Dackelblick
unverkennbar!«
»Ich war ganz aufgeregt, als der Vermittler bei mir anrief. Ich habe so lange nach einem solchen Instrument gesucht. Letzte Woche war das Gutachten fertig, und gestern ist sie per Express aus London gekommen. Meinst du, du bekommst sie wieder hin?«
»Na ja, in der Decke ist ein Riss, die Wölbungen sind verzogen - aber alles in allem scheint es nicht so dramatisch zu sein. Ich würde sagen: Es gibt Hoffnung.«
Aurora gibt einen Jauchzer von sich und fällt Daniel schon wieder um den Hals.
»Ich wusste es, du bist einfach der Beste! Danke, danke, danke!«
Mit einer gewissen Genugtuung bemerke ich, dass Daniel sie sanft von sich schiebt.
»Keine Ursache, ist schließlich mein Job.«
»Wann kannst du damit anfangen?«
Daniel schaut Richtung Kalender, der an der gegenüberliegenden Wand hängt.
»Hm, warte mal. Also diese Woche wird es nichts mehr, weil ich momentan ganz allein bin. Aber für nächste Woche hatte ich dich schon prophylaktisch eingeplant, da werde ich auf alle Fälle anfangen. Wie lange es dann dauert, kann ich noch nicht genau sagen. Kommt auch drauf an, was ich noch entdecke, wenn ich sie aufmache.«
Aurora nickt und legt eine Hand auf Daniels Arm. »Ruf mich einfach an, wenn du klarer siehst. Kommst du eigentlich zu meinem Konzert in der Musikhalle nächste Woche?«
»Ich weiß noch nicht, ob ich es hinbekomme. Hier ist so viel los ...«, er hebt entschuldigend die Hände.
»Dann hoffe ich einfach mal, dass die arme Carolin bald wieder auf dem Damm ist. Du würdest echt etwas verpassen. Wir könnten danach essen gehen, ein bisschen feiern. Die neue Violine muss doch begossen werden. Wie klingt das?«
»Mensch, Aurora, das klingt unglaublich gut. Ich werde sehen, was ich machen kann. So, jetzt muss ich aber wieder.« Mit freundlicher, aber unmissverständlicher Geste führt er Aurora zum Ausgang und hilft ihr wieder in den Mantel.
»Also sehen wir uns nächste Woche, mein Lieber! Ich zähle auf dich, gib dir bitte Mühe!«
Daniel lächelt. »Mache ich. Und deswegen werde ich gleich mal wieder fleißig sein.«
Er öffnet ihr die Tür; bevor sie rausgeht, haucht sie ihm noch ein Küsschen auf die Wange. Ohne Zunge.
Carolin macht uns die Tür auf und sieht irgendwie seltsam aus. Sie riecht auch seltsam. Ein Geruch, den ich schon das ein oder andere Mal beim alten von Eschersbach geschnuppert habe.
»Nabend ihr beiden, kommt rein.«
»Alles in Ordnung bei dir?«, will Daniel wissen.
»Sicher, sicher, alles in Ordnung.«
Kaum zu glauben: Auch Carolins Stimme klingt seltsam. So schleppend und verwaschen. Ich fühle mich mit einem Schlag sehr unwohl.
Daniel geht hinter mir in die Wohnung, ich laufe zu meinem Körbchen, er setzt sich auf das Sofa im Wohnzimmer.
»Aurora Herwig war heute da«, berichtet er dann.
»Oooh - die schöne Geigerin! Wie geht es ihr denn?«
»Es geht ihr ausgezeichnet - sie hat in London einen alten italienischen Meister recht günstig bekommen. Cremona, glaube ich. Habe allerdings das Gutachten noch nicht gelesen. Aurora war jedenfalls total happy.«
Carolin fängt an, zu kichern. »Na, das ist doch toll, dass die Aurora so happy ist. Dann ist ja alles bestens.«
»Sag mal, Carolin, ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst etwas angeschlagen. Ich mache mir echt Sorgen um dich, davon abgesehen, vermisse ich dich natürlich sehr in der Werkstatt.«
Carolin setzt sich neben Daniel und legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Brauchste nicht, ehrlich. Kommt alles wieder hin. Nächste Woche bin ich bestimmt wieder die Alte, ich muss mich nur ein bisschen erholen.«
Daniel zögert, dann steht er auf. »Na gut, dann fahre ich nach Hause. Aber versprich mir, mich anzurufen, wenn es dir nicht gutgeht.«
»Ja, ja, machich machich. Nu fahr mal. Bin auch müde und gehe gleich ins Bett.«
»Also, gute Nacht!«
Daniel will sich zu Carolin herunterbeugen, aber sie weicht ihm aus.
»Jaja, gute Nacht.«
Daniel geht, ich bleibe allein mit Carolin zurück. Ich kann nicht genau sagen, warum, aber aus dem Unwohlsein wird langsam Angst. Irgendetwas stimmt hier nicht. Am liebsten würde ich Daniel hinterherlaufen und ihn zurückholen, aber wie soll ich das anstellen? Mist, irgendetwas sagt mir, dass Carolin momentan nicht allein sein sollte. Also, »allein« im Sinne von »ohne andere Menschen«. Ich will meine Gesellschaft nicht unterschätzen, aber hier braucht es mehr als einen kleinen Hund. Definitiv.
Eine Weile sitzt Carolin noch auf dem Sofa, dann
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