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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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haben dort gearbeitet. Einer hatte ein schlimmes Bein, der andere hat schrecklich geschielt. Und beide müssen deutlich über vierzig gewesen sein. Paps hat mich manchmal mitgenommen, weil es dort nach seinen Worten die besten Eiscremesodas in der ganzen Stadt gab. Wir haben an der Soda Fountain gesessen und den beiden bei der Arbeit zugeschaut. Gott, waren die schnell. Ich weiß noch, wie Paps ihnen immer gesagt hat, sie gehörten einer vom Aussterben bedrohten Art an. Glauben Sie, daß sie noch da sind?«
    »Wir könnten es rausfinden«, sagte Haynes.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Klar.«
    Als die Ampel auf Grün wechselte, entdeckte Erika McCorkle eine Parklücke direkt südlich von Larimer’s Market, lieferte sich ein Wettrennen mit einem BMW und gewann. Sie hielt neben dem Wagen vor der Parklücke, legte den Rückwärtsgang ein, drehte das Lenkrad nach rechts, setzte zurück, drehte das Lenkrad erneut, diesmal nach links, und setzte den Cutlass mit Schwung in die Lücke, wobei beide Räder rechts maximal fünf Zentimeter von der Bordsteinkante entfernt zum Stehen kamen.
    Haynes grub in einer Hosentasche nach Münzen für die Parkuhr. »Sehr lässig«, sagte er.
    »Eher gekonnt als lässig.«
    Sie überquerten die Connecticut bei Grün, nur um auf der Fußgängerinsel in der Mitte zu stranden. »Als Sie bei den Sandwich- und Soda-Akrobaten rumhingen«, sagte Haynes, »haben Sie da hier in der Nähe gewohnt?«
    »Meine Eltern haben schon immer im Umkreis von einer Meile um den Dupont Circle gewohnt. Weil Paps gern zu Fuß zur Arbeit geht, obwohl er in letzter Zeit oft ein Taxi nimmt.«
    »Mit ihm ist doch alles in Ordnung, oder?«
    »Ja«, sagte sie und trat auf die Fahrbahn, als die Ampel umsprang. »Er ist faul.« Sie sah Haynes an. »Kennen Sie ihn lange?«
    »Neunzehnhundertvierundsiebzig haben wir uns mal unterhalten. Es war mein achtzehnter Geburtstag, und Steady hat mich zum Dinner in Mac’s Place eingeladen. Ihr Vater ist damals an unseren Tisch gekommen, und später hat er zwei Cognac bringen lassen, die mir das Gefühl gaben, richtig erwachsen zu sein.«
    »Dann sind Sie jetzt dreiunddreißig, nicht?« fragte sie.
    »Erst im August.«
    Im Schwartz Drugstore gab es keine Mixer mehr und keine Soda Fountain, an der sie hätten arbeiten können. Der junge nigerianische Apotheker im Hintergrund sagte Haynes, die Soda Fountain sei mindestens schon seit zehn Jahren weg, vielleicht sogar seit zwölf. Jetzt schien sich der Drugstore auf den Verkauf von Toilettenartikeln, Discount-Vitaminen, rezeptfreien Allheilmitteln, Junk-Food und einigen Medikamenten zu konzentrieren.
    Sie blieben gerade so lange in dem Drugstore, daß Haynes den jungen Apotheker befragen konnte. Als sie wieder draußen waren, stand Erika McCorkle an der Straßenecke und sah sich mit einem finsteren Gesicht um, als versuche sie, das Viertel in den Zustand zurückzuversetzen, in dem es sich befunden hatte, als sie sechs oder sieben war.
    »Ich bin nicht alt genug, um Veränderung zu hassen«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Haynes.
    »Am meisten haßt man sie, wenn man fünf oder sechs ist.«
    »Als ich fünf oder sechs war, hat sich nichts verändert.«
    »Dann hatten Sie offenbar eine unbeschwerte Kindheit.«
    »Was ich hatte, waren zwei ältere, aber bemerkenswert gut zueinander passende und halbwegs ausgeglichene Eltern.«
    »Dann hatten Sie also auch Glück«, sagte Haynes. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Das Junkanoo«, sagte sie. »Die Mistkerle haben das Junkanoo abgerissen.«
    »Ein Nightclub, nicht wahr?«
    »Genau da«, sagte sie und zeigte auf eine Zahnlücke auf der Ostseite der Connecticut Avenue. »Ich wußte, daß es zugemacht hat. Aber jetzt ist es weg. Es war bloß … ach, Scheiße. Gehen wir den Kaffee trinken.«
    Einige Schritte weiter fanden sie ein kleines griechisches Restaurant namens Odeon, das bereit, wenn nicht erpicht darauf war, sie zu bedienen. Er trank seinen Kaffee mit Milch und Zucker; sie trank ihren schwarz. Als er den Kaffee umrührte, sagte Haynes: »Haben Sie Steady häufig gesehen?«
    »Erst als ich siebzehn war. Es war kurz nach seiner Trennung von Letty, und Steady hat Paps’ Kneipe als eine Art Hauptquartier benutzt. Das war der Sommer, bevor ich aufs College ging, und ich hab da ausgeholfen, hauptsächlich niedere Arbeiten. Steady war Tag und Nacht da, immer auf der Suche nach jemandem, mit dem er reden konnte. Wenn ich nicht viel zu tun hatte, hab ich ihm zugehört. Manchmal hat er auch von

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