Daddy, Komm Zurueck!
klassischen Konzert?” wunderte sich Faye. „Wo hast du gesessen?”
„Ehrlich gesagt, war ich nicht im Konzert”, antwortete Kendall nach einer kleinen Pause. „Ich wusste, dass du hier sein würdest, weil ich dabei war, als du die Karte gekauft hattest. Ich habe draußen gewartet.”
Es war schön, dass er sie unbedingt sehen wollte, aber die kleine Lüge störte sie.
„Ich habe dich vermisst”, gestand er.
„Ich dich auch.”
„Es gibt ja noch das Fernsehen”, meinte er mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.
„Fernsehen?”
„Gestern Abend. Was hältst du davon?”
Da fiel ihr ein, dass Kendall Gast in einer Talk-Show gewesen war, die am Vorabend gezeigt worden war.
„Ist schon gut”, warf er ein. „Wahrscheinlich konntest du sie nicht anschauen, weil er dabei war.”
Durch seinen lockeren Ton ließ sie sich nicht täuschen. Kendall war stolz auf seine Fernsehauftritte. Faye fand das ganz amüsant, und sie hatte ihn immer sehr gelobt, während er sich in ihrer Bewunderung sonnte. Sie hätte sich eine überzeugende Ausrede einfallen lassen sollen, aber plötzlich hatte sie keine Lust auf Notlügen.
„Nein, Kendall, Garth war gestern gar nicht zu Hause. Aber ich habe momentan so viel zu tun, dass …”
„Dass du an mich keinen Gedanken verschwendest”, beendete er den Satz für sie. Er sprach mit einer künstlichen Fröhlichkeit.
„Bitte …”
„Vergiss es. Ich bin sicher, dass du dich gerade in einer schwierigen Lage befindest. Macht dein Mann dir das Leben schwer?”
„Eigentlich nicht. Er verhält sich den Kindern gegenüber gut. Es ist schön, ihn mit Cindy zu beobachten. Sie blüht unter seiner Aufmerksamkeit auf. Mit Adrian versteht er sich ebenfalls besser. Ich habe allerdings das Gefühl, dass er die Kinder benutzt.”
„Vielleicht will er sich wirklich bessern, weil er Angst hat, im Alter allein zu sein”, vermutete Kendall.
„Garth hat vor nichts Angst. Er hat zu viel Selbstvertrauen. Er ist… Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.”
Es hatte keinen Zweck zu versuchen, Garth zu beschreiben. Je mehr sie sich bemühte, desto weniger gelang es ihr. Da erinnerte sie sich, dass Kendall sich ärgerte, wenn er zu viel über Garth hörte. „Erzähl mir, wie es dir geht.”
„Im Moment verläuft mein Leben ruhig. Ich arbeite und denke an dich.”
„Bist du mit deinem Buch fertig?”
„Ich sagte dir doch schon beim Fußballspiel, dass ich fertig bin.”
„Ach ja, natürlich. Tut mir Leid, dass ich es vergessen habe. Bist zu zufrieden damit?”
„Du weißt, dass ich niemals mit meinen Texten zufrieden bin.”
„Ja, du änderst alles bis zur letzten Minute um.”
Sie fragte ihn noch weiter über sein Buch, bis das Thema erschöpft war.
Krampfhaft suchte sie nach einem ne uen, als sie merkte, was sie tat. Kendall und sie hatten immer interessanten Gesprächsstoff gefunden. An diesem Abend stimmte etwas nicht.
Außerdem war sie im Moment nicht so wie sonst. Wenn die Lage wieder normal wäre, würde zwischen ihnen alles wieder in Ordnung sein.
„Es ist schon spät”, meinte sie schließlich, „ich sollte nach Hause gehen.”
„Ich bringe dich noch zum Wagen.”
Sie hakte sich bei ihm ein, und die Stimmung zwischen ihnen war so angenehm wie immer. Das war aber nicht mehr genug. Als sie am Auto angekommen waren, bat sie ihn fast verzweifelt: „Gib mir einen Kuss.”
Kendalls Kuss erregte sie allerdings kein bisschen, und sie fragte sich, ob er es je getan hatte.
„Faye, …” flüsterte Kendall gespannt.
„Küss mich noch einmal”, bat sie.
„Besser nicht. Du bist mit den Gedanken nicht bei der Sache. Wie ich dir schon sagte, will ich entweder alles oder nichts. Gute Nacht, Faye.”
Während sie ins Haus ging, hörte Faye Garths Stimme. Er telefonierte, und sie war froh darüber, da sie jetzt nicht mit ihm reden wollte. Sie ging direkt in ihr Zimmer.
Nach einer Dusche fühlte sie sich besser. In einen Bademantel gehüllt, ging sie in ihr Schlafzimmer. Sie war noch völlig aufgewühlt.
Heute Abend war etwas anders gewesen als sonst, und Kendall hatte es auch bemerkt. Alles nur wegen Garth, denn als der sie geküsst hatte, hatte ihre Reaktion sie völlig überrascht. Wäre sie darauf vorbereitet gewesen, dann hätte sie ihre Gefühle unterdrücken können. So aber kamen die Erinnerungen zurück.
Deshalb hatte sie versucht, sich ihm zu nähern, aber er hatte sie nicht gewollt. Sie hatten sich zu sehr voneinander entfernt.
Sie
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