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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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erblicke ich
     Audrey. Sie steht nackt vor meinem Spiegel und ist gerade dabei, sich das Gesicht einzucremen.
    «Hallo», sagt sie.
    «’tschuldigung», erwidere ich und schließe die Tür. Mein erster Gedanke ist, dass ich beim Tennis einen Hirnschlag erlitten
     habe. Dann komme ich auf die Idee, dass ich mich im Zimmer geirrt haben könnte. Ich sehe mich um und stelle fest, dass das
     nicht der Fall ist.
    Ich überlege. Habe ich da wirklich gerade gesehen, was ich zu sehen geglaubt habe? Vorsichtig öffne ich erneut die Badezimmertür.
     Kein Zweifel, Audrey steht immer noch nackt vor meinem Spiegel.
    «Was ist denn?», will sie wissen.
    «Das hier ist ein bisschen merkwürdig», sage ich.
    «Was ist merkwürdig?» Sie blickt mich erstaunt an.
    «Na, dass Sie in meinem Bad sind.»
    Audrey mustert mich lächelnd. «Ich finde es höchstens merkwürdig, dass wir uns siezen. Eine nackte Frau und ein ziemlich
     verschwitzter Mann könnten auch du zueinander sagen, oder?»
    Jetzt muss auch ich lächeln. «Das stimmt», erwidere ich. «Ich frage mich trotzdem, was du in meinem Bad machst.»
    Audrey zeigt auf eine Tür, die ich bislang übersehen habe. «Das hier ist nicht nur dein Bad, es ist unser Bad. Das |51| Haus ist so gebaut, dass sich immer zwei Zimmer ein Bad teilen.»
    «Aha», sage ich und freue mich einerseits darüber, dass mein Hirn offenbar noch funktioniert. Andererseits ist es mir peinlich,
     dass ich die Tür nicht schon früher bemerkt habe, denn dann würde ich jetzt hier nicht blöd rumstehen und Audrey bei ihrem
     Schönheitsprogramm stören.
    «Bisher habe ich mir das Bad immer mit Iris geteilt, deshalb hab ich vergessen abzuschließen», erklärt Audrey. «Aber wenn
     du willst, kannst du gerne duschen. Ist kein Problem für mich.»
    «Danke», sage ich. «Ich hab Zeit. Ich werd einfach später   …» Ich vollende den Satz nicht, sondern schließe rasch die Tür. Ich mag zwar Audreys unkomplizierte Art, möchte aber einen
     professionellen Abstand zur gesamten Eigentümerfamilie aufrechterhalten. Den sehe ich nicht gegeben, wenn ich mit ausgewählten
     Familienmitgliedern Körperpflege betreibe.
    Es klopft. Audrey schaut herein. Sie hat sich inzwischen einen Bademantel übergezogen. «Paul, ich weiß, dass du gleich eine
     Sitzung hast. Ich brauch hier aber noch ein bisschen. Also sei nicht albern und spring unter die Dusche.» Sie schließt die
     Tür und öffnet sie im nächsten Moment wieder. «Außerdem bringt es mein Job mit sich, dass ich öfter nackte Männer sehe. Unterwäschemodels
     sehen das nicht so eng, wenn man ihnen beim Umziehen zuschaut. Du kannst also sicher sein, dass dein Anblick mich nicht
     aus der Fassung bringt.» Sie lächelt und schließt endgültig die Tür.
    Tja. Da hat sie nun auch wieder recht. Wir sind schließlich erwachsene Menschen. Und ich will ja auch nicht prüde erscheinen
     – wobei ich nicht mal sicher bin, ob Audrey das Wort überhaupt kennt.
    |52| Ich betrete also das Bad, ziehe mein T-Shirt aus und sehe, dass Audrey mir im Spiegel zulächelt, derweil sie Lotion in ihren Handflächen verteilt.
    Ich entledige mich meiner Hose erst, als ich schon in der Dusche stehe und den Vorhang zugezogen habe. Das ist vielleicht
     ein bisschen albern, aber ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich Audrey unbedingt meinen nackten Körper zeigen möchte.
     Außerdem scheue ich Vergleiche mit professionellen Unterwäschemodels.
    Ich öffne den Hahn. Das Wasser ist angenehm kühl. Eine Weile tue ich nichts und genieße das Gefühl, in einem Sommerregen
     zu stehen. Ich spüre, dass meine Lebensgeister zurückkehren, und beginne, mich mit einem Duschgel einzuschamponieren,
     das verspricht, «vitalisierend» zu sein. Mit etwas Glück bin ich in ein paar Minuten also wieder topfit.
    Der Vorhang wird nun zur Seite geschoben. Audrey betritt ganz selbstverständlich die Dusche. Ich bin leicht verunsichert,
     weil ich aussehe wie jemand, der überstürzt eine Schaumparty verlassen hat. Viel mehr verunsichert mich allerdings Audreys
     Blick. In ihm ist zu lesen, dass sie jetzt gerne Sex mit mir hätte.
    «Ich finde das keine gute Idee», sage ich.

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    |53| Was für ein Zufall
    Ich hatte eben Sex mit Audrey. Erstaunlich, dass mein Körper das hinbekommen hat, obwohl ich nach dem Match mit Timothy
     bereits klinisch tot war. Die vergangenen Monate haben mir viel Arbeit und wenig Sex beschert. Deshalb wollte mein Lustzentrum
     die günstige Gelegenheit wohl nicht

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