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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zerknüllte das Papier und warf es dann aus dem Heckfenster.
    Eine Stunde später kletterte er auf das Achterdeck. Alle beobachteten ihn. Er trug ein sauberes Hemd, seine Hosen und Strümpfe glänzten wie Schnee. An alle gewandt, sagte er: »Hoffentlich werden wir ein schönes Weihnachtsfest haben!« Zum Ersten meinte er: »Schicken Sie die Männer zeitig zum Frühstücken und richten Sie dem Zahlmeister aus, daß ich heute eine gewisse Großzügigkeit von ihm erwarte.«
    Ein paar Männer lachten. Adam blickte zum Horizont, oder dorthin, wo er sein sollte.
    »Ich gehe jetzt durch das Schiff, Aubrey.« Er verdrängte den Brief, den sie niemals lesen würde, aus seinen Gedanken.
    »Danach können Sie Schiff-klar-zum-Gefecht anschlagen lassen.«
    Die Karten lagen auf dem Tisch.
    »Schiff ist klar zum Gefecht, Sir.« Martin sah zu seinem Kommandanten hinüber, der an den festgepackten Finknetzen stand.
    »Danke.« Adam blickte zum Himmel empor. Es wurde heller. Man konnte schon die Bugseen erkennen, den Schaum, wenn das Schiff in eine lange Weile einsetzte, die dann nach achtern in der Dunkelheit verschwand. Gesichter gewannen an Schärfe und wurden zu Persönlichkeiten. Die Geschützführer und die alten Hasen erklärten nochmals ruhig alle Handgriffe, als ob alles andere uninteressant wäre.
    Leutnant Baldwins Seesoldaten nahmen ihre Plätze an den Finknetzen ein oder waren schon oben in den Kampfständen, um den Feind mit ihren Musketen oder den tödlichen Drehbrassen, die sich auf jeder Mars befanden, niederzustrecken. Bald würde man alles wieder erkennen können. Außer den beiden Kranken im Lazarett, die selbst zum Bedienen der Pumpen zu schwach waren, waren alle für den Ernstfall gewappnet. Die Uniformröcke der Marines sahen im ersten Licht sehr dunkel aus. Alles war ruhig. Es war ungewöhnlich, daß man Sergeant Deacons rauhe Stimme nicht vernahm, der seine Leute zu scheuchen pflegte.
    Old Partridge schaute mißtrauisch zu dem freigelassenen Gefangenen hinüber, der neben dem Bootssteuerer des Kommandanten stand. Adam wußte, daß der Navigator nicht einverstanden war, doch er hatte sich entschlossen, das zu ignorieren. Sie hatten erbärmlich wenig Anhaltspunkte. Jorston, ein Steuermannsmaat, der zur Beförderung anstand, saß mit einem Fernglas oben auf der Saling, obwohl in erster Linie sein seemännischer Instinkt gefragt war.
    Es war jetzt schon viel heller, und Adam sah, daß verschiedene Matrosen an den Kanonen lange Hälse machten, um etwas zu entdecken. Er überlegte nochmals, ob er etwas vergessen oder übersehen hatte. Aber sein Kopf schien plötzlich leer zu sein, seine Glieder waren leicht und entspannt. Das hatte er schon oft vor einem Gefecht erlebt. Beinahe hätte er gelächelt. Wie würden alle lachen, sollte kein feindliches Schiff in der Lagune liegen oder nur ein friedlicher Handelsmann, der Reparaturen durchführte. Unwahrscheinlich, sagte er sich, denn Mauritius war für ein normales Schiff nur eine Tagesreise entfernt. Er dachte an die machtvolle
Unity.
Beer würde es sich sehr überlegen, sie an einen so gefährlichen Platz zu bringen. Er hörte Partridge mit einem der Steuermannsmaaten flüstern. Sie sahen aus wie Verschwörer.
    »Wer steht zum Loten in den Rüsten, Mr. Martin?« Die Formalität verriet seine Aufmerksamkeit.
    »Rowlatt, Sir.«
    Wieder einer, der von Anfang an dabei war.
    »Ein guter Mann.«
    Er ging zum Kartentisch hinüber, den Partridge von unten mitgebracht hatte, und bat Richie: »Erklären Sie es mir noch einmal.«
    Der große Bootsmann beugte sich über die Karte und berührte sie vorsichtig mit seinem Finger.
    »Sie sieht ganz gut aus, Sir. Die Lagune liegt in der südöstlichen Ecke, und das Riff reicht ungefähr zwei Meilen weit hinaus. Auf der anderen Seite der Einfahrt liegen Felsen.« Überraschend blickte er zu der großen roten Kriegsflagge auf, die an der Gaffel wehte.
    Ein echter Seemann, dachte Adam. Um sich von dem langen Riff freizuhalten, würden sie ständig wenden müssen, um in die Lagune zu gelangen, die die Form einer großen Flasche zu haben schien. Richie hatte nicht die Flagge interessiert, sondern die Windrichtung, die sie anzeigte. Bei diesem südwestlichen Wind war es für jedes Schiff ein einfaches, aus der Lagune auszulaufen. Hineinkreuzen würde ein langwieriges, ja gefährliches Unterfangen bedeuten.
    Er betrachtete Richies markantes Profil. Ein Mann mit einer Geschichte, aber es war jetzt nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Scharf

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