Daemmerung der Leidenschaft
zu fühlen, aber ihr ganzes schönes geklautes Geld war schon wieder futsch.
Als Webb und Roanna das Frühstückszimmer betraten, hatte sie sich demonstrativ erhoben und war mit stummer, empörter Würde aus dem Raum marschiert – aber den verdammten Bastarden war das völlig egal gewesen. Gleich hinter der Tür hatte sie gelauscht, ob sie etwas über sie sagten. Doch die erwähnten nicht einmal ihren Namen ... als ob sie Luft wäre. Webb hatte ihr befohlen, Davenport zu verlassen und puff.!, einfach so, existierte sie nicht mehr. Statt dessen hatte Webb verkündet, daß er und Roanna heiraten würden.
Heiraten! Corliss konnte es kaum fassen. Der Gedanke empörte sie dermaßen, daß sie sich völlig zerschlagen fühlte. Warum sollte jemand, besonders ein Mann wie Webb, eine graue Maus wie Roanna heiraten wollen? Corliss haßte den Bastard, aber sie unterschätzte ihn keinesfalls. Bis dahin hatte sie sich in der Gewißheit gewiegt, Roanna mit links handhaben zu können, wenn es einmal so weit war. Mit Webb jedoch funktionierte das nicht. Er war viel zu abgebrüht, zu gemein. Unnachgiebig würde er sie aus Davenport davonjagen. Und genau deshalb mußte sie ihn loswerden.
Sie konnte hier nicht einfach weg. Der bloße Gedanke machte sie schon krank vor Panik. Keinen schien es zu bekümmern, daß sie hier wohnen mußte. Niemals konnte sie in dieses armselige kleine Haus in Sheffield zurückziehen und wieder die arme Verwandte der reichen Davenports sein. Jetzt war sie jemand, Miss Corliss Spence von Davenport! Webbs Rausschmiß machte sie erneut zu einem Nichts, einem Niemand. Sie hätte dann keine Möglichkeit mehr, an Geld für ihr teures Laster heranzukommen. Diese Aussicht war unerträglich. Also war Webb aus dem Weg zu räumen. Hastig sah sie sich in Roannas Zimmer um. Sie brauchte dringend Geld, aber zuerst wollte sie ein wenig herumschnüffeln. Vorher war sie in Webbs Zimmer gegangen, in der Hoffnung, dort etwas von seinem Kram zu finden, das sie sich unter den Nagel reißen konnte, aber – welche Überraschung! Es sah nicht so aus, als hätte er dort geschlafen. Das Bett war sauber gemacht und vollkommen unberührt. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, daß er seine häuslichen Angelegenheiten selbst in Ordnung brachte, nicht der arrogante Webb Tallant.
Na, war er nicht ein Schlauberger? Kein Wunder, daß er auf seine alte Suite verzichtete. Er hatte sich diesen Raum gleich neben Roannas geschnappt, ein gemütliches Arrangement hier hinten im Haus, wo man nicht gestört wurde.
Danach schaute sie sich bei Roanna um, und wie nicht anders zu erwarten, war das Bett vollkommen zerwühlt, und auf beiden Kissen befanden sich Kopfabdrücke. Wer hätte so etwas von der prüden Cousine gedacht, die nie mit Männern ausging? Gegen das Bumsen schien sie trotzdem nichts einzuwenden zu haben, wenn man sich diese Bescherung so ansah. Ganz schön clever außerdem! Corliss gab es nur ungern zu, aber dieses eine Mal war Roanna die Klügere gewesen. Sie hatte dafür gesorgt, daß Webb sie nicht rausschmiß, indem sie sich als bequeme Anlaufstelle für Sex zur Verfügung stellte, und irgendwie hatte sie es geschafft, ihn zu einer Heirat zu überreden. Vielleicht war sie ja besser im Bett, als sie aussah. Corliss hätte selbst mit ihm geschlafen, wenn sie Baraufgekommen wäre. Es ärgerte sie, daß sie nicht daran gedacht hatte.
Nun spazierte sie ins Badezimmer und öffnete das Spiegelschränkchen. Roanna bewahrte nie irgendwas Interessantes darin auf, keine Anti-Baby-Pillen, kein Kondom oder Diaphragma, bloß Zahnpasta und ähnlich langweiliges Zeugs. Sie besaß nicht mal anständige Kosmetika, die sie sich hätte ausborgen können.
Corliss warf einen Blick in den kleinen Abfalleimer und erstarrte. »Also sieh mal einer an«, sagte sie leise und bückte sich, um die Schachtel herauszunehmen. Ein Schwangerschaftstest.
Auf diese Weise hatte Roanna es geschafft!
Sie arbeitete wirklich umsichtig, das mußte Corliss zugeben. Also hatte sie geplant, mit ihm ins Bett zu gehen, sobald sie ihn in Arizona ausfindig machte. Wahrscheinlich hatte sie nicht damit gerechnet, so rasch schwanger zu werden, aber, Teufel nochmal, manchmal half einem das Glück und man knackte den Jackpot.
Na, das würde Harper Neeley interessieren, soviel war sicher.
Sie hielt sich nicht länger mit der Suche nach Geld auf. Das hier duldete keinen Aufschub. Rasch schlüpfte sie aus Roannas Zimmer und zurück in ihr eigenes. Harper war ihre letzte
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