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Dämenkind 2 - Kind der Götter

Dämenkind 2 - Kind der Götter

Titel: Dämenkind 2 - Kind der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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allein ihm zu. Falls Medalons Bürger in der vorherigen Frohinia eine Tyrannin erblickt hatten, so mochten ihnen künftig die Worte fehlen, um die neue Frohinia zu beschreiben.
    Er hatte ein langes Verzeichnis der Opfer, die zuerst unter der Ersten Schwester zu leiden haben sollten, sobald er frei handeln durfte. Männer, die ihm Geringschätzung gezeigt, Frauen, die ihn verspottet hatten: Allesamt würden sie büßen müssen.
    Den Anfang beabsichtigte er mit Tarjanian Tenragan zu machen.
    Zu seinem Glück deckte sich dieser heiße Wunsch mit den Plänen der Karier, sodass schon heute ein entsprechender Befehl – unter dem Siegel der Ersten Schwester – ergehen konnte. Sobald die Tinte trocken war, sollte ein Sendbote das Schriftstück zu Hochmeister Jenga an der Nordgrenze bringen. Die Anweisung lautete, Tarjanian Tenragan unverzüglich in Haft zu nehmen und ihn den Kariern auszuliefern, die ihn wegen der Ermordung des Gesandten Pieter sowie des Priesters Elfron vor Gericht stellen würden. Loclon hätte es vorgezogen, selbst ein wenig bei Tenragans Zermalmung tätig werden zu können, doch immerhin hatten die Karier vor, ihn lebendigen Leibes zu verbrennen. Diese Vorstellung bereitete Loclon beträchtliche Genugtuung, und nur die Tatsache, dass er kein Augenzeuge der Verbrennung sein durfte, trübte ihm die Vorfreude.
    Noch mehr Missliebige würden seinen Zorn zu spüren bekommen, aber ihre Zertretung konnte warten. Nach Tenragan hätte er sich liebend gern R'shiel vorge
    knöpft. Zu seinem Bedauern hatte er, was sie anbetraf, jedoch nur äußerst beschränkte Möglichkeiten.
    Wenn Terbolt die Zitadelle verließ, sollte R'shiel, ob freiwillig oder unfreiwillig, ihn begleiten. Durch die Pläne, die die Karier mit R'shiel hatten, fühlte Loclon sich arg hintergangen. Ihm war Rache versprochen worden, und nun wurde sie ihm verweigert. R'shiel war in Gefangenschaft, sicherlich, aber man konnte schwerlich behaupten, dass sie leiden musste. Regelmäßig erhielt sie gute Nahrung, ja, Terbolt und die Geistlichen begegneten ihr sogar mit einer gewissen Achtung. Die Halskette, die ihr umgelegt worden war, bereitete ihr nur dann Schmerzen, wenn sie sich der Harshini-Magie zu bedienen versuchte, doch hatte sie sich offensichtlich schnell darauf eingestellt, diese Mätzchen zu unterlassen. Alles in allem besehen, befand sie sich in eher als angenehm zu bezeichnender Haft, die in überhaupt keinem Vergleich zu dem stand, was Loclon mit ihr im Sinn hatte. Wenn er in Bezug auf diese Hexe etwas unternehmen wollte, so musste es bald geschehen.
    Loclon erachtete es als günstig, dass die Karier Gewohnheitstiere waren: Xaphista war ein anspruchsvoller Götze, deshalb versammelten die Karier sich jeden Abend, sobald das rätselhafte Dunkeln der Zitadelle einsetzte, in den von Herzog Terbolt beschlagnahmten Gemächern, um mindestens eine Stunde lang zu beten. Während dieser Stunde bewachten lediglich zwei Hüter R'shiel, und als Erste Schwester konnte Loclon die Männer ohne weiteres fortschicken.
    Voller Erwartung seufzte er vor sich hin. Der Sonnen untergang stand kurz bevor. Wenn er sich angekleidet hätte, würden Terbolt, Garanus und ihre Begleiter schon andächtig auf den Knien vor ihrem Gott buckeln. Loclon wusste, es wäre Narrheit, R'shiel zu töten, doch wenigstens für ein Stündchen wollte er an ihr die Rache, die ihm so gründlich gebührte, weidlich genießen.
    R'shiel stand am Fenster, als Loclon sie aufsuchte. Ihr erlesenes Profil zeichnete sich gegen den Sonnenschein ab. Das prachtvolle, dunkelrote Haar hing locker herab. Es reichte bis zu den Hüften und war anscheinend auf Hochglanz gebürstet worden: In diesen Tagen hatte das Weib ja wenig anderes zu tun. Sie trug eine Kluft aus dunklem weichem Leder, die sich der gertenschlanken Gestalt eng anschmiegte.
    Wäre Loclon nach wie vor ein Mann gewesen, hätte ihr Anblick ihn erregt. Das jedoch war in der Vergangenheit stets der Fehler gewesen. Er hatte seine Gier nach dieser Frau über den Verstand siegen lassen. Dieses Mal sollte es nicht so geschehen. Jetzt wohnte er in einem Frauenkörper, und die Lüsternheit, die ihm früher zum Verhängnis geworden war, glich bloß noch einem belanglosen Nachklang.
    Beim Geräusch der Tür drehte R'shiel sich um und richtete sich unwillkürlich zu voller Körpergröße auf, als Loclon eintrat.
    »Was willst du?« Ihr Tonfall bewies mehr Ärger als Furcht. Das musste sich ändern.
    »Ich komme, um dir ein paar Fragen zu

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