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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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wie aus einem Mund.
    »Ja, ich habe natürlich gleich die Polizei informiert. Aber bevor die kommen konnten, war der Hund schon verschwunden. Gemeinsam mit dem dicken Kater, der die ganze Zeit dabei war. Ich war aber alarmiert und habe mir dann vorgenommen, weiter nach dem Hund Ausschau zu halten. Schließlich ist die Tollwut eine tödliche Krankheit. Gut, das werden Sie vielleicht für übertriebene Sorge halten, aber der kleine Kerl da wand sich in Krämpfen und hatte Schaum vor dem Mund. Außerdem erschien er mir anhänglich bis distanzlos - alles ganz typische Zeichen. Waren Sie mit dem Tier in letzter Zeit vielleicht in Nordafrika?«
    Ich merke, dass ich vor Schreck langsam ganz starr werde - was, wenn ich jetzt doch noch zur Polizei muss? Und die mich dann wirklich einschläfern wollen? O nein, und alles nur wegen unseres blödsinnigen Plans! Ich versuche, mich so klein wie möglich zu machen und drücke mich ganz fest zwischen Daniel und Carolin. Dicht gekauert an Daniels Hosenbein merke ich, wie dieser anfängt zu zittern. Wie furchtbar! Offenbar hat er große Angst vor mir - mein Schicksal ist besiegelt, gleich werden mich die beiden an die Polizei ausliefern. Ich senke meine Schnauze und beginne zu jaulen.
    »Tollwut!«, stößt Daniel gepresst aus und zittert noch stärker. »Das ist ja der größte Unsinn, den ich jemals gehört habe.«
    Uff! Daniel schlottert nicht vor Angst, sondern er schüttelt sich vor Lachen! Vor Erleichterung springe ich spontan auf seinen Schoß und schlecke ihm übers Gesicht.
    »Hoppla, Herkules! Sie sehen, Herr Diekamp - dieses kleine Kerlchen ist ganz munter. Was auch immer er gestern hatte, Tollwut war es bestimmt nicht. Vielleicht haben Sie ihn auch mit einem anderen Hund verwechselt.«
    Diekamp schaut mich böse an.
    »Nein, eine Verwechslung war das mit Sicherheit nicht. Aber wenn Sie mit Ihrer Sorglosigkeit auch Ihre eigene Gesundheit gefährden wollen, bitte sehr!« Diekamp gibt noch ein wütendes Schnauben von sich, dann macht er auf dem Absatz kehrt und läuft Richtung Parkausgang.
    Daniel schüttelt den Kopf. »Also wirklich, es sind doch ganz schöne Spinner unterwegs. Tollwut - so ein Schwachsinn.«
    »Hm, ein bisschen Sorgen mache ich mir aber langsam schon.«
    »Sorgen? Warum? Herkules ist mit Sicherheit pumperlgesund. Sieh ihn dir einfach an. Dem fehlt nichts.«
    »Ja, aber erinnerst du dich noch an letzte Woche? Der Penner? Der hat doch auch gesagt, dass Herkules sich so seltsam aufgeführt hat. Vielleicht ist er ja doch krank.«
    Carolins Stimme klingt ganz beunruhigt. Mist - was habe ich da bloß angezettelt!
    »Ich meine, Krämpfe, Schaum vor dem Mund - ich habe mal irgendwo gelesen, dass Hunde auch epileptische Anfälle haben können. Und wenn man das weiß, kann man es auch behandeln, genau wie beim Menschen.«
    Daniel seufzt. »Also gut, dann lass uns doch eben bei deinem Tierarzt vorbeischauen, wenn du dich dann besser fühlst. Ist von hier aus bei dem schönen Wetter auch ein netter Spaziergang - also so oder so eine gute Idee.«
    Carolin nickt. »Ja, ich rufe gleich bei Dr. Wagner an.«
     
    »Schon mal etwas Beruhigendes vorweg, Frau Neumann: Auf den ersten Blick ist Herkules in ausgezeichneter Verfassung. Klare Augen, eine kalte Nase, gute Körperspannung - also einen Infekt würde ich ausschließen wollen.«
    Ich hocke mal wieder auf dem kalten Metalltisch des Wagner'schen Untersuchungszimmers und lasse Wagner gottergeben an mir herumhantieren. Ich fühle mich so mickrig, dass ich nicht mal die Gelegenheit nutze, Dr. Wagner auf seine blauen Augen zu überprüfen. Aber was soll ich sagen? Ich bin selbst schuld. Gerecht wäre es natürlich, wenn auch Herr Beck hier seine Portion abkriegen würde, aber so ist die Welt nun einmal nicht. Wagner streicht mir über den Kopf, dann dreht er sich wieder zu Carolin und Daniel, die neben dem Tisch stehen und das ganze Procedere aufmerksam beobachten.
    »Was die Epilepsie anbelangt: Also tatsächlich gibt es das bei Hunden. Sie ist leider gar nicht so leicht zu diagnostizieren. Allerdings wird sie häufig vererbt. Wissen Sie, ob es in der Familie von Herkules Fälle von Epilepsie gibt?«
    Carolin zuckt mit den Schultern. »Nein, tut mir leid. Ich habe Herkules aus dem Tierheim geholt. Ich weiß eigentlich gar nichts über seine Familie, aber er soll von einem sehr gewissenhaften Züchter stammen. Er ist halt nicht reinrassig, deswegen hat man ihn abgegeben.«
    Dr. Wagner betrachtet mich nachdenklich. »Hm,

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