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DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

DACKELKRIEG - Rouladen und Rap

Titel: DACKELKRIEG - Rouladen und Rap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ada Blitzkrieg
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brummenden Notebooks sehr gerne. Die Katze will aber lieber konzentriert arbeiten und scheucht mich genervt weg. Also zeige ich ihr den Mittelfinger, gehe mir in der Küche eine Stückchen Wurst holen und alles ist wieder gut. Als ich das Arbeitszimmer wieder betrete, in dem ALF bereits fleißig alle neunzigmilliarden Katzenvideos auf
YouTube
studiert hat, sagt sie mir nebenbei, dass
Upps! Die Pannenshow
über Leute wie sie sei und hat wie immer Recht. Das sehe ich ein. Das Internet ist über Leute wie meine Katze. Sie hätte über Nacht nachgedacht und sich einige Ideen der
Piratenpartei
und der Berliner
Spackeria
durch den Kopf gehen lassen und sei jetzt damit absolut d'accord. Total dafür.
Post-Privacy
, Netzwerke, Bloggerinnentreffen, Internetkonferenzen, Web-Seminare, DIY-Anleitungen aus dem Internet, Web-Radio, Social-Media Berater, SEO, Partykalender und generell Soziales. Ihr neues
iPhone
hört an diesem Tag gar nicht mehr auf zu vibrieren und ich bitte sie den Klingelton endlich von
Science Fiction
auf
Piano-Riff
umzustellen. Das hält doch kein Mensch aus! Die Katze nervt mich plötzlich. Ich lasse die Schlafzimmertür in der folgenden Nacht absichtlich geschlossen und lache beim Einschlafen so laut, dass es bis ins Wohnzimmer zu hören ist, in dem die Katze mit offenen Augen vor der ausgedrehten Heizung liegt und friert.
    Am nächsten Tag melden wir die Katze bei
Facebook
an und richten ihr einen
Twitter
-Account ein. Bei
XING
möchte sie lieber ihren echten Namen angeben. Geschäft ist eben Geschäft, sagt sie und legt sich ein Profil bei
Google
an. Ihren Reader füllt sie sich mit spannenden Blogs. Am meisten interessieren sie Netzpolitik,
Fefe
und so etwas wie
kinox.to
. Wir gestalten zusammen einen durchdachten Businessplan, denn wir wollen sie hoch hinaus bringen. Der Streit vom Vortag scheint vergessen und wir kennen unser Ziel für das kommende Geschäftsjahr. Im Internet ist immer genau die richtige Zeit und der richtige Ort ist dort sowieso. Nur eben die falschen Leute, aber das ahnte 2012 noch niemand.
    „Was willst du denn mal im Internet werden, Katze? Vielleicht Modebloggerin? Seine eigenen Klamotten zu fressen und als formschönen Ball wieder auszuwürgen ist aber keine gute Voraussetzung, um in dieser Branche erfolgreich Fuß zu fassen!“ Ich sage ihr das recht deutlich und sie reagiert wie immer ziemlich angepisst und streitsüchtig. Sie sei doch keine verdammte Modebloggerin und ich solle aufhören mit meinen blöden Vorurteilen, ich scheiß Hipster! Sie sehe sich als eine Art Fashion-Magazin mit philosophischem Tiefgang und das unterscheide sich von einem ordinären Modeblog durch die Qualität der Beiträge, den monetären Wert der Bestechungsgeschenke, sowie das Fischgrätenparkett in ihrem Arbeitszimmer. Seit wann sie denn ein Arbeitszimmer habe, frage ich etwas verdutzt. Sie erwidert in ruhigem aber herrischem Ton, sie würde jetzt meines besitzen. Pech gehabt! Ich wäre genau wie das Internet. Wie die Leute die sie immer dafür anficken, wenn sie eine gute Idee hat. Ich sei ein Bremser und ein Neider, sagt sie und notiert auf ihren Businessplan KATZENFUTTER, YOUTUBE, JUSTIN BIEBER, EIGENE WOHNUNG.
    Ob ich sehr neidisch sei, will sie von mir wissen. Immerhin sei sie eine Katze und dazu noch total schön und das alles. Damit gehöre sie im Internet zu den privilegierten Nutzern. Wenn ihre witzigen
YouTube
-Videos genug Klicks generieren, möchte sie sich ein schnelles Auto kaufen. Einen richtigen Spritfresser. Wer nicht?

Unsmartphone
    Ich gucke eigentlich rund um die Uhr auf mein Unsmartphone. Wir scheinen eine Art siamesisches Zwillingspaar zu sein. In unserem sehr speziellen Fall raten Mediziner aber dringend von einer Trennungs-OP ab. Der Eingriff wäre viel zu kompliziert und überhaupt sei unklar, ob unsere Organismen getrennt lebensfähig wären. Ich möchte nicht, dass mein Unsmartphone stirbt und verzichte daher auf den überflüssigen Eingriff. Inzwischen haben wir Zwei uns mit der Situation recht gut arrangiert. Es ist eben alles eine Frage der guten Planung.
    Wenn ich gerade ausnahmsweise mal nicht auf mein Unsmartphone gucke, dann nur weil ich dem sozialen Druck der Normalität nachgeben muss, um den Anschein zu erwecken, irgendwie auch in diesem geselligen Reallife zu existieren. Was natürlich nur eine plumpe Lüge meinerseits ist, denn mein Unsmartphone ist weitaus interessanter als alles was in der realen Welt passiert oder passieren könnte. Kriege erlebe ich durch

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