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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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Gegenzug jemand erklären, was genau gerade zwischen Nina und Carolin passiert ist? Nina fand den Tierarzt doch inzwischen genauso doof, wie ich ihn ursprünglich fand. Und warum ist sie dann sauer? Und davon mal ganz abgesehen: Was ist jetzt eigentlich mit Jens? War doch ein toller Tag mit ihm. Weiß Carolin eigentlich, was sie will? Ich vermute mal: nein.
     
    In der Wohnung angekommen, laufe ich ganz schuldbewusst ins Schlafzimmer und hocke mich vor Stuhl und geöffnete Balkontür. Carolin schaut mit großen Augen zwischen mir und Beweisstück A und B hin und her.
    »Du willst mir nicht sagen, dass du diese Türe von allein aufbekommen hast, oder? Das ist unglaublich. Damit kannst du im Zirkus auftreten. Aber wie um alles in der Welt bist du dann vom Balkon gekommen? Bist du etwa gesprungen?« Ich gucke sie sehr treuherzig an und mache Männchen. »Herkules! Bist du verrückt? Du bist doch keine Katze! Neun Leben hast du auf keinen Fall!«
    Hä? Neun Leben? Hat die Katze neun Leben? Das würde natürlich einiges am Verhalten von Herrn Beck erklären. Oder ist das wieder nur so ein Menschensprichwort?
    Carolin schließt die Balkontür und zieht den Vorhang zu. »Ich bin saumüde, mein Süßer. Und ein bisschen traurig. Wegen Nina und Marc. Und ein bisschen glücklich. Wegen Marc und Jens. Was für ein Durcheinander! Hoffentlich bringe ich da wieder Ordnung rein. Was meinst du? Aber jetzt gehe ich erst einmal ins Bett. Heute bekomme ich das Problem sowieso nicht mehr gelöst. Gute Nacht, Herkules!«
    Ich laufe zu meinem Körbchen und rolle mich in meiner Kuscheldecke zusammen. Müde bin ich auch. Aber gleichzeitig schwirrt mir der Kopf. Erst Daniel, dann Jens. Oder vielleicht Doktor Wagner? Wie kann es bloß sein, dass es hier vor ein paar Wochen noch gar keinen Kandidaten für mein zukünftiges Herrchen gab und jetzt gleich drei? Und keinen davon habe ich selbst ausgesucht, obwohl ich doch so einen tollen Plan hatte.
    In meinem müden Hundehirn macht sich eine ernüchternde Erkenntnis breit: der Männergeschmack von jungen Frauen und kleinen Dackeln scheint doch sehr weit auseinander zu liegen.
     

EINUNDZWANZIG
    Als wir durch die Tür kommen, richtet sich Willi überrascht im Bett auf.
    »Mönsch, ihr besucht mich! Das ist ja toll!«
    »Tja, ich hoffe, es strengt Sie nicht zu sehr an, aber die Schwester meinte, es sei okay.«
    »Nein, ich freu mich. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Sie sind doch die junge Frau mit der Geigenwerkstatt, oder?«
    »Richtig. Ich heiße Carolin Neumann.« Sie reicht Willi die Hand, der sie kurz drückt.
    »Sehr angenehm. Wilhelm Schamoni mein Name, aber alle nennen mich Willi. Und wie heißt Ihr kleiner Freund da unten?« Er zeigt auf mich.
    »Das ist Herkules.«
    Carolin zieht sich einen Stuhl neben Willis Bett, setzt sich und nimmt mich auf den Schoß. Willi streckt seinen Arm aus und streichelt mich. Puh! Offensichtlich ist er nicht böse auf mich. Ich bin erleichtert.
    »Du büsch ja n ganz Süßer! Und nu hast du den Willi noch gerettet, nech?«
    Carolin zieht die Augenbrauen hoch. »Ach, woher wissen Sie das denn? Haben Sie gesehen, wie Herkules mit Dr. Wagner angekommen ist?«
    »Nein«, ertönt eine Stimme hinter uns, »ich habe es Willi gerade erzählt.«
    Carolins Kopf fährt herum. Im Türrahmen lehnt Marc Wagner und grinst uns an. »Da sind wir wohl beide auf die gleiche Idee gekommen. Ich dachte auch, dass ein bisschen Besuch jetzt genau das Richtige für Willi wäre.«
    »Oh, hallo, Marc.«
    Komisch, Carolin klingt wenig euphorisch. Ich dachte, sie mag ihn. Egal, ich für meinen Teil versuche, gute Stimmung zu verbreiten, indem ich mit dem Schwanz wedele.
    »Na, freust du dich, mich zu sehen?« Marc streichelt mir über den Kopf. »Du bist unser kleiner Heldenhund, nicht wahr?«
    Na ja,
Heldenhund
- das ist mir nun doch ein bisschen zu dick. Ich bin schon froh, dass Willi nicht findet, dass ich an allem schuld bin. Aber Willi lächelt tatsächlich noch ganz gut gelaunt.
    »Ein verrückter Tag - gestern haben Herkules und ich uns wohl gegenseitig gerettet: Bevor ich nämlich den Herzanfall bekam, habe ich Herkules aus einem Kaninchenbau befreit. Er steckte fest und kam nicht mehr raus. Gemerkt habe ich das aber nur, weil auf einmal der fette Kater neben meiner Parkbank auftauchte. Ich habe mich zwar erst gefragt, ob wohl langsam mit meinem Kopf etwas nicht in Ordnung ist. Schließlich ist es ja schon das zweite Mal, dass ich das Gefühl hatte, der Kater will mich

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