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Da hilft nur noch beten

Titel: Da hilft nur noch beten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Dresche! Was meinen Sie, was ich als Kind alles abbekommen habe!?»
    Mannhardt, an sich erbitterter Gegner aller Gewalt gegen Kinder, fand das in diesem Falle nicht mal schlecht.
    «Wo finde ich denn hier überhaupt Babys?»
    «Meines Wissens nur im zweiten Stock… Bei Urbanske wohl. Gehen Sie ruhig mal rauf da…» Sie hielt ihm noch die Tür auf, bevor sie davoneilte, um in ihre telefonisch herbeigerufene Taxe zu steigen.
    Mannhardt mied den Lift, stieg zu Fuß nach oben, hörte sein Herz härter schlagen als nach der wenigen Bewegung notgetan hätte.
    Eine Waffe hatte er nicht mehr, und wenn das wirklich die Behausung der Entführer war, würde ihn sicher anderes erwarten als Kaffee und Kuchen.
    Er lauschte erst einmal, preßte ein Ohr gegen die dünne, himmelblau gefärbte Sperrholztür und hoffte, dieselbe Stimme zu hören wie bei Jessica am Telefon, zumindest aber Babygeschrei, ließ seinen Blick dabei auf dem messingblanken Namensschild ruhen. V. URBANSKE. Nie gehört.
    Nichts, absolute Stille in der Wohnung drinnen.
    Egal, was er tat, tat er für Jessica, und so drückte er den weißen Klingelknopf nach unten, ohne sich noch länger zu besinnen, trat lediglich, wie tausendmal geübt, einen Schritt zurück, um im Falle einer Attacke auf ihn schneller nach oben in Deckung springen zu können.
    Leichte Schritte, dann wurde die Tür langsam und vorsichtig nach innen gezogen.
    Vera!
    Laut sprach er den Namen nicht aus, dazu hatte er sie vor Monaten bei Jessicas Fete viel zu flüchtig gesehen, doch er hatte sie deutlich im Gedächtnis behalten, weil Corzelius tagelang nichts anderes getan hatte, als lauthals über sie zu schimpfen: Wenn diese Scheiß-Vera, diese stinkend-häßliche Pute, nicht dazwischengekommen wäre, hätte ich bei Tatjana alles abladen können, was…
    Dieser Gedanke, wie allein die Tatsache, daß nun ausgerechnet diese Vera vor ihm stand, diese graue Maus, dieses Mauerblümchen, ließ ihn völlig sprachlos werden.
    Unmöglich doch, daß dieses arme Menschenkind, dieses hilflose Würstchen Yemayá entführt haben könnte und nun die fünfzigtausend Mark von ihnen haben wollte. Alle, doch nicht die!
    Er suchte nach Worten, den Rückzug anzutreten, sich glaubhaft zu entschuldigen, brauchte aber Zeit dazu, war in einem Maße verwirrt, daß er nicht mal etwas stammeln konnte.
    Vera war es dann, die die ersten Sätze sprach.
    «Sie wohnen bei Jessica, ich weiß… Möchten Sie nähertreten?»
    «Ja… Nein… Ich komme nur wegen des Babys…»
    «Ja, natürlich. Das war ja zu erwarten gewesen, obwohl mir versichert worden ist… Aber, bitte…» Sie zog die Tür nun vollends auf und trat gleichzeitig einen Schritt zurück, Mannhardt den Weg freigebend. «Geradeaus, dann links, ins Wohnzimmer bitte…»
    Eigensicherung beachten!
    Instinktiv drückte er sich an der Wand des Korridors entlang, immer alle Türen und Vorhänge im Auge, obwohl ihn alles hier, Farben, Formen und Gerüche, ans Ambiente eines Altenheims erinnerte, Haus Friedenshöhe. Aber – Achtung! – Baby-Utensilien lagen herum: abgestreifte Windeln, Tuben mit Creme, eine Rassel, ein Strümpfchen.
    Wo war ihr Komplize? Konnte sie ihre Stimme wirklich so verstellen, daß sie am Telefon wie ein Mann geklungen hatte? Hm, sehr softig und ein wenig feminin war ihm die Stimme des Erpressers wirklich vorgekommen, und Vera machte ja durchaus einen etwas männlichen Eindruck.
    Aber…! Er konnte es nicht glauben.
    Doch! Als er jetzt ins Zimmer trat, war er sich völlig sicher: das war original dieser komisch-braune Vorhang, den sie im Film gesehen hatten. Und die Hochbahn draußen, gerade wieder kam eine vorbei: genau die gesuchte Perspektive.
    Mannhardt riß das Fenster auf, um sich einmal frische Luft und zum andern den Fluchtweg zu sichern. Besser von hier in den Vorgarten hinunter zu springen, als eine Kugel in den Kopf zu kriegen.
    Wer aber sollte schon schießen?
    Doch wo war das Baby geblieben? Schlief es drüben im anderen Zimmer? Hatte sie doch einen Komplizen gehabt? Aber sehr schwer vorstellbar, daß sich ein noch halbwegs funktionsfähiger Mann echt für diese Frau interessiert haben könnte, für diese Mischung von Toilettenfrau und total durchgeistigtem Wesen, das ständig Harfe oder Flöte spielte.
    Das war inhuman gedacht und chauvinistisch, und er verpaßte sich sofort einen dicken Tadel dafür, konnte sich aber, auch wenn er dieser Vera ein herzensgutes Wesen unterstellte, noch immer nicht vorstellen, wie die selber zu einem

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