Daemmerung der Leidenschaft
fixiert, erstarrte sie. Sie mußte es haben, konnte keine Sekunde mehr warten. Aber sie hatte Angst, sich zu rühren, Angst etwas zu tun, bevor Harper es erlaubte.
»Erst mußt du die Shorts ausziehen.«
Seine Stimme war vollkommen ausdruckslos, als ob sie sich über irgend etwas Belangloses unterhielten. Aber jetzt wußte sie, was er wollte, und ihr wurden die Knie weich vor Erleichterung. Es war bloß Bumsen, nichts weiter. Was machte es schon, daß er älter war als alle, mit denen sie es bisher getrieben hatte? Die hübschen Lines waren so verlockend und sein Alter vollkommen belanglos.
Hastig richtete sie sich auf, knöpfte ihre Shorts auf und ließ sie fallen. Gerade wollte sie mit den Füßen raustreten, doch wieder hielt er sie auf. »Laß sie, wo sie sind. Ich will nicht, daß du die Beine spreizt; es ist enger, wenn du sie zusammenhältst.«
Sie zuckte die Achseln. »Was immer deinen Motor zum Laufen bringt ...«
Es war ihr gleichgültig, daß er im Nu hinter sie trat. Sie beugte sich eifrig vor, ganz auf die Kokainlines konzentriert. Mit der Linken stützte sie sich auf den Tisch, mit der Rechten hielt sie den Strohhalm. Die Spitze des Halms erreichte das weiße Pulver, und sie sog scharf die Luft ein, doch gleichzeitig rammte er sich brutal von hinten in sie, so daß sie nach vorn gestoßen wurde, der Strohhalm über den Tisch hüpfte und das Kokain sich auf der Platte ausbreitete. Sie war trocken und er tat ihr weh. Panisch jagte sie dem Kokain mit dem Halm hinterher; er stieß erneut zu und wieder verfehlte sie. Wimmernd suchte sie nach einer Position, das Pulver zu erreichen. Sie inhalierte so tief sie konnte, um jedes bißchen aufzusaugen, das sie mit dem Röhrchen erwischte.
Das Kokain war über den ganzen Tisch verstreut. Es erübrigte sich, es anzupeilen; das einzige, was sie tun konnte, war immer dann zu inhalieren, wenn er sie vorstieß. Corliss hielt sich den Strohhalm an die Nase und fuhr mit der Spitze über die Tischplatte, wobei sie verzweifelt durch die Nase atmete, während sie vor- und zurück gestoßen wurde, vor und zurück; es machte jetzt auch nichts mehr, daß er ihr wehtat, der verdammte Bastard, denn es gelang ihr, genug zu inhalieren, um den Rausch, die Ekstase zu fühlen, die Wärme, die in ihr aufstieg. Sie ließ ihn gewähren, so lange er ihr Koks beschaffte und Webb Tallant aus dem Weg räumte, bevor der Hundesohn sie aus Davenport werfen konnte.
Als Roanna an diesem Nachmittag von einer Sitzung der Historischen Gesellschaft zurückkehrte und die Garagentür öffnete, sah sie, daß Corliss ihr zuvorgekommen war und ihre Abwesenheit ausgenützt hatte, um sich, wie so oft, auf ihren Platz zu stellen. Seufzend drückte sie auf den Fernbedienungsknopf, um das Garagentor wieder zu schließen, und parkte ihren Wagen irgendwo am Rand. Corliss würde in zwei Tagen ohnehin fort sein; so lange konnte sie sich gedulden. Wenn sie jetzt etwas wegen der Garage sagte, würde es bloß erneut zu einem häßlichen Streit kommen, und das wollte sie vermeiden, da es Lucinda schon schlecht genug ging.
Sie schritt zum Hintereingang des Hauses, als auf einmal ein seltsamer Zauber sie ergriff. Träumerisch blickte sie sich um. Der Tag war so schön, wie sie lange keinen mehr gesehen hatte. Der Himmel strahlte tiefblau und wolkenlos, und in der Luft fehlte die übliche feuchte Schwüle. Die Hitze war so intensiv, daß sie das Gefühl hatte, von brennenden Fackeln umgeben zu sein; die Rosenbüsche, die über Generationen hinweg sorgfältig kultiviert worden waren, gaben ihre schweren Düfte frei. Drunten hinter den Ställen sprangen die Pferde über die Koppel und warfen die Hälse voller Energie und Übermut zurück. Heute morgen hatte Webb sie gefragt, ob sie ihn heiraten wollte. Und zu ihrem Entzücken erwartete sie sein Kind.
Tatsächlich schwanger! Sie war immer noch ein wenig fassungslos, als ob das alles unmöglich ihr widerfahren konnte. Bei der Sitzung hatte sie sich soeben überhaupt nicht konzentrieren können. Sie war es so gewöhnt, ihren Körper als einzige zu bewohnen – wie machte man sich da mit dem Gedanken vertraut, daß da ein eigenständiges Lebewesen in ihr heranwuchs? Wie kam so etwas Seltsames nur zustande? Sie war so glücklich, daß sie hätte heulen können.
Auch dieses Gefühl war komisch. Glück kannte sie bis dahin wenig. Sie würde Webb heiraten, Kinder und Pferde aufziehen! Bei einem Blick hinauf zu dem großen alten Haus übermannte sie ein Gefühl
Weitere Kostenlose Bücher