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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mir.« Er dachte an den Jenour, den er gekannt hatte, verläßlich, treu und liebenswert. Adam hatte ihn für tot gehalten, als er zum Begräbnisgottesdienst in Falmouth gegangen war. Doch dann waren sein Erster Offizier Sargeant und Aubrey Martin hereingestürmt, die den ganzen Weg von Plymouth nach Falmouth galoppiert waren, um ihm mitzuteilen, daß die Menschen, die ihm die liebsten waren, überlebt hatten. Damals hatte er Zenoria für alle Zeiten verloren.
    »Werden wir sie abschleppen, Sir?«
    Als Adam ihn wieder anblickte, war Martin schockiert, ihn weinen zu sehen. Die Tränen rannen ihm die Wangen hinunter, wo sie sich mit dem Spritzwasser vermischten.
    »In Gottes Namen, Aubrey, Sie wissen, daß ich das nicht darf.« Das war ein anderer Kapitän, einer, den Martin noch nicht kennengelernt hatte.
    Adam wandte sich an Dunwoody, ohne sich der anderen daneben bewußt zu sein: »Jenour kommt mit Depeschen von meinem Onkel. Es muß wichtig sein.« Er starrte auf die ferne Brigg, bis sie vor seinen Augen verschwamm. Er hörte Martin befehlen: »Aufentern! Lassen Sie die Segel kürzen, Mr. Lewis!« Dann hörte Dunwoody seinen Kapitän flüstern: »Lieber Gott, verzeih mir, was ich tun muß!«
    Näher und näher schlichen sie sich an die
Orcadia
heran, bis sie durch die Ferngläser die Einzelheiten des Unglücks erkennen konnten. Das Doppelruder war unbesetzt und drehte hin und her, während sich die Brigg ihren Weg unter dem Druck des Windes und der Wellen suchte. In der Nähe des Kompaßhauses sah Adam zwei Männer wie im Schlafe liegen, ihre Körper bewegten sich nur im Rhythmus der Wellen. Eine andere Leiche hatte sich in einer Leine neben dem zerbrochenen Boot längsseits verfangen. Als die
Anemone
mit hart angebraßten Rahen hoch am Wind heranschor, erkannte er die anderen nassen Bündel, die einstige Mannschaft der
Orcadia.
    Der Arzt bemerkte: »Das muß ein Fieber der schlimmsten Sorte gewesen sein. Auf so einem kleinen Schiff breitet es sich aus wie ein Steppenbrand.«
    Adam antwortete nicht. Er hatte von den gefährlichen Seuchen in diesen Gebieten gehört, aber noch nie mit den Auswirkungen zu tun gehabt. Männer fielen auf ihren Stationen um, starben, bevor sie wußten, wie ihnen geschah. Die Infektion konnten sie sich überall geholt haben, vielleicht bei der Durchsuchung eines Schiffes, das man für einen Sklavenhändler gehalten hatte. Es war auf diesen Schiffen nicht ungewöhnlich, daß bei der Ankunft die meisten Sklaven tot waren und ein großer Teil der Besatzung ihnen bald folgte.
    »Nahe genug, Mr. Martin!« Er klang scharf und für jene, die ihn nicht kannten, gefühllos.
    Beide Wachen waren an Deck. Einige Männer blickten zur verlassenen Brigg hinüber, als würde sie eine zerstörerische Kraft ausstrahlen. Ein Geisterschiff, das aus der Vergangenheit kam, um Schrecken zu verbreiten.
    Ein paar Gesichter drehten sich ihm zu, als Adam rief: »Ich brauche ein paar Freiwillige für die Gig!«
    Er sah die unterschiedlichsten Gefühle auf den Gesichtern: Angst, Feindschaft, Verstörtheit. Niemand bewegte sich, als er fortfuhr: »Es ist eines unserer Schiffe, genau wie die
Thruster
eines war. Die
Orcadia
ist genauso ein Opfer dieses Krieges wie jedes andere Schiff, das im Feuer des Feindes zerstört wurde. Ich muß wissen, ob an Bord noch jemand lebt.« Er sah, daß McKillop, der Schiffsarzt, kurz den Kopf schüttelte. Das steigerte noch sein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und seine Vorahnungen. »Die
Orcadia
hatte Depeschen des Geschwaders an Bord. Sie mußten sehr wichtig sein für meinen Onk… für Sir Richard, denn sonst hätte er sie nicht detachiert. Ihr Kommandant war ein Freund von uns allen. Soll sein Leiden sinnlos gewesen sein?«
    Sein Bootssteurer schnarrte: »Ich werde Sie nicht verlassen, Sir.«
    Ein anderer rief: »Sie können mit mir rechnen!« Es war Tom Richie, der Bootsmann der
Eaglet,
der trotz der Risiken auf seine Seite wechselte. Adam meinte cool: »Immer noch bei uns, Richie?«
    Ein Matrose, dessen Namen er nicht kannte, schlug seine Pranken zusammen und produzierte sogar ein Grinsen: »Melde dich niemals freiwillig, sagt man! Seht her, wo es mich erwischt!«
    Nervös und widerstrebend kamen sie einer nach dem anderen achtern, bis Starr flüsterte: »Volle Mannschaft, Sir!«
    Adam drehte sich zu Dunwoody um, der schluckend sagte: »Ich komme auch mit, Sir.« Er schob das Kinn vor, was ihn noch jünger erscheinen ließ.
    Adam meinte beruhigend: »Bleiben Sie beim Ersten, er

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