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Daemmerung der Leidenschaft

Daemmerung der Leidenschaft

Titel: Daemmerung der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Stimme zu lauschen und ihn zu bewundern, wie schnell er Informationen einordnete – kurz gesagt, in seiner Anwesenheit zu schwelgen –, sich jedoch gleichzeitig fragen zu müssen, ob er sie als aufdringlich empfand. Oder noch schlimmer, vielleicht wünschte er ja, sie würde endlich abhauen und ihn nicht ständig belästigen.
    Als sie die Tür aufmachte, blickte er fragend von den Papieren auf, die er gerade studierte. Er hatte sich im Schreibtischsessel zurückgelehnt und die Stiefel auf den Tisch gelegt, ganz Herr seines Reichs.
    »Tut mir leid«, entfuhr es ihr. »Ich hätte anklopfen sollen.«
    Schweigend starrte er sie einen Moment lang an, die dunklen Brauen mißbilligend zusammengezogen. »Warum«, fragte er schließlich.
    »Das gehört jetzt alles dir.« Sie sagte es einfach so dahin, mit ausdrucksloser Stimme.
    Er nahm die Füße vom Schreibtisch. »Komm rein und mach die Tür zu.«
    Sie gehorchte, blieb aber fluchtbereit stehen. Webb erhob sich und ging um den Schreibtisch herum, dann lehnte er sich mit verschränkten Armen und gekreuzten Beinen an die Kante. Es war eine lässige Haltung, doch sein Blick, mit dem er sie von oben bis unten musterte, durchbohrte sie förmlich.
    »Du wirst nie mehr an dieser Tür anklopfen«, sagte er schließlich. »Und laß mich ein für alle Mal klarstellen: Ich nehme nicht deinen Platz ein, sondern Lucindas. Du hast gute Arbeit geleistet, Ro. Ich habe dir gestern schon gesagt, daß ich dumm wäre, wenn ich dich von künftigen Entscheidungen ausschließen würde. Vielleicht hast du ja gedacht, du könntest dich von jetzt an wieder bei den Pferden herumtreiben; dafür wirst du in Zukunft auch mehr Zeit haben, das verspreche ich dir – aber hier brauche ich dich auch noch.«
    Roanna blinzelte überrascht. Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte, und war wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte zwar nach der Landratsversammlung dasselbe gesagt, doch das schien ihr wenig glaubhaft. Ein Teil von ihr hatte sofort angenommen, daß er sie damit bloß beruhigen wollte; sie sollte sich nicht aufregen und noch ein wenig nützlich fühlen. Aber seit jener Nacht, als sie in eine Blutlache gestolpert war, hatte sie aufgehört an Märchen zu glauben. Aller Voraussicht nach gewöhnte Webb sich im Handumdrehen ein, und dann wäre sie überflüssig. Er hatte schon früher fast alles allein gemacht...
    Nein, das stimmte nicht ganz, korrigierte sie sich mit einem Mal. Er hat den größten Teil der Arbeit auf seine Schultern genommen, aber mit Lucinda im Hintergrund. Und das war, bevor er seine Ranch in Arizona hochbrachte. Eine große, stille Freude breitete sich in ihr aus und erwärmte ihr Herz, das bereits zu erkalten begonnen hatte, während sie sich innerlich auf ihren Abschied vorbereitete. Er brauchte sie tatsächlich!
    Erstens hatte er ihre Arbeit gelobt. Und zweitens nannte er sie Ro.
    Er beobachtete sie immer noch mit jenem bohrenden Blick. »Wenn du nicht lächelst« sagte er leise, »dann weiß ich nicht, ob du froh darüber bist oder nicht.«
    Verblüfft und verständnislos starrte sie ihn an, suchte in seinen Zügen nach einer Erklärung. Lächeln? Warum sollte sie das?
    »Lächeln«, wiederholte er. »Du erinnerst dich doch daran, oder? Man zieht die Mundwinkel hoch ... so!« Er schob seine Mundwinkel mit zwei Fingern hoch, um es ihr zu demonstrieren. »Das tut man, wenn man sich über etwas freut. Oder hast du was gegen Arbeit, ist es das? Willst du mir nicht helfen?«
    Versuchsweise kräuselte sie ihre Mundwinkel. Es war ein zögerndes, flüchtiges Lächeln, das kaum auftauchte, als es auch schon wieder verschwunden war, und sie ihn erneut mit ernstem Blick ansah.
    Doch offenbar genügte es ihm. »Gut«, sagte er und richtete sich auf. »Bist du bereit, wieder weiterzumachen?«
    »Ich habe um zwei eine Verabredung, tut mir leid.«
    »Was für eine Verabredung?«
    »Mit den Veranstaltern des Jazzfestivals.«
    Desinteressiert zuckte er die Schultern, Webb war kein Jazz-Fan.
    Roanna fiel wieder ein, weshalb sie gekommen war. »Lucinda hat mich gebeten, dich zu fragen, was du von einer Willkommensparty hältst.«
    Er stieß ein kurzes Schnauben aus, denn er wußte sofort, was das bedeutete. »Sie geht zum Angriff über, hm? Und Gloria und Lanette versuchen, es ihr auszureden?«
    Doch er schien keine Antwort zu erwarten, oder nahm ihr Schweigen als solche. Er dachte ganze fünf Sekunden lang eifrig nach. »Sicher, warum nicht, zum Teufel? Es ist mir scheißegal, wenn sich die

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