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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Er hat sich kaum um sie gekümmert, als sie seine Hilfe brauchte. Zu stolz, zu stur … das waren Eigenschaften, die sie beide hatten.«
    »Und Ihr Vater?«
    Er mochte mit den Schultern gezuckt haben, aber es war zu dunkel, um es zu sehen.
    »Er hat an der ersten Schlacht vor Kopenhagen teilgenommen, Sir Richard. Er diente auf der
Ganges,
einem Vierundsiebziger.«
    Bolitho hatte genickt. »Kenne ich gut, Kapitän Freemantle.« Ruhig hatte Avery gesagt: »Ich weiß, daß damals viele gefallen sind. Mein Vater war einer von ihnen.«
    Am folgenden Tag, als er Yovell ein paar Befehle diktiert hatte, sprach Avery ihn wieder an. »Als mir mein Onkel von der Möglichkeit erzählte, daß ich unter Ihnen dienen könnte, wollte ich laut auflachen – oder weinen. Mit allem Respekt, Sir Richard, ich konnte mir nicht vorstellen, daß Sie mich akzeptieren würden, ganz gleich, was Sie von meinen Konduiten halten würden. Wo es so viele Leutnants gibt, die bereit wären, für eine solche Chance zu töten!«
    Jetzt, der letzte Befehl des Kommandanten hing noch in der bewegungslosen Hitze der Kabine, langte Bolitho nach seinem Rock, aber er überlegte es sich wieder. Niemand schien viel über Trevenens Lebenslauf zu wissen, aber es war mehr als offensichtlich, daß er dieses Kommando Sir James Hamett-Parker verdankte. Warum? Ein Ausgleich für geleistete Dienste in der Vergangenheit?
    Kurz angebunden befahl er Avery: »Bitten Sie den Kommandanten zu mir.«
    Während er wartete, brütete er weiter über Trevenen nach. Er war ziemlich alt für einen Fregattenkapitän, besonders auf einem Schiff wie diesem, dem ersten einer neuen Klasse. Außerdem umgab den Mann eine Aura der Knauserigkeit. Er schien viel Zeit damit zu verbringen, die Bücher und Listen der Versorgungsgüter und Lebensmittel mit dem ängstlich blickenden Zahlmeister durchzugehen. Und da war auch die Galionsfigur mit dem Farbanstrich der Werft. Man wußte, daß Trevenen hohe Prisengelder kassiert hatte, als er Versorger des Feindes abgefangen hatte, also lag es nicht an den fehlenden Mitteln. Ein Mann, der sich seine Gefühle nicht anmerken ließ, seine Hoffnungen und seine Vergangenheit verbarg … Der Posten der Seesoldaten schnarrte: »Der Kommandant, Sir!«
    Trevenen trat ein mit dem Hut in der Hand. Er kniff die Augen zusammen, als er versuchte, Bolitho nach der gleißenden Helle an Deck zu erkennen.
    »Ich möchte, daß Sie Ihren Befehl kassieren, Kapitän Trevenen, er schafft nur böses Blut. Außer dem Sechsten Offizier, Mr. Gulliver, der selbst noch vor einigen Monaten Fähnrich war, sind die anderen Fähnriche in den Booten zu unerfahren, um irgend etwas zu verstehen – außer daß Befehle befolgt werden müssen.«
    Trevenen betrachtete ihn ruhig. »Ich habe das immer als…« Bolitho hob die Hand. »Hören Sie zu! Ich habe Sie nicht zu mir gebeten, um mit Ihnen über unterschiedliche Auffassungen von Disziplin zu philosophieren. Ich habe Ihnen
gesagt
, daß Sie den letzten Befehl zurückzunehmen haben. Des weiteren wünsche ich, daß Sie Ihren Offizieren durch den Ersten mitteilen lassen, daß jede unnötige Schikane zu unterbleiben hat. Dieser Jacobs, der bei der zweiten Auspeitschung gestorben ist, wurde von einem Fähnrich verspottet, der noch ein Kind ist und auch so gehandelt hat!«
    Er war ärgerlich. Er wußte, daß er sich völlig regelwidrig in die Belange des Kommandanten einmischte. Sollte es eine große Operation gegen französische Freibeuter geben, würde Trevenen als sein Flaggkapitän eine Schlüsselrolle spielen müssen. War seine Animosität eine Folge der alten Familienfehde? Oder steckte etwas Geheimnisvolles dahinter? Jedenfalls hatte er die Fronten klar abgesteckt.
    Trevenen sagte schwerfällig: »Ich hoffe, daß ich meine Pflichten kenne, Sir Richard.«
    Bolitho sah ihn an, und er spürte die Abneigung wie einen Schlag ins Gesicht. »Das will ich hoffen, Kapitän! Aber ich kenne auch die meinen!«
    Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, rutschte ein Lineal vom Tisch über den schwarzweißen Segeltuchteppich. Bolitho fühlte den Rumpf erzittern, hörte das Schlagen der Blöcke und Falle, als der launische Wind über die See strich und Leben in die schlaffen Segel brachte.
    »Aufentern!«
    »Klar zum Einsetzen der Boote!«
    Eine Pfeife schrillte, Füße klatschten über das Deck. Er lehnte sich in den Stuhl zurück und hob das Hemd von der verschwitzten Brust. Er spürte das Medaillon unter seinen Fingern und dachte an Catherine, die

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