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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und ihre Brut zum Beispiel, wenn sie erfuhren, daß sie Webb den Ameses vorgezogen hatte, wo sie doch im selben Verwandtschaftsgrad zu Lucinda standen. Jessie würde ebenfalls Grund haben, zornig zu sein, denn sie war eine Davenport und direkte Verwandte; aber so sehr sie das Mädchen auch liebte, so wußte Lucinda, daß sie ihr Davenport nicht überlassen durfte. Webb war die beste Wahl, und er würde sich auch um Jessie kümmern.
    Schweigend beobachtete sie das kleine Drama, das sich auf der Schaukel abspielte, und erkannte, daß Webb diese Schlacht gewonnen hatte. Der Junge besaß bereits die Instinkte eines Mannes, und zwar einer wahren Autorität. Jessie schmollte, aber er ließ sich nicht von ihr erweichen. Er fuhr fort, Roanna zu trösten, die es wie üblich geschafft hatte, irgendwelche Probleme zu verursachen.
    Roanna. Lucinda seufzte. Sie fühlte sich nicht mehr jung genug, um sich der Erziehung einer Siebenjährigen zu widmen, aber das Kind war Davids Tochter, und niemals würde sie sie im Stich lassen. Schon aus Fairneß hatte sie sich um sie zu kümmern, aber lieben konnte sie Roanna einfach nicht so wie Jessie oder Webb, der nicht mal ihr Enkel war, sondern ein Großneffe.
    Obwohl sie ihrer Tochter Janet jede erdenkliche Unterstützung gewährte, als deren Schwangerschaft bekannt wurde, hatte Lucinda bestenfalls erwartet, das Baby tolerieren zu können, sobald es einmal da war. Eigentlich hegte sie eine stattliche Menge Vorurteile wegen der Schande, die es repräsentierte. Statt dessen hatte sie einen Blick auf das winzige, wunderschöne Gesichtchen ihrer Enkelin geworfen und sich auf der Stelle in sie verliebt. Oh, Jessie war ziemlich temperamentvoll und alles andere als fehlerlos, aber Lucindas Liebe hatte nie auch nur einen Moment lang gewankt. Jessie brauchte Liebe, unendlich viel davon, sie saugte jedes bißchen Zuwendung und Lob in sich auf. Nicht, daß sie in dieser Beziehung irgendwie zu kurz gekommen wäre, ganz im Gegenteil. Vom Augenblick ihrer Geburt an war sie geknuddelt, geküßt und nach Strich und Faden verwöhnt worden, aber trotzdem konnte sie nie genug bekommen. Kinder spüren schon sehr früh, wenn etwas in ihrem Leben nicht stimmt, und Jessie war ganz besonders helle; mit zwei Jahren fing sie bereits an zu fragen, warum sie keinen Daddy habe.
    Und dann gab es da noch Roanna. Wieder seufzte Lucinda. Es hatte sich als ebenso schwierig herausgestellt, Roanna zu lieben, wie es ihr bei Jessie leichtgefallen war. Die beiden Cousinen könnten nicht gegensätzlicher sein. Roanna hielt nie lange genug still, als daß man sie hätte an sich drücken können. Sobald man sie hochnahm, um sie ein wenig zu hätscheln, zappelte sie auch schon, weil sie wieder runtergelassen werden wollte. Und sie war auch nicht so hübsch wie Jessie. Roannas eigenartig unausgewogene Gesichtszüge paßten einfach nicht in ihr kleines Antlitz. Ihre Nase war zu lang, ihr Mund zu breit, die Augen zu eng beisammen, die Augenwinkel leicht schräg. Ihr Haar, mit dem für Davenports so untypischen Rotschimmer, wirkte ewig zerzaust. Egal, was sie anhatte, sie brauchte keine fünf Minuten, um die Sachen zu ruinieren. Natürlich schlug sie der Familie ihrer Mutter nach und war eindeutig ein Unkraut im gepflegten Garten der Davenports. Lucinda hatte wirklich genau hingesehen, aber beim besten Willen keine Ähnlichkeit mit David bei dem Kind gefunden: jetzt wäre eine solche Ähnlichkeit doppelt kostbar gewesen, hätte sie denn existiert.
    Aber sie würde, was Roanna betraf, ihre Pflicht erfüllen und sich bemühen, sie in ein halbwegs zivilisiertes Wesen zu verwandeln, einen Menschen, dessen sich die Davenports nicht zu schämen brauchten.
    Ihre Hoffnungen jedoch – und die Zukunft – lagen bei Jessie und Webb.

2
    Lucinda, die in Janets Schlafzimmer saß und langsam die persönliche Habe ihrer Tochter verpackte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sowohl Yvonne als auch Sandra hatten angeboten, das für sie zu übernehmen, was aber keinesfalls in Frage kam. Es wäre ihr peinlich, wenn jemand ihre Tränen, ihren Kummer sähe; und nur sie konnte wissen, welche Erinnerungsstücke sie aufbewahren oder wegwerfen wollte. Dasselbe hatte sie bereits in Davids Haus erledigt, hatte zärtlich seine Hemden zusammengefaltet, Hemden, die noch einen Hauch seines Rasierwassers trugen. Auch um ihre Schwiegertochter weinte sie; Karen war sehr beliebt gewesen, eine fröhliche, liebevolle junge Frau, die David sehr glücklich gemacht

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