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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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meisten aus den Sechzigern?«
    Mehrere Sekunden lang antwortete Haynes nicht. »An die Musik«, sagte er. »Und, im Rückblick, an die Unschuld.«
    Es war 16.47 Uhr, als Erika McCorkle unter einem Halteverbotsschild vor dem siebenstöckigen Apartmenthaus an der
    Connecticut Avenue Nummer 3801 anhielt. Weil der Berufsverkehr kurz vor dem Höhepunkt stand, war die Anzahl der nach Norden führenden Fahrbahnen der Connecticut Avenue erhöht worden, und Haynes hatte nur einen Moment, ihr fürs Mitnehmen zu danken.
    Sie warf einen neugierigen Blick auf das Haus. »Wer wohnt hier?«
    »Isabelle.«
    »Mist!«
    Ein wütender Fahrer hinter dem Cutlass fing an zu hupen. Erika McCorkle zeigte ihm den Stinkefinger.
    »In L. A. können Sie für so was erschossen werden«, sagte Haynes und stieg rasch aus dem Wagen. Der wütende Fahrer hupte wieder.
    »Verpiß dich!« zischte Erika McCorkle, als Haynes die Tür zuschlug. Der Cutlass raste davon. Haynes sah hinter ihm her und fragte sich, ob sich ihr Abschiedsgruß an ihn oder den Hupenden gerichtet hatte.
    Er drehte sich um und betrachtete das Apartmenthaus vom Bürgersteig aus. Es war aus Ziegeln gebaut, die Haynes aus irgendeinem Grund in Gedanken immer als waisenhausgelb bezeichnet hatte. Die einzige Verzierung, die der Architekt zugelassen hatte, war die weiße Steinverblendung, die die strengen Flügelfenster einfaßte. Ein Schild vor dem Haus verkündete, daß Zweizimmerapartments und Studiowohnungen verfügbar seien. Minimale Instandhaltung, maximale Mieten, dachte Haynes und überlegte, ob Isabelle ihr Apartment als Unterschlupf behalten hatte, nachdem sie zu seinem Vater auf die Farm in Berryville gezogen war.
    Als er zum Hauseingang mit der zolldicken Glastür kam, bemerkte Haynes die Türsprechanlage auf der linken Seite mit dem üblichen winzigen Lautsprecher und der üblichen Reihe schwarzer Klingelknöpfe. Sein Finger fuhr an den Knöpfen entlang, bis er zu dem mit Tinte geschriebenen Namen I. Gelinet kam. Er drückte auf den Knopf und wartete darauf, daß der Lautsprecher fragte, wer er sei. Statt dessen ertönte der Summer und öffnete die Tür.
    Haynes trat erst auf die Tür zu, als der Summer verstummte. Dann zog er an dem Metallgriff. Die Tür war verschlossen. Haynes drehte sich um und drückte ein zweites Mal auf den I.-Gelinet-Knopf. Erneut blieb der Lautsprecher stumm, doch als diesmal der Summer ertönte, ging Haynes rasch durch die Glastür und betrat das Foyer.
    Wenn vier Zeitungsautomaten und Reihen von Briefkästen aus rostfreiem Stahl nicht zählten, war das Foyer ohne Mobiliar. Rechts von den Briefkästen befand sich ein schmaler Empfangsschalter mit einer fast brusthohen Theke, geschützt von einem Stahldrahtgewebe. Sicher hinter dem Stahldrahtgewebe lag ein dreikantiges Messingschild, auf dem in Reliefbuchstaben MANAGER stand. Aber kein Manager war in Sicht.
    Haynes ging zu den Zeitungsautomaten, in denen die Washington Post, die New York Times, die Washington Times und USA Today angeboten wurden. Er kaufte eine New York Times und drückte den Aufzugsknopf.
    Als er im dritten Stock ausstieg, hatte er den Nachrichtenteil der Times zu einem etwa dreißig Zentimeter langen und fünf Zentimeter dicken Rohr aufgerollt.
    Langsam ging Haynes durch den Korridor, bis er zum Apartment 409 kam. Er blieb rechts von der Tür stehen und klopfte mit der linken Hand. Als sich nichts tat, klopfte er ein zweites Mal. Als immer noch niemand zur Tür kam, faßte er mit der linken Hand nach dem Türknopf. Er ließ sich drehen.
    Haynes stieß die Tür auf und stellte fest, daß im Apartment kein Licht brannte. Er tat einen vorsichtigen Schritt hinein und wollte sich gerade umdrehen, um das Licht einzuschalten, als sich ein Arm auf eine Weise um seinen Hals legte, die er sofort als eine interessante Variante des Würgegriffs diagnostizierte, der ihm auf der Polizeiakademie von Los Angeles beigebracht worden war. Ihm war auch beigebracht worden, wie man ihn brach.
    Haynes stampfte fest mit der linken Ferse auf, stieß gleichzeitig den linken Ellbogen fest nach hinten und traf beide Male. Hinter ihm explodierte der Atem von jemandem. Der Würgegriff lockerte sich gerade so weit, daß Haynes sich losreißen, herumwirbeln und mit seinem stumpfen Papierspeer so kräftig wie möglich nach oben stoßen konnte, in der Hoffnung, ein Auge zu treffen.
    Aber das Licht durch die noch immer offene Korridortür gewährte ihm einen flüchtigen Blick auf seinen Möchtegernwürger und

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