. Innen/Tag. Der Beamte hinterm Schreibtisch steht kurz vor der Pensionierung und ist ganz offensichtlich magenkrank. BEAMTER: Sie meinen also, daß Ihr Baby entführt worden ist…? 335.
    Groß. Jessica von vorn, zieht an ihrer Zigarette, wirkt fast so elend wie eine Rauschgiftsüchtige im Endstadium. JESSICA: Ja. Und ich weiß, daß reiche Amerikanerinnen vierzigtausend Mark und mehr für so ein Baby zahlen. Auch wenn man die Unkosten abrechnet – für gefälschte Papiere, Flug und Hotel –, dann läßt sich damit immer noch ‘ne Menge Geld verdienen.
     
    336.
    Nah, von vorn. Malt mit seinem Kugelschreiber Männchen auf ein weißes Blatt Papier.
    BEAMTER: Lassen Sie doch diese Ausflüchte, Frau Criens! Für uns steht fest, daß Ihr Kind von Ihnen selber um… also, beiseite geschafft worden ist. Sie haben doch vorhin ganz offen zugegeben, daß Sie lange Zeit an eine Abtreibung gedacht hatten, um die Karriere Ihres Geliebten nicht in Gefahr zu bringen. Nun…! Jetzt haben Sie das nachgeholt. Auch deswegen, um mehr Zeit zu haben für sich selber und ihre Filme, diesen Klotz am Bein wieder loszuwerden. 337.
    Groß. Ein maskenhaftes Gesicht mit einer Andeutung von Tränen, eine schwache Stimme.
    JESSICA:… ich habe es öfter gedacht, ja, aber nicht getan… 338.
    Der Polizist erhebt sich. Ein massiger Mensch. Staatsmacht, vor der es

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