Dämenkind 2 - Kind der Götter
stellen«, antwortete Loclon und stellte den großen, verhangenen Vogelkäfig, den er dabeihatte, auf dem Fußboden ab.
»Stelle sie dort, wo du stehst«, verlangte R'shiel und verschränkte abweisend die Arme.
»Deine Lage gestattet es dir schwerlich, mich umherzuscheuchen, R'shiel.«
»Und deine Lage erlaubt es dir wohl kaum, dem Willen deiner karischen Herren zu trotzen. Weiß Terbolt, dass du hier bist? Nein, sicher nicht. Er widmet sich dem Abendgebet, stimmt's? Du bist zu feige, um dir irgendetwas herauszunehmen, wenn du befürchten müsstest, dass er dich dabei ertappt.«
Angesichts ihrer Verachtung musste Loclon seine Wut mühselig bezähmen. »Mir ist Terbolts Meinung einerlei.«
»Sie sollte für dich von Bedeutung sein. Hast du inzwischen einmal nach deinem Körper geschaut, Loclon? Ist er wirklich wohlauf? Füttert man ihn? Wendet man ihn in regelmäßigen Abständen, damit er nicht wund wird? Oder traust du etwa den Kariern blindlings über den Weg?«
»Schweig still!«
Sie lächelte und beging damit einen großen Fehler. Es behagte Loclon keinesfalls, belächelt zu werden. Aber er sollte noch seinen Spaß haben. Anstatt ihr eine Antwort zu geben, zog er die Verhüllung von dem Vogelbauer.
Ein Schreckenslaut entfuhr R'shiel. Inmitten des Käfigs kauerte, zusammengeduckt zu einem Knoten aus Armen und Beinen, der eingefangene dämonische Kobold, seine großen schwarzen Augen spiegelten Grausen.
Loclon sah R'shiels Miene und erkannte augenblicklich, dass er das richtige Mittel gefunden hatte, um sie zu quälen.
»Ein gar putziges Tierchen, nicht wahr?«
»Lass sie frei!«
»Du weißt, dass das völlig unmöglich ist. Magst du nicht danach fragen, wie wir sie gefangen haben?«
»Ich habe beobachtet, wie die Ärmste gefangen worden ist. Wie haltet ihr sie in dem Käfig fest?«
Loclon hob die Schultern. »Keine Ahnung. Die Priester haben die Spitze eines ihrer Stäbe auf der Oberseite des Käfigs befestigt, da, siehst du's …? Dadurch wird irgendwie das Gitter verwandelt. Möchtest du die Wirkung sehen?«
»Nein.«
»Ach, aber du musst sie einfach sehen«, beharrte Loclon mit boshaftem Schmunzeln.
Er stieß mit dem Fuß nach dem Geschöpf, das unwillkürlich zurückschrak, aber der Käfig war zu klein, sodass es an das Eisengitter stieß. Vor Schmerz schrie der Dämon auf und sprang fort von den Stangen, prallte jedoch sogleich gegen die Vergitterung der anderen Käfigseite, die ihm neue Schmerzen bereitete. In Loclons Ohren klang das schrille Geschrei wie die schönste Melodie.
Zwei oder drei Anläufe brauchte das Wesen, um sich wieder in der Mitte des Käfigs zu einem Bündel niederzuducken, der einzigen Haltung, die ihm Abstand vom Gestänge gewährte. Danach schlotterte es nur noch haltlos; stumm rannen ihm die Tränen aus den feuchten schwarzen Augen.
»Willst du noch einmal zuschauen?«, fragte Loclon.
»Lass das!« Mit wenigen Schritten durchmaß R'shiel das Zimmer, packte ihn an den Haaren und zwang ihn
hinab auf die Knie. Weder gab Loclon einen Laut von sich, noch entbot er Gegenwehr.
Stattdessen streckte er schlichtweg das Bein aus und trat gegen den Käfig, der umkippte. Auf diese Weise warf er den Dämon erneut ans Gitter.
R'shiel wirbelte herum und sprang zu dem Käfig, aber sie konnte die mit xaphistischer Magie aufgeladenen Gitterstangen ebenso wenig berühren wie der Dämon. Die Magie der Xaphista-Priester wirkte am stärksten gegen jene Wesen, die selbst Zauberkräfte durch ihr Inneres zu leiten verstanden. Folglich bestand für R'shiel keinerlei Aussicht, das rundum gebannte Lebewesen befreien zu können. Tatenlos musste sie auf dem Boden vor dem Käfig knien und dem Leiden des Geschöpfs zusehen.
Loclon stand auf und lachte vor sich hin, denn ihm war gänzlich klar, dass ihre Bestrebungen, den Käfig zu öffnen, fruchtlos bleiben mussten. Schon das Berühren der Verriegelung bereitete ihresgleichen Pein. Sie hörte seine Bewegungen, wandte sich um und blickte ihm ins Gesicht. Der Schmerz in ihren Augen erfüllte seine schönsten Erwartungen.
»Nur zu, versprühe getrost dein Magie-Gift gegen mich, wenn du es denn kannst …«
R'shiel starrte den umgefallenen Käfig an. Der Dämon heulte vor Schmerzen. Sie entbehrte jeglicher Möglichkeit, ihm zu helfen. Sie konnte das Behältnis nicht einmal aufrichten, um ihm die Berührung mit den Gitterstäben zu ersparen.
Ganz langsam erhob sie sich, als sähe sie die Aussichtslosigkeit der Umstände ein.
»Was, so rasch
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