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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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erwiderte er gelassen. »Iß trotzdem.« Aufgrund ihres mangelnden Appetits war sie mit siebzehn immer noch klapperdürr und kaum entwickelt. Außerdem ging Roanna nie irgendwo bloß hin. Sie rannte normalerweise, hüpfte, schlitterte und schlug gelegentlich sogar das eine oder andere Rad. Wenigstens hatte sie sich über die Jahre so weit eingelebt, daß sie ihre Nächte nun in demselben Bett verbrachte und er nicht mehr jeden Morgen nach ihr das Haus durchstöbern mußte.
    Weil Webb den Toast gemacht hatte, aß sie ihn, wenn auch ohne Marmelade. Er goß noch eine Tasse Kaffee für sie ein, und dann stand sie neben ihm, knabberte an ihrem trockenen Brot, schlürfte abwechselnd Orangensaft und Kaffee. Sie fühlte, wie sich allmählich Wärme in ihrem Bauch breitmachte. Roanna war wunschlos glücklich: mit Webb allein! Und mit der Aussicht auf einen erfreulichen Ritt.
    Vorsichtig atmete sie ein, sog den köstlichen Duft seines unaufdringlichen Rasierwassers und den seiner Haut, die nach Seife und ganz leicht nach Moschus duftete, in die Nase, alles vermischt mit dem Aroma des Kaffees. Seine Gegenwart erfüllte sie beinahe schmerzlich, aber sie lebte für diese Momente.
    Sie beäugte ihn über den Rand ihrer Tasse, und ihre whiskeybraunen Augen funkelten schalkhaft. »Daß du ausgerechnet jetzt nach Nashville fahren mußt, kommt mir mehr als verdächtig vor«, meinte sie neckend. »Ich glaube, du willst einfach nur von hier weg!«
    Er grinste, und ihr Herz schlug einen kleinen Purzelbaum. Dieses jungenhafte Grinsen sah sie nur noch selten; er war jetzt immer so beschäftigt, daß er fast seine ganze Zeit mit Arbeiten verbrachte, wie sich Jessie andauernd und unermüdlich beschwerte. Seine kühlen grünen Augen wurden wärmer, wenn er lächelte, und der lässige Charme seiner gehobenen Mundwinkel hätte einen Verkehrsunfall verursachen können. Die Lässigkeit täuschte jedoch; Webb arbeitete so hart und lange, wie es die meisten Männer völlig überfordert hätte.
    »Ich hab es nicht so geplant«, protestierte er, räumte dann jedoch ein, »aber ich hab die Gelegenheit mit Freuden ergriffen. Und du wirst wohl den ganzen Tag über in den Ställen bleiben, vermute ich?«
    Sie nickte. Großmutters Schwester und ihr Mann, Tante Gloria und Onkel Harlan, würden heute einziehen, und Roanna wollte sich so weit wie möglich fernhalten. Gloria mochte sie am allerwenigsten von all ihren Tanten, und auf Onkel Harlan war sie auch nicht gerade versessen.
    »Er weiß immer alles besser«, brummte sie. »Und sie ist die reinste Land...«
    »Ro«, sagte er warnend und dehnte dabei die einzelne Silbe. Nur er nannte sie je so. Es war ein Band mehr, wenn auch dünn, das sie mit ihm einte und das sie wie eine Kostbarkeit hütete, denn im Geiste bezeichnete sie sich selbst auch als Ro. Roanna war die magere, unattraktive, unbeholfene und linkische Bohnenstange. Ro repräsentierte den Teil von ihr, der reiten konnte wie ein Wirbelwind, deren Körper mit dem des Pferdes verschmolz; das Mädchen, das im Stall nie eine falsche oder ungeschickte Bewegung machte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie in den Boxen gelebt.
    »Nun, sie ist eben nicht mein Typ«, meinte Roanna mit einem so bekümmerten Gesichtsausdruck, daß Webb lachen mußte. »Wenn Davenport mal dir gehört, wirst du sie dann wieder rauswerfen?«
    »Natürlich nicht, du Fratz! Sie gehören doch zur Familie.«
    »Nun, es ist ja nicht so, daß sie keine eigene Wohnung besitzen. Warum bleiben sie nicht in ihrem Haus?«
    »Seit Onkel Harlan im Ruhestand ist, kommen sie nicht mehr so gut über die Runden. Wir haben hier jede Menge Platz, also ist es nur logisch, daß sie hier einziehen, auch wenn es dir nicht gefällt.« Er verwuschelte ihr ungekämmtes Haar.
    Sie seufzte. Es stimmte, Davenport beherbergte zehn Schlafzimmer, und da Jessie und Webb inzwischen geheiratet hatten, bewohnten sie eine gemeinsame Suite. Tante Yvonne war im letzten Jahr ausgezogen, weil sie lieber ungebunden sein wollte, was bedeutete, daß nun sieben Zimmer Leerstanden. Trotzdem, ihr gefiel das Ganze nicht. »Und was ist, wenn du und Jessie Kinder bekommen? Dann braucht ihr die anderen Zimmer.«
    »Aber wohl kaum sieben«, erwiderte er trocken, und ein grimmiger Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Außerdem werden wir vielleicht gar keine Kinder haben.«
    Ihr Herz machte einen Satz bei diesen Worten. Sie war am Boden zerstört, als er und Jessie vor zwei Jahren heirateten; aber der Gedanke, daß Jessie

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