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Da muss man durch

Titel: Da muss man durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Wahrscheinlich hat sie damit sogar recht.
    «Ich muss übrigens leider unseren Termin morgen früh absagen», sagt Konstantin und blättert eifrig in seinem Filofax. «Mutter
     und ich möchten noch etwas besprechen.»
    «Wie schade», erwidert Timothy. «Aber das Geschäft geht natürlich vor.»
    Er überlegt kurz, blickt dann zu mir. «Spielen Sie eigentlich Tennis?»
    Ich bin nicht ganz bei der Sache, deshalb antworte ich, ohne nachzudenken: «Ich hab früher mal gespielt, aber das ist schon   …»
    |45| «Wunderbar», unterbricht mich Timothy. «Dann können wir beide ja morgen spielen.»
    «Gute Idee», wirft Konstantin ein und bringt seinen Füllfederhalter in Position, um den Termin in seinem Kalender zu korrigieren.
    Ich habe eigentlich nicht die geringste Lust, mich von Timothy über den Tenniscourt jagen zu lassen. Er wirkt ziemlich fit,
     wahrscheinlich lässt er mich also alt aussehen. Und das muss ja nicht sein.
    «Gerne», höre ich mich sagen, weil ich andererseits auch keine Lust habe zu kneifen. Falscher Stolz, würde ich tippen.
    Während wir einen ausgezeichneten Fischeintopf löffeln, erzählt Timothy ein bisschen von sich und seinen Immobiliengeschäften.
     Seine Unternehmensphilosophie ist schnell erklärt: «Kaufen und verkaufen. Und niemals Kompromisse machen, was die Lage betrifft.»
    Die Aufzählung seiner Besitztümer dauert dann allerdings fast bis zum Dessert. Timothy scheint sich halb London zusammenspekuliert
     zu haben, weshalb er und Iris nun die Qual der Wahl haben, wo sie künftig wohnen werden. Es läuft wohl hinaus auf ein kleines
     Anwesen vor den Toren von London, einundzwanzig Zimmer, also nicht zu groß, mit fünfeinhalb Hektar Parkfläche, damit man
     sich auch mal die Füße vertreten kann.
    Zum Dessert gibt es Kaffee und Mandelkuchen. Als der kleine Alphons nach einem zweiten Stück greifen möchte, stößt er versehentlich
     gegen meine Espressotasse, deren Inhalt auf meinem Hemd landet.
    Während Alphons erneut den Tränen nahe ist, entschuldigt sich Konstantin wortreich für die Ungeschicklichkeit seines Sohnes.
     Ich versichere, dass alles nur halb so wild |46| ist. Elisabeth pflichtet mir bei, mit leichter Häme bemerkt sie, dass ja Gott sei Dank nicht meine Abendgarderobe in Mitleidenschaft
     gezogen worden sei. Sie betont das Wort «Abendgarderobe». Ich verstehe den Wink und entschuldige mich kurz.
    Auf meinem Zimmer tausche ich mein legeres Hemd gegen ein formelles, binde mir eine Krawatte um und ziehe statt der Jeans
     meinen besten Anzug an. Jetzt fühle ich mich mit den von Beutens zumindest in modischer Hinsicht auf Augenhöhe. Zufrieden
     will ich das Zimmer verlassen.
    Ich habe bereits die Türklinke in der Hand, da frage ich mich, ob ich meinen Job eigentlich auch im Clownskostüm machen
     würde, falls Elisabeth von Beuten das für eine gute Idee hielte. Warum soll ich mich überhaupt dem Modediktat der Familie
     beugen? Erstens bin ich nicht hier, um künftig eine Herrenboutique zu leiten, und zweitens hat mir niemand gesagt, dass
     man sich bei Gucci und Prada eindecken muss, wenn man im Hause von Beuten Melonenschiffchen essen möchte. Außerdem geht mir
     dieser Dünkel ziemlich auf die Nerven. Ich finde, Menschen werden nicht besser oder schlechter durch ihre Kleidung. Einstein
     trug keine Socken und erschuf die Relativitätstheorie, Ludwig XVI. lief in Strumpfhosen durch die Gegend und landete auf
     der Guillotine. Die Weltgeschichte ist gespickt mit begabten Clochards und Vollidioten in Hermelinmänteln.
    Ich schließe die Tür. Dann ziehe ich meinen Anzug wieder aus.
    Als ich ein paar Minuten später mit Jeans und einem ebenso frischen wie legeren, obendrein ziemlich bunten Hemd an den Tisch
     zurückkehre, sehe ich eine leichte Bestürzung in den Gesichtern von Karl und Konstantin. Timothy wirkt irritiert, Elisabeth
     registriert meinen Auftritt |47| mit versteinerter Miene. Audrey amüsiert sich, Melissa wirft mir im Verlauf des Abends einige vielsagende Blicke zu und nutzt
     das Abtragen des Desserts, um mir unauffällig ein Zettelchen in die Hand zu drücken.
     
    Mein Wecker klingelt um halb sieben. Ich bin um halb acht mit Timothy verabredet, möchte aber zuvor duschen, ein paar Dehnübungen
     machen und mich etwas aufwärmen. Gestern Abend habe ich nicht geraucht und fast keinen Alkohol getrunken. Ich bin also vorbereitet
     auf das Match, zumindest soweit das in der Kürze der Zeit machbar war.
    Timothys Tenniskleidung muss vom gleichen

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