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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Briefmarken im Gesamtwert von 3,61 Dollar auf dem Paket. Auf dem braunen Packpapier stand in roter Tinte PER EINSCHREIBEN.
    »Er hat sich viel Mühe damit gemacht, es an sich selber zu schicken«, sagte Haynes.
    »Haben Sie die Siegel geprüft?«
    »Unbeschädigt.«
    »Es ist einer unserer unvergänglichen Mythen, daß man einen selbstgeschriebenen Text per Post an die eigene Adresse schicken muß, um ihn urheberrechtlich zu schützen«, sagte Mott. »In Wirklichkeit ist alles, was man schreibt, automatisch urheberrechtlich geschützt. Wenn Sie das aller Welt mitteilen wollen, brauchen Sie nur das Wort ›Copyright‹ auf alles zu schreiben, was Sie verfaßt haben, und dahinter die Jahreszahl und Ihren Namen. Möchten Sie sonst noch etwas über Copyrights wissen?«
    »Das reicht«, sagte Haynes.
    »Dann könnten Sie es auch öffnen und einen Blick darauf werfen.«
    Haynes borgte sich von Mott eine Schere, schnitt den Bindfaden durch, brach die Wachssiegel auf und entfernte das braune Papier, das einen Keebord-Schreibpapierkarton verbarg. Er hob den Deckel des Kartons hoch. Innen lagen schätzungsweise drei- bis vierhundert Blatt Schreibmaschinenpapier mittlerer Qualität. Haynes las die erste Seite, die Titelseite, und stellte fest, daß es auf einer elektrischen Schreibmaschine getippt worden war, wahrscheinlich einer IBM-Typenradmaschine. Er reichte Mott die erste Seite, der sie schweigend las:
    ZUM SÖLDNER BERUFEN
    von
    Steadfast Haynes
    Unten auf der Seite stand die Zeile »Copyright 1989 by Steadfast Haynes«.
    »Sie sind sicher, daß es gültig ist – das Copyright?« fragte Haynes.
    »Absolut«, sagte Mott.
    Haynes las die zweite Seite und reichte Mott das Blatt. Auf dieser Seite stand:
    An jenem Tag, den Wirrnisse schufen,
Da Himmel und Erde aus dem Lot,
Sahen sie sich zum Söldner berufen,
Sie nahmen den Sold, und sie sind tot.
    A. E. Housman
    Während Mott Housman las, blätterte Haynes rasch die restlichen Seiten durch. Mott blickte von den Gedichtzeilen auf, um die dritte Seite des Manuskripts entgegenzunehmen. Der Text darauf lautete: »Für meinen Sohn Granville Haynes, in der schwachen Hoffnung, daß er großen Gewinn daraus erzielen wird«.
    Als Haynes ihm stumm das vierte Blatt reichte, sah Mott, daß es als Seite eins numeriert war. Ungefähr auf halber Höhe der Seite stand: KAPITEL EINS. Darunter befanden sich die Sätze: »Ich habe ein überaus interessantes Leben geführt und bedaure, wenn ich zurückblicke, nichts. Oder fast nichts.«
    Mott sah von dem Blatt auf, mit verblüfften Augen und vor Überraschung geöffnetem Mund. »Das ist alles – das ganze verdammte Manuskript?«
    Haynes lächelte und nickte. »Abgesehen von rund dreihundertachtzig leeren Seiten, alle sorgfältig numeriert. Den Rest hat er ja vielleicht mit unsichtbarer Tinte geschrieben. Vielleicht sogar mit Zitronensaft.« Er hielt eine Seite gegen das Licht, das durchs Fenster fiel. »Aber das glaube ich nicht.« Er legte die Seite hin und sah Mott an. »Wegen des Copyrights sind Sie sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher.«
    »Dann sollten wir ausprobieren, ob sie es immer noch kaufen wollen.«
    »Sie bitten mich, Ihnen bei einem Betrug zu helfen, richtig?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß ich es ihnen verkaufen will. Ich habe gesagt, wir sollten ausprobieren, ob sie es wirklich kaufen wollen, und falls ja, wie hoch zu bieten sie bereit sind.«
    Als er überdachte, was er zunächst als Vorschlag angesehen, dann aber als Anregung umdefiniert hatte, sagte Mott: »Meine Neugier überwältigt mein Urteilsvermögen.«
    »Dann fordern Sie fünfhunderttausend und warten ab, ob ihr Anfangsgebot steigerungsfähig ist.«
    Bevor Mott zustimmen oder etwas einwenden konnte, klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab, meldete sich mit »Ja«, hörte ein oder zwei Sekunden zu und sagte: »Stellen Sie ihn in fünfzehn Sekunden durch.« Während er wartete, nickte er Haynes zu, drückte die Freisprechtaste, sah auf seine Armbanduhr und verzog das Gesicht zu einem knappen, zuversichtlichen Lächeln. Als er sprach, war es, als unterhielte er sich mit jemandem, der zwei Schritte links von Granville Haynes saß.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie habe warten lassen, Senator, aber ich war gerade dabei, Ihr Angebot mit Mr. Haynes’ Sohn zu diskutieren.«
    »Und was sagt der Junge, Howie?« fragte eine Stimme, die, obwohl durch den nachhallenden Lautsprecher verzerrt, immer noch voller liebenswürdigem Südstaatencharme war. Haynes dachte,

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