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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Dunwoody, der dienstälteste Fähnrich, sechzehn Jahre alt, saß an der Pinne.
    Beer legte eine seiner großen Hände auf die nächststehende Kanone. »Hoffen wir, daß wir uns nicht mit Hilfe dieser Schönheiten verständigen müssen!«
    Sie lüfteten ihre Hüte, und Adam kletterte ins Boot. Er hörte das geschäftige Klappern des Spills, einige Segel zeichneten sich lose aufgegeit an den Rahen gegen den Sternenhimmel ab.
    Das Boot schor ab, und die
Unity
wurde ein undeutlicher Schatten wie die anderen auch. Wieder ein Zufall? Oder hatte ihn Beer an Bord gebeten, damit die
Anemone
nicht ankerauf gehen und ihn verfolgen konnte? Er lächelte in sich hinein, und das mit dieser unerfahrenen Mannschaft.
    »Was gibt es Neues, Mr. Dunwoody?«
    Der Junge war aufgeweckt und pfiffig, erste Wahl für die wichtige Welt der Flaggensignale. Sollte sich der Krieg weiter hinziehen, konnte er in einem Jahr Leutnant sein. Dunwoody würde das nur zu gut wissen.
    »Die Boote haben zehn Matrosen an Bord gebracht, Sir. Alle haben einen Schutzbrief von der Ehrenwerten Ostindischen Kompanie.« Der Junge lehnte sich vor, um ein passierendes Fischerboot im Auge zu behalten. »Der Erste meint, daß es alle hervorragende Seeleute wären, Sir.«
    Das würde stimmen. John Company war sehr stolz auf seine Seeleute. Kein Wunder: Gute Arbeitsbedingungen, gute Bezahlung und Schiffe, die so schwer bewaffnet waren, daß man sogar Kriegsschiffe mit ihnen verjagen konnte. Alles so, wie die Marine sein sollte – sein könnte. Diese zehn Männer waren ein Gottesgeschenk. Wahrscheinlich waren sie betrunken gewesen und hatten die Abfahrt ihrer Schiffe verpaßt.
    »Glauben Sie, daß wir nach England segeln?«
    Der Junge dachte nach, erinnerte sich an Leutnant Martins trockenes Grinsen und wiederholte, was der gesagt hatte: »Der Erste hat ihnen mitgeteilt, daß wir das tun würden, sie aber ihre Überfahrt erarbeiten müßten.«
    Adam lächelte in der Dunkelheit. Martin lernte schnell.
    »Nun ja, wir werden nach England zurücksegeln – irgendwann!«
    Er hörte Rufe auf der großen amerikanischen Fregatte und dachte an den beeindruckenden Kommandanten.
    Er kannte meinen Vater.
Er blickte ängstlich auf den Fähnrich. Hatte er laut gesprochen? Aber der junge Mann blickte über das schwarze Meer auf das Ankerlicht der
Anemone.
    »Boot ahoi!«
    Der Fähnrich rief durch die zum Trichter geformten Hände zurück: »Anemone!«
    Er wußte nicht, ob es wegen seines Vaters oder seines Schiffes war, aber Adam fühlte plötzlich Stolz.
    Hinten auf der großen Fregatte legten Männer auf den Rahen aus, andere arbeiteten unermüdlich am Spill, das Ankerkabel kam steifer. Der Erste Offizier beobachtete seinen Kommandanten, dann fragte er ruhig. »Dieser Kapitän Bolitho, wird er uns Ärger machen?«
    Beer lächelte. »Vielleicht sein Onkel, aber er nicht, würde ich denken.«
    »Anker aus dem Grund, Sir!«
    Alles war vergessen, als das Schiff sich unter dem Winddruck überlegte, frei vom Grund, wieder in seinem natürlichen Element.
    Nachdem sie frei von der Reede waren, machte der Erste seine Meldung auf dem Achterdeck.
    »An die Brassen!« Beer blickte auf den Kompaß. »In zehn Minuten ändern wir Kurs! Stationen besetzen!« Der Leutnant zögerte. »Sie kannten seinen Vater aus dem Krieg, Sir?«
    »Ja.« Er dachte an die ernsten Gesichtszüge des jungen Kapitäns, den irgend etwas umtrieb, das er kaum verbergen konnte. Wie konnte er ihm die ganze Wahrheit erzählen? Es spielte keine Rolle mehr.
Der Krieg,
wie es sein Erster ausgedrückt hatte, war lange vorüber. »Ja, ich kannte ihn. Er war ein Schwein – aber das bleibt unter uns.«
    Der Leutnant entfernte sich, überrascht und erfreut, daß ihn sein großmächtiger Kommandant ins Vertrauen gezogen hatte.
    Gegen Mitternacht steuerte die
Unity
unter allen Arbeitssegeln nach Süden. Der Ozean gehörte ihr allein.
     

Freunde und Feinde
    Eine Woche nachdem sie Gibraltar verlassen hatten, ankerten die
Valkyrie
und ihre Begleiterin vor Freetown in Sierra Leone. Nach einer schnellen Überfahrt war Bolitho der letzte Tag so lang geworden wie noch nie einer zuvor. Sengende Hitze ließ die halbnackten Seeleute von einem Fleckchen Schatten zum nächsten flüchten, das Licht war so grell, daß man kaum die Kimm ausmachen konnte.
    Als die Brise schließlich völlig einschlief, ließ Kapitän Trevenen sofort die Boote aussetzen, um die große Fregatte auf der Suche nach dem Wind, der sie zu der unendlichen grünen

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