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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ada Blitzkrieg
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man vorher noch hunderttausend Mal „Geh bitte nicht an den Bacon, Katze!“ sagen und doch mit Gewissheit davon ausgehen, dass sie sich nicht an diese Bitte hält, sondern den Bacon in einem unbeobachteten Moment heimlich luftdicht verpackt und in den Kühlschrank einräumt. Angeblich, damit er nicht so schnell schlecht wird. Klar! Neulich erwischte ich das Biest sogar auf frischer Tat beim Lügen. “Bist du die ganze Zeit daheim gewesen?”, frage ich sie beim Betreten der Wohnung. “Ja!“, sagte sie, und dann entdeckte ich den Clubstempel auf ihrer Pfote. Lügner! Man darf niemandem vertrauen und am wenigsten sich selbst.
    Mit Katzen ist es doch so: Irgendwann kommen diese plüschigen Süßwesen in unser Leben. Anfangs stellen sie nie eine größere Gefahr dar und konkurrieren in der Regel nur mit Hunden in drittklassigen TV-Formaten darum, wer jetzt intelligenter und liebenswerter ist. Diese mit Krallen und Vampirzähnen ausgerüsteten Nagetiere haben aber vermutlich nicht umsonst derartige Ausstattungen, die sie Tag und Nacht mit sich spazieren führen. Ein hochtechnisierter Körper mit einem strengem Atem und einem auffälligen Fischkonsum? Da musste noch etwas kommen! Ich würde das genauer im Auge behalten müssen.
    Das Internet hat dann in der Tat die Revolution ausgelöst. Wie bei jeder guten Revolution wurde darüber am meisten auf
Twitter
berichtet. Homevideos von Katzen, Webseiten über die fremden Wesen, unzählige
Tumblr
und auch heute befindet sich im
Wikipedia
Artikel über Katzen die befremdliche Aussage „Sie ist ein, seit mindestens etwa 9500 Jahren vom Menschen gehaltenes Haustier“ und ich frage mich immer, ob der Autor beim Verfassen des Satzes eine bestimmte Katze vor Augen hatte und ob sie heute noch lebt.
    Es gibt viele Katzen im Internet. Ja, man munkelt sogar, das Internet bestehe inzwischen zu neunzig Prozent aus Katzen und Katzenabbauprodukten.
Nyan Cat
ist meiner Katze aber leider ziemlich egal. Und ich bin mir sehr sicher, dass sie durch ihre dumme Ignoranz einen großen Trend verpasst. ALF ist nämlich nicht interessiert am Internet und ich versuche ihr deswegen dessen unermessliche Bedeutung verständlich zu machen. “Katze, du musst dich unbedingt überall anmelden!” Warum sie das müsse? Weil bald nichts mehr ohne Kontakte aus dem Web gehe, erwidere ich. Sie habe nichts zu sagen, meint sie flapsig und macht einen Fuck-You-Buckel. „Wenn du nichts zu sagen hast, dann halte doch auch sonst bitte den Mund, ja? Danke! Immer nur alles für dich rausplaudern ist doch doof, du Spinner! Du deprimierst mit deinem endlosen Genöle nur die Menschen in deinem direkten Umfeld. Bitte schmiere deine Motzparolen doch lieber ins Netz, dann schaffst du es vielleicht noch viel mehr Menschen mit deinem Mist abzufucken!“ Hinsichtlich dieser neuen Option wird das Tier plötzlich hellhörig und ihre Eidotter-Augen blitzen mich interessiert an.
    Was sie denn machen soll, fragt sie. Und ich antworte ihr: „Mach dir einen
Instagram
Account und lade Fotos von deinem Dosenfutter mit dem Hefe-Filter hoch! Am besten jeden Tag. Morgens, mittags und abends. Lachs, Forelle, Leber, Gans, Kalb, Rind, Lamm, Ente und Geflügel. Die Leute lieben das. Sie mögen Transparenz und wollen gerne wissen, was du so isst und wer du bist, Katze. Es sind die kleinen Dinge, die dich im Netz sympathisch machen. Du könntest auf diese Weise schnell viele Fans an dich binden. Und wenn du zum Beispiel mal einen Job brauchst, weil du einsiehst, dass es doch irgendwie ziemlich scheiße ist, wenn du hier ausschließlich auf meine Kosten lebst, dann findet sich bestimmt jemand unter deinen Followern, der dir irgendwie helfen kann in einer hübschen Firma anzufangen, die dann aber unter Umständen vor Monaten diesen einen
Tweet
gelesen hat, in dem du schriebst, dass du die ganze Nacht aufgeblieben wärst und mit einer offenen Thunfischdose vor dem Fernseher
Markus Lanz
geschaut hättest. Danach hättest du dich unkontrolliert auf den Boden erbrochen, wärst einfach weggegangen und hättest deine Mitbewohner die ganze Fischkotze aufwischen lassen. Das hast du
getwittert
. So ein Mensch bist du also, und die wissen das! Das ist auch das Internet, mein Freund! Aber, es ist dann dein Internet.“
    Am nächsten Tag sitzen wir zusammen vor dem flimmernden Bildschirm des neuen
MacBook Pro
meiner Katze und machen eine tiefgreifende Marktanalyse ihrer Zielgruppe. Ich hocke schnurrend auf der Tastatur, denn ich mag die Wärme des

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