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Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz

Titel: Da liegt ein Toter im Brunnen - ein Krimi mitten aus der Provinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gelöst?«
    Der Russe grinste verächtlich. »Probleme gibt nur unter Männer. Serkan kein Mann. Serkan Weichei!«
    Hassan konnte nicht mehr an sich halten. »Du beleidigst meinen Bruder nicht!«
    »Er mich beleidigt!«
    »Du hast ihn beleidigt!«
    »Serkan beleidigt mich !«
    Rubin sprang erneut zwischen die beiden Streithähne und riss seinen Arm in die Höhe.
    »Stopp jetzt! Es reicht!«
    Er sah zu Bernstein hinüber. Der rieb sich die rechte Hand und schüttelte den Kopf.
    »Hassan, warten Sie draußen vor der Haustür auf uns!«, sagte Rubin. »Igor, ich habe noch ein paar Fragen an Sie. Die werde ich Ihnen stellen, sobald Hassan draußen ist.«
    Ohne ein Wort verließ Hassan die Wohnung, vorbei an Rubin, Bernstein und der jungen Frau. Er würdigte niemanden eines Blickes, stolz und hochmütig und ohne den geringsten Anflug von Selbstzweifeln.
    »Sie haben mit Serkan gestritten. Wie sah dieser Streit aus? So wie eben mit Hassan?«, fragte Rubin.
    Igor wischte mit dem Handrücken über sein Kinn. »Nein, Serkan war kein Mann, war Weichei, habe schon gesagt.«
    »Wie hat er sich während des Streits verhalten? War er aufbrausend?«
    Der Russe sah Rubin ungläubig an. »Weiß nicht«, sagte er in tiefstem Basston.
    »Hatte er Angst?«
    »Weiß nicht«, wiederholte der Russe.
    »Beim Barte des Zaren und des guten Rasputin, aus diesem Kosaken ist nichts herauszuholen. Igor ist heute so verschwiegen wie die Taiga weit«, sagte Bernstein.
    Igor warf ihm ein listiges Grinsen zu.
    Doch Rubin wollte sich noch nicht geschlagen geben.
    »Wo waren Sie gestern Abend gegen dreiundzwanzig Uhr?«, fragte er.
    »War ich hier zu Hause. Olga kann bezeugen.«
    Olga, seine Frau oder Freundin, stand unbewegt in der Mitte des Raumes. Ihre Augen waren rot unterlaufen und ihr Gesicht kreidebleich.
    Nichts deutete darauf hin, dass sie auch nur ein einziges Wort der Unterhaltung verstehen konnte.
    »Gut, ich verstehe«, sagte Rubin. »Wenn Sie Anzeige erstatten möchten, können Sie das gerne tun.«
    Er deutete auf den Schaden in der Wohnung. Der Russe antwortete süffisant: »Alles in Ordnung, Herr Kommissar. Nix Anzeige, Olga räumt auf.«
    Olga blickte verlegen zu Boden. Eine Strähne ihres blonden Haares rutschte ihr ins Gesicht. Sie war sehr jung und sehr schön.

12
    »Ich danke dir, Bernstein«, sagte Rubin, als sie wieder draußen waren. Hassan wartete auf der anderen Straßenseite und rauchte.
    »Keine Ursache, ich konnte doch nicht zulassen, dass der streitsüchtige Russe meinen alten Schulkameraden nach Kosakenart demoliert.«
    »Er sah aus wie ein Veteran der Roten Armee.«
    »Igor hat an vielen Fronten gekämpft.«
    »Aber ich glaube, mit Serkans Tod hat er nichts zu tun. Ein gebrauchter Computer ist kein Grund für einen Racheakt, der tödlich endet.«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Lieber. In der Welt, aus der Igor kommt, werden Menschen wegen weit geringerer Dinge und Anlässe ins ewige Sibirien geschickt.«
    Rubin sah Bernstein lange an.
    »Du scheinst dich in diesen Kreisen sehr gut auszukennen. Überhaupt, woher hattest du so schnell die Adresse von diesem Igor?«
    Bernstein lachte. »Das, mein lieber Rubin, willst du gar nicht wissen.«
    Sie traten zu Hassan. Freitag hatte etwas gewittert, er schnüffelte an Hassans Hosenbeinen, was diesem gar nicht gefiel.
    »Freitag, aus!«, befahl Rubin.
    Der Golden Retriever gehorchte und hielt widerwillig Abstand.
    »Ich möchte nicht mehr über diese kleine Showeinlage sprechen, Hassan«, sagte Rubin. »Ich bin mir bewusst, dass dieser Tag für Sie eine Katastrophe ist. Aber eins muss ich wissen: Was war so schrecklich an den Streitigkeiten, die Serkan mit Igor und dem Hotelgast hatte?«
    Hassans Miene wurde zu Stein, doch dahinter, das konnte Rubin deutlich erkennen, liefen seine Gedanken durcheinander.
    »Igor hat meinen Bruder beleidigt. Das reicht. Beleidigung ist ein Angriff auf die Ehre.«
    »Wie hat Serkan auf die Beleidigung reagiert?«
    »Er hat reagiert wie ein Mann.«
    »Oh, das interessiert mich jetzt aber sehr«, warf Bernstein ein. »Wie reagiert ein Mann in lebensentscheidenden Fällen wie diesen? Schlägt er sich mit den Fäusten auf die Brust und brüllt wie ein Pavian? Stimmt er Schlachtengesänge an?«
    Hassan zuckte zusammen.
    »Nur ruhig«, beschwichtigte Rubin, »kein Grund zum Ärger.«
    »Serkan hat reagiert wie ein Mann: cool und ganz ruhig«, sagte er selbstgefällig.
    »Und bei dem Hotelgast?«
    »Genauso, natürlich.«
    »Hat er nicht

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