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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bürger dar, der eine Schriftrolle in der ausgestreckten Hand trug. Wahrscheinlich einer ihrer Helden oder Märtyrer der Revolte gegen König George.
    Leutnant Martin senkte die Flüstertüte, als das letzte Segel aufgetucht und sauber an die Rahen gezeist war. Die Männer wurden besser und schneller, dachte er, aber nicht sehr viel.
    »Von der habe ich noch nichts gehört, Sir.«
    »Ich auch nicht. Scheint nach dem Linienriß noch sehr neu zu sein. Sehen Sie sich ihre Kanonen an, Vierundzwanzigpfünder würde ich schätzen!«
    Lewis, der neue Dritte Offizier, meinte gewichtig: »Ich möchte keinen Streit mit ihr bekommen.« Er schwieg sofort, als Adam ihn scharf ansah.
    »Schiff ist aufgeklart, Sir!«
    »Danke. Setzen Sie ein Wachboot aus, falls ein verwegener Hein Seemann auf die Idee kommen sollte, zu unserem großen Freund dort drüben und ins Land der Freien desertieren zu wollen!« Er klang bitter, und Martin fragte sich, warum.
    Ein Bootsmannsmaat rief: »Sie schicken ein Boot, Sir! Offizier an Bord!«
    »Ehrenwache antreten lassen!«
    Ein großer Leutnant kletterte durch die Relingspforte, nachdem er lässig seinen Hut in Richtung Achterschiff gelüftet hatte. »Habe ich die Ehre, mit dem Kommandanten zu sprechen?«
    »Kapitän Adam Bolitho von Seiner Britannischen Majestät Schiff
Anemone

    »Kapitän Nathan Beer übermittelt Ihnen seine besten Grüße und hat mich angewiesen, Sie zu einem Besuch am Abend einzuladen, Sir. Wir werden Ihnen ein Boot schicken.« Seine Augen musterten flink das Deck. »Wie ich sehe, verfügen Sie selber über nicht allzu viele, Sir.«
    »Grüßen Sie Ihren Kapitän …« Er zögerte, denn eigentlich hätte er jetzt
untertänigst
sagen müssen, aber das hätte bedeutet, daß er sich dem Amerikaner unterlegen fühlte. »Es ist mir ein große Ehre.« Er lächelte. »Aber ich werde mit meinem Boot kommen.«
    Wieder Ehrenbezeugungen, dann war der Amerikaner gegangen. Adam sagte: »Ich gehe an Land, um Frieden mit den Behörden zu schließen. Setzen Sie ein Boot für den Arzt und den Zahlmeister aus. Der eine kann sich vielleicht Arzneien besorgen, der andere Früchte für das Lazarett.« Aber in Gedanken war er bei seinem Besucher. Es handelte sich also um eine formelle Einladung von Kommandant zu Kommandant. Nathan Beer … der Name kam ihm bekannt vor. Seine Gig, die schmuck aussah, wurde längsseits gebracht. Aber der amerikanische Leutnant würde ihre Mannschaftsstärke, oder besser ihre Unterbesetzung, erkannt haben. Er wandte sich an seinen Ersten: »Sie übernehmen während meiner Abwesenheit. Bei irgendwelchen Zweifelsfällen lassen Sie sofort nach mir schicken.« Er ließ die Worte wirken. »Ich vertraue Ihnen.« Er ging zur Relingspforte, wo sich die Ehrenwache wieder formiert hatte. »Sollte ein Deserteur vom Schiff wegschwimmen, informieren Sie das Wachboot. Aber keine Schüsse. Er soll besser ertränkt als erschossen werden.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung der großen Fregatte. »Sie beobachten uns. Ob Feind oder nicht, sie werden niemals unsere Freunde sein, vergessen Sie das nicht.«
    Kapitän Nathan Beer war in jeder Beziehung ein großer Mann. Er begrüßte Adam jovial an der Relingspforte. Mit seinem verwitterten offenen Gesicht, dem krausen Haar, das noch fast kein Grau aufwies, und den verschmitzten blauen Augen, wäre er in England leicht als Gutsherr durchgegangen. Bei Fregattenkapitänen war Adam eher an jüngere Männer gewöhnt, obwohl es auch da welche gab, die sehr lange dienten.
    Adam sah sich auf dem breiten Geschützdeck um. Es waren in der Tat Vierundzwanzigpfünder, er mußte an die taktlose Bemerkung des neuen Leutnants nach dem Einlaufen denken. Die
Unity
würde ein furchtbarer Gegner sein. Er wußte, daß ihn Beer beobachtete, unternahm aber keinen Versuch, seine professionelle Neugier zu unterbinden. Vielleicht war es als Warnung gedacht.
    »Kommen Sie herunter, und lassen Sie uns ein Glas Madeira trinken. Ich dachte, ich sollte ihn versuchen, aber er scheint mir verdammt süß zu sein.«
    Auch das Achterschiff war sehr geräumig, trotzdem mußte sich Beer unter den Decksbalken ducken. Ein Steward nahm Adams Hut und blickte ihn mit unverhohlener Neugierde an, während er den Wein eingoß. Beer war erheblich älter, als Adam vermutet hatte. Er mußte schon auf die Sechzig zugehen. In seiner Hand sah das Glas wie ein Kinderspielzeug aus.
    »Darf ich fragen, was Sie hierher führt, Kapitän Bolitho?«
    »Das dürfen Sie, Sir, ich will meinen

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