Daddy, Komm Zurueck!
Rest des Tages war sie danach nicht mehr zu gebrauchen. Wenn jemand zu ihr sprach, erwachte sie wie aus einer Trance, und den Kunden gab sie das Wechselgeld falsch heraus. Ihr Chef tadelte sie, aber Faye hörte seine Worte kaum. Sie schwebte im siebten Himmel.
Am nächsten Morgen wartete Garth am Zaun auf sie.
„Ich wollte dich gestern nicht erschrecken”, meinte er rau.
„Das hast du nicht. Ich war nur … überrascht.”
„Überrascht? Ein hübsches Mädchen wie du?”
Sie konnte es nicht fassen! Er hatte sie hübsch genannt.
Sie gingen ins Kino, aber zu Fayes größter Enttäuschung küsste er sie nicht, sondern legte nur ihre Hand an seine Wange. Sie war unglücklich, weil sie dachte, er fände sie langweilig. Doch er lud sie wieder ein, und bei der dritten Verabredung kam es zum ersten Kuss. Sie dachte damals, es könnte nichts Herrlicheres auf Erden geben.
Doch es gab noch eine Steigerung. Beim Gedanken an ihr erstes Mal, traten ihr auch viel später noch Tränen in die Augen. Der junge Garth verfügte zwar über mehr Kraft als Geschicklichkeit, aber er war liebevoll und zärtlich und behandelte sie wie eine Kostbarkeit.
„Geh noch nicht!” bat er, als sie sich anzog.
„Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich den letzten Bus”.
„Ich begleite dich, ich will dich noch nicht gehen lassen.”
„Aber es fährt sonst kein Bus mehr”, wandte sie ein und betete ihn dafür an, dass er sich nicht von ihr trennen wollte.
Zuletzt ging er mit Faye zur Haltestelle, wo er sie fest umschlungen hielt, bis der Bus kam. Sie setzte sich nach hinten, und er legte die Hände von außen gegen das Fenster. Als der Bus losfuhr, blieb Garth stehen und schaute Faye nach, bis der Bus um die Ecke bog.
Wenn sie sich nicht liebten, redeten sie miteinander. Er erzählte ihr von seinem Traum, einmal sein eigener Herr zu sein. Ein Bauunternehmer mit einer kleinen Firma, die langsam wachsen sollte. Nach oben gab es keine Grenzen. Faye konnte sich nicht erinnern, dass auch sie Vorstellungen von ihrem Leben geäußert hatte.
Aber damals war er alles, was sie wollte.
Und dann erzählte sie ihm von ihrer Schwangerschaft.
„Im nächsten Monat habe ich eine Woche frei”, schlug er sofort vor. „Dann können wir in die Flitterwochen fahren.”
„Flitterwochen?” wiederholte sie, erstaunt und glücklich.
„Meinst du, wir sollen heiraten?”
„Natürlich werden wir heiraten!”
Damals war sie zu glücklich, um sich daran zu stören, dass er sie gar nicht fragte, sondern einfach bestimmte, dass sie heiraten würden. Sie wollte unbedingt seine Frau werden.
Die Hochzeit fand standesamtlich statt, und sie verbrachten die Flitterwochen am Meer in einem geliehenen Wohnwagen, der allerdings schon bessere Zeiten gesehen hatte. Da sie fast kein Geld hatten, machten sie lange Spaziergänge am Strand, aßen nur preiswerte Gerichte und liebten sich immer wieder. Es war eine wunderbare Zeit, und Faye war sicher, dass ihre Ehe gut gehen würde.
Damals war sie allerdings so blauäugig zu glauben, dass ihre Liebe ewig halten würde. Außerdem hatte sie Garths wahren Charakter noch nicht kennen gelernt.
Der führte schließlich dazu, dass alles zerbrach, was sie glücklich gemacht hatte.
Und jetzt waren sie am Ende dieser langen Geschichte angekommen, und Faye hatte im Dunkeln die Fahrt nach Elm Ridge gemacht, um ihm gegenüberzutreten.
Garth folgte ihr ins Wohnzimmer und wartete. Die Atmosphäre war spannungsgeladen, und Faye hatte das Gefühl, als wäre alles doch nicht so einfach, wie sie gedacht hatte. Um Zeit zu gewinnen, zog sie ihren Blazer aus, unter dem sie ein ärmelloses, olivgrünes T-Shirt trug. Eine Kette schmückte ihren schlanken Hals.
Garth sah sich die Kette genauer an. Echtes Gold, wenn er seinem Urteil trauen durfte. Schlicht, jedoch sehr teuer. Diese Kette hatte sie sich bestimmt nicht selbst gekauft, und sie war auch nicht eines der Geschenke von ihm, die sie fast alle zurückgelassen hatte.
Faye hatte außerdem ein dezentes Parfüm aufgelegt. Deutlicher als ihre Aufmachung führte der raffinierte Duft ihm vor Augen, dass er diese Frau nicht mehr kannte.
„Du hast dir den richtigen Moment ausgesucht, um vorbeizukommen”, bemerkte er. „Ich wollte gerade ins Bett gehen.”
„Ich bin erst jetzt gekommen, weil ich weiß, dass du normalerweise spät von der Arbeit nach Hause kommst. Ich hoffe, ich störe nicht. Vielleicht hast du Besuch?”
„Du meinst eine Frau? Nein. Auch wenn du mir vielleicht
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