Daddy, Komm Zurueck!
nach Newcastle bringen. Es handelt sich um einen Notfall. Wenn Garth herausbekommt, dass Sie mir nicht geholfen haben, dann weiß ich nicht, was er tun wird.”
Bill war nervös. „Könnte Garth das nicht bestätigen?”
„Nein, leider nicht”, behauptete sie fest. „Es geht um Leben und Tod, und wir dürfen keine Zeit verlieren.”
„Gut, Mrs. Clayton, aber es macht Ihnen doch sicher nichts aus, wenn ich ihn anrufe.”
„Er ist nicht zu erreichen. Außerdem würde ich gerne dabei sein, wenn sie ihn aus einer wichtigen Besprechung herausholen, um ihn zu fragen, ob seine Frau eine Lügnerin ist.” Sie’brachte sogar ein Lachen zu Stande. „Nun, es geht um Ihren Kopf.”
„Ja”, gab er zu. „Also, wenn Sie meinen.”
„Die Verantwortung liegt bei mir. In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.
Lassen Sie den Motor schon an.” Sie legte auf und lehnte sich gegen die Wand, weil sie vor Anspannung zitterte. Sie hatte gesprochen, die schüchterne Faye, die immer in Garths Schatten gestanden hatte.
Die Kinder wollten nicht nach Hause gehen, sondern bei ihrem Freund bleiben.
Faye rief Nancy an und bat sie, in die Klinik zu kommen.
„Es ist nicht Daddys Fehler”, versicherte sie den Kindern. „Es gab ein Missverständnis, und das will ich aufklären.”
Sie wünschte, sie wäre halb so zuversichtlich, wie sie zu sein vorgab.
Kaum war Nancy in der Klinik angekommen, fuhr sie zum Flughafen. Vor lauter Nervosität hatte sie Magenschmerzen. Sie hatte keine Idee, was sie in Newcastle erwartete. Garth hatte wieder mal versucht, seine Familie abzublocken, und wenn sie bei seiner Versammlung hereinplatzte, würde er sicher wütend sein.
Am Flughafen wurde ihr Wagen geparkt. Dann wurde ihr mitgeteilt, dass Bill startbereit sei. Die Maschine lief schon, und einige Minuten später waren sie in der Luft.
„Wenn wir landen, wird ein Auto auf sie warten”, teilte Bill ihr mit.
„Danke Bill, Sie sind sehr hilfsbereit.”
„Das meint Mr. Cla yton auch”, entgegnete Bill düster.
„Was wird er bloß nach dem heutigen Tag von mir halten?”
„Ich sagte Ihnen doch, dass er einverstanden ist.”
„Das mag schon sein.”
„Sie erklären ihm nur, dass sie mir geglaubt haben. Ich nehme alles auf mich.”
Der Wagen wartete wie versprochen auf sie, und kurze Zeit später befand sie sich bei Garths Kunden. Der Mann an der Information fragte sie nach ihren Wünschen.
„Ich muss unbedingt Mr. Clayton sprechen. Ich bin seine Frau, und es ist äußerst dringend.”
Die selbstsichere Art, mit der sie sprach, erzielte sofortige Wirkung. Der Mann zeigte ihr den Aufzug mit dem Hinweis: „Oberster Stock.”
Dort saß eine junge Frau am Empfang. Sie stand auf und versuchte, Faye den Weg abzuschneiden. „Es tut mir Leid, aber ich darf niemanden durchlassen”, sagte sie lächelnd, aber unerbittlich.
Faye lächelte ebenfalls. „Wenn Sie mich nicht sofort vorbeilassen, schreie ich.”
„Dann muss ich die Sicherheitskräfte rufen.”
„Das können Sie gerne tun”, meinte Faye freundlich. Sie kontrollierte jetzt das Geschehen. Um jemanden zu rufen, müsste die Frau ihr aus dem Weg gehen.
Zu spät erkannte sie das und zögerte kurz zwischen dem Schreibtisch und Faye.
Dieser Moment reichte, und Faye ging an ihr vorbei. Sie hörte noch, wie sie jemanden anrief und beeilte sich, damit niemand sie einholen konnte.
Dann kam Lysandra und stellte sich ihr in den Weg. Sie hielt -wie zur Verteidigung - einen Ordner vor der Brust und wirkte selbstbewusst. Bei genauerem Hinsehen merkte Faye jedoch, dass sie blass und unsicher aussah. Ihre Hände waren weiß, und sie wirkte verärgert und ängstlich zugleich.
„Lassen Sie mich vorbei”, verlangte Faye ruhig.
„Auf keinen Fall. Garth will nicht gestört werden.”
„Das spielt keine Rolle. Ich sage es zum letzten Mal: Gehen Sie mir aus dem Weg.”
Lysandra rührte sich nicht von der Stelle, und für einen kurzen Moment verlor Faye fast den Mut. Dann erinnerte sie sich an Cindys verzweifeltes Schluchzen und an Adrians Anspannung und wusste, dass nichts und niemand sie mehr aufhalten konnte.
Blitzschnell packte sie Lysandras Ordner und warf ihn auf den Boden. Lysandra schnappte nach Luft, bückte sich und besann sich dann. Aber es war zu spät. Faye packte sie an den Schultern, drehte sie weg und marschierte weiter.
Doppeltüren lagen vor ihr. Faye ging hindurch und gelangte in einen großen Raum, der von einem riesigen Tisch beherrscht wurde. Dort befanden
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