Dackelblick
irgendwohin bringen. Aber es hat ja gestimmt. Toll, oder? Ich meine, wie sich Tiere gegenseitig helfen. Das scheinen echte Kumpels zu sein.«
Marc Wagner nickt. »Ja, viele Menschen unterschätzen Tiere. Und ich gebe zu, dass ich gestern auch überrascht war. Hatte fast etwas von
Lassie.«
Lassie? Wer oder was ist das? Carolin und Marc lachen, und selbst Willi wiehert schwach, aber fröhlich. Muss ja komisch sein.
Die Tür klappt auf, und eine Frau mit weißem Kittel kommt herein.
»So, Herr Schamoni, jetzt muss ich Ihren Besuch leider nach draußen bitten. Ich werde Sie gleich noch einmal untersuchen, und außerdem brauchen Sie auch viel Ruhe.« Sie wendet sich an uns - und ihr strenger Blick bleibt an mir kleben. »Tiere sind hier nicht erlaubt! Bitte bringen Sie den Hund nicht mehr mit.«
Carolin schaut schuldbewusst. »Oh, das tut mir leid, wir gehen auch gleich. Aber Herkules hat Herrn Schamoni gestern entdeckt, deswegen dachte ich ausnahmsweise ...«
Die Frau schüttelt den Kopf. »Nein, keine Ausnahmen. Sie können gerne morgen wiederkommen, allerdings ohne den Hund.«
Carolin setzt mich auf den Boden und steht auf. »Also, Willi, dann wünsche ich Ihnen gute Besserung! Vielleicht schaue ich wirklich noch einmal vorbei.«
»Ja, das würde mich riesig freuen!« Er drückt noch einmal Carolins Hand zum Abschied.
Auch Marc Wagner reicht ihm die Hand. »Tschüss, Willi, gute Besserung!«
»Vielen Dank noch mal für den Besuch, lasst euch mal wieder blicken.«
Willi winkt kurz, dann stehen wir wieder auf dem Krankenhausflur.
»Wollen wir noch einen Kaffee trinken gehen?«
Carolin zögert. »Hm, weiß nicht, mit Hund ist man auf dem Krankenhausgelände nicht gerade gern gesehen.«
»Dann lass uns doch zum Hauptausgang gehen. Zwei Ecken weiter gibt es doch schon das erste Cafe.«
Und so kommt es, dass die beiden kurze Zeit später an einem gemütlichen Holztisch sitzen, während ich mich unter der dazugehörigen Bank zusammenrolle. Erst plaudern sie über irgendwelche Belanglosigkeiten, dann bekommt Carolins Stimme einen seltsam düsteren Klang.
»Marc, ich würde unser Treffen am Mittwoch gerne absagen.«
O nein! Das ist mit Sicherheit kein gutes Zeichen - und gerade jetzt, wo ich beginne, mich an den Tierarzt zu gewöhnen! Mist. Auch Marc ist nicht eben erbaut über diese Wendung.
»Aber warum denn? Ich denke, du hast dich schon auf das Konzert gefreut.«
»Ja, habe ich ja auch.« »Es ist wegen Nina, oder?«
»Nein. Das heißt, ein bisschen vielleicht. Also eigentlich ja.«
Marc schüttelt den Kopf. »Ich habe mir schon so etwas gedacht nach ihrem Auftritt im Park gestern. Ganz verstanden habe ich den aber nicht. Da war doch gar nichts zwischen Nina und mir. Gut, wir waren ein paar Mal aus - aber mehr nicht.«
»Das sieht Nina offenbar anders.«
»Ich hab's gemerkt. Warum, ist mir allerdings ein Rätsel. Ehrlich gesagt war unsere letzte Verabredung eher ein Desaster, danach hat sie sich nie mehr gemeldet.« Marc greift nach Carolins Hand. »Bitte, sag nicht ab. Ich möchte dich einfach mal privat kennenlernen. Nicht immer nur, wenn irgendein Notfall uns zusammenbringt. Ich finde dich wirklich sehr nett, und ich verspreche dir auch, mich höchst vorbildlich und wie ein Gentleman zu benehmen. Es wird keinen Grund zur Beanstandung geben.« Er hebt eine Hand in die Luft. »Großes Indianerehrenwort!«
Carolin lächelt, zieht aber ihre Hand aus seiner. »Wirklich, Marc. Ich habe mich über deine Einladung gefreut. Aber mein Leben war in letzter Zeit sehr anstrengend und kompliziert, und ich möchte nicht gleich in das nächste Problem schlittern. Nina ist meine beste Freundin, sie hat mir geholfen, als es mir sehr schlechtging - und das ist noch nicht allzu lange her. Ich finde dich auch sehr nett, aber vielleicht ist momentan nicht der richtige Zeitpunkt, um sich besser kennenzulernen.«
Jaul! Die blöde Nina! Es laufen noch genug andere Männer in der Stadt herum. Und Herr Beck hat doch schon festgestellt, dass Nina bisher nie Schwierigkeiten hatte, eine ganze Menge von ihnen kennenzulernen. Wieso muss sie uns also gerade hier in die Quere kommen? Marc sieht das offenbar genauso. Er guckt so gequält, als ob ihm der alte von Eschersbach gerade eins mit der Hundepeitsche übergezogen hätte.
»Und da kann ich gar nichts machen? Ich könnte doch mal mit Nina reden.«
Carolin schüttelt heftig den Kopf. »Nein, bitte mach das auf keinen Fall. Es ist ja nicht nur Nina. Ich habe die ganze Nacht
Weitere Kostenlose Bücher