Da Vincis Fälle Doppelband 1 und 2 (German Edition)
Florenz nichts mehr ausrichten konnten. Was sie herausgefunden hatte, wollte hier einfach niemand zur Kenntnis nehmen.
„Wahrscheinlich macht man sich zu Hause auch schon Sorgen um uns“, glaubte Carlo. „Und wenn wir jetzt aufbrechen, sind wir ohnehin erst spät am Abend zurück.“
„Und dann?“, fragte Leonardo. „Was soll dann geschehen? Sollen wir einfach zusehen, wie Spione den Angriff einer Armee vorbereiten?“
„Keine Ahnung. Aber wenn es so kommt, dann können wir nichts daran ändern, Leonardo. Auch wenn wir es vielleicht gern möchten.“
Aber Leonardo war nicht bereit, das so einfach hinzunehmen. Als die beiden Jungen nach Vinci zurückkehrten, war es bereits spät am Abend. Die Dunkelheit war längst hereingebrochen. Leonardo setzte Carlo vor dem Haus der Maldinis ab. „Bis morgen“, sagte er.
„Darauf würde ich lieber nicht wetten“, erwiderte Carlo. „Es könnte gut sein, dass ich morgen und übermorgen nicht raus darf!“
„Abwarten!“, sagte Leonardo. „Es kommt immer darauf an, wie man etwas erklärt!“
„Ich fürchte, irgendwelche Erklärungen werden wohl nicht ausreichen, um den Ärger zu vermeiden.“
„Wenn du deinem Vater berichtest, dass du das alles nur getan hast, um gegen feindliche Spione vorzugehen, dann wird er dafür Verständnis haben“, glaubte Leonardo. „Er als Händler steht in jedem Fall als Verlierer fest, wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, dass sich hier feindliche Heere gegenübertreten!“
Sie verabschiedeten sich und Leonardo ritt nach Hause. Großvater hatte ihn schon kommen hören. Neben ihm stand Ser Piero, der die Arme in die Hüften gestemmt hatte und dessen Gesicht dunkelrot angelaufen war.
Leonardo stieg vom Pferd, sah vom Großvater zum Vater und wieder zurück und zuckte schließlich mit den Schultern. „Es tut mir leid, es ist etwas zu spät geworden.“
„ Etwas zu spät?“, ereiferte sich Ser Piero. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was wir uns alle für Sorgen gemacht haben, als Großvater am Morgen aufwachte und feststellen musste, dass du mit dem Pferd weg geritten bist!“, entfuhr es Ser Piero, der das Wort ergriff, ehe Großvater auch nur einen einzigen Ton herausgebracht hatte. „Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Dir hätte sonst was passieren können!“
Als Leonardo dann damit anfing, dass er Florenz vor dem Angriff von Spionen bewahren wollte, unterbrach ihn Großvater sofort.
„Ich war immer großzügig gegenüber deinen Träumereien, Leonardo. Aber diesmal bist du zu weit gegangen und ehrlich gesagt, will ich mir diese Geschichten jetzt auch gar nicht weiter anhören!“
„Aber… der Portugiese ist ein Spion und…“
„…und wahrscheinlich war es deswegen unbedingt notwendig, in der Nacht nach Florenz zu reiten und womöglich im Palast um eine Audienz bei Cosimo de’ Medici zu ersuchen!“
„Ich war im Palast!“, verteidigte sich Leonardo. Ser Piero und Großvater wechselten einen besorgten Blick.
„Meinst du, wir brauchen einen Arzt oder gibt sich das von selbst?“, fragte Großvater.
Erst ein paar Tage später durfte sich Leonardo wieder mit Carlo und Gianna treffen, der die beiden Jungen natürlich ausführlich berichteten, was sie in Florenz erlebt hatten.
„Das heißt, mit Hexerei hat der Portugiese nun auf jeden Fall nichts zu tun?“, vergewisserte sich Gianna.
„Nein“, erklärte Leonardo bestimmt. „Ich bin vielmehr überzeugt davon, dass das alles ein Fall von Spionage ist. Es geht darum, Einzelheiten über die Befestigungsanlagen von Florenz herauszufinden, so dass man sie leichter überwinden kann.“
„Zum Beispiel, indem man genau weiß, wo Geschütze stehen oder wo die Mauern am leichtesten zu durchbrechen sind“, ergänzte Carlo.
„Aber leider will man davon im Palast nichts wissen“, seufzte Leonardo. „Die haben mich für einen Bettler gehalten, mit Brot und Käse versorgt und wieder vor die Tür gesetzt. Und ich glaube nicht, dass es viel Sinn hätte, dort noch einmal aufzutauchen, um einen zweiten Versuch zu starten.“
„In diesem Fall würdest du wahrscheinlich auch nicht in wieder in der Küche, sondern im Kerker landen!“, glaubte Carlo. Und Leonardo hatte das Gefühl, dass sein Freund in diesem Punkt gar nicht so weit daneben lag.
Man hatte ihn einfach nicht ernst genommen. Leonardo fragte sich manchmal, ob es vielleicht etwas genützt hätte, wenn es ihm gelungen wäre, Cosimo de’ Medici persönlich gegenüber zu treten. Er hatte
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