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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Alternative war, die Ausfahrten zu blockieren und abzuwarten, bis Hilfe kam. Es konnte Wochen dauern, bis Leutnant Lewis auf seinen Onkel oder eine der Patrouillen traf. Und was war, wenn ein weiterer Feind in der Zwischenzeit eintraf, vielleicht Baratte persönlich? Sein Kopf schmerzte, als er alle Möglichkeiten bedachte.
    Er sprang auf und durchquerte die Kabine. Er spürte, wie sich das Schiff unter seinen nackten Füßen hob und senkte und sich unter dem Druck der Segel leicht nach Steuerbord neigte. Der Posten ließ beinahe seine Muskete fallen, als er eine der Türen aufstieß. Er hatte offensichtlich im Stehen geschlafen.
    »Sir?« Das Weiße in seinen Augen schien in der Laterne zu glühen.
    »Holen Sie den …« Er zögerte und sah, daß der Erste die leere Messe verließ. Sie begrüßten sich wie alte Freunde, und Adam fragte: »Können Sie auch nicht schlafen, Aubrey?« Martin versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. »Ich habe die Morgenwache, Sir.« Auch er lauschte auf die Geräusche des Schiffes um sie herum. Dann folgte er Adam in die Kabine, und der Posten döste wieder ein. Adam streckte ihm eine Hand entgegen. »Frohe Weihnachten, Aubrey.« Es klang so gelassen, daß er beinahe gelacht hätte.
    Martin setzte sich. »Ich kann es kaum glauben.«
    Adam nahm eine Flasche aus dem Schrank und zwei Gläser. Das gab ihm Zeit zum Überlegen. Es gab niemanden, den er fragen konnte. Zeigte er auch nur einen Anflug von Unsicherheit, würden sie das Vertrauen in ihn verlieren. Und genau das war die Trennlinie zwischen Leben und Tod.
    Adam goß Rotwein in die Gläser. Martin sah ihn an. »Auf die Frauen, Sir!«
    Sie tranken, und Adam dachte wieder an den Brief.
Wenn du wüßtest!
    »Ich möchte einen guten Mann im Masttopp, Aubrey. Jorston soll das machen. Er ist ein erstklassiger Seemann, der Segelmeister werden kann, sobald wir ihn entbehren können. Er erkennt den Verlauf des Grundes und der Tide auf einen Blick.«
    Martin sah zu, wie der Kapitän die Gläser wieder füllte. Adam fuhr fort: »Beide Anker klarmachen zum Fallen.«
    Martin wartete ab, dann fragte er: »Denken Sie, es wird zum Kampf kommen, Sir?«
    Adam schien weit weg zu sein. »Ich weiß es.«
    Plötzlich war er hellwach. »Lassen Sie den Gefangenen holen, den Bootsmann – Richie, nicht wahr?«
    Martin starrte ihn an. Wie konnte er sich an solche Details erinnern? Adam lächelte. »Informieren Sie den Profos. Ich möchte Sie bei mir haben.« Er hätte auch sagen können, ich
brauche
Sie hier. Während sie den Wein tranken, sprachen sie kaum, sondern lauschten auf das Schiff und die See. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    Die Türen öffneten sich, und der Bootsmann wurde vom Profos und dem Korporal hereingeführt. Er schlurfte über das schräge Deck. Richie trug Fußfesseln, jeder Schritt war langsam und mußte schmerzen. Er stand still und blickte auf den jungen Kapitän hinab, den er für einen schlichten Leutnant gehalten hatte.
    »Ich hab' nichts mehr zu sagen.« Der Profos zischte: »Sir!«
    Adam meinte: »Einen Stuhl, Korporal.« Der Mann setzte sich schwerfällig. »Warten Sie draußen, Profos.« Die beiden Hüter der Schiffsdisziplin gingen verwundert hinaus.
    Adam sagte: »Ich muß verschiedene Dinge wissen. Erstens, welche Rolle haben Sie beim Verlust der
Maid of Rye
gespielt?«
    Der Mann schien verwundert, so als hätte er etwas anderes erwartet.
    »Nichts, Sir!« Er sah, daß sich Adam umdrehte, als wolle er den Profos wieder hereinholen und rief laut: »Ich schwöre bei Gott, das ist die Wahrheit!«
    Adam beobachtete ihn. »Ich höre.«
    Richie blickte zu Martin, als ob er auf seine Hilfe hoffte.
    »Sie ist im Golf von Guinea auf Grund gelaufen. Es gab einen fürchterlichen Sturm, und auch wir verloren ein paar Segel, bevor wir uns freikreuzen konnten.«
    »Warum haben Sie Ihren Kapitän einen Feigling genannt? Weil er nicht für Sie eingetreten ist, als wir die
Eaglet
geentert haben?«
    Richie blickte auf seine Fußeisen, als wäre er geschockt darüber, was er dort sah. »Er wollte dem Schoner nicht helfen. Ein paar Leute hatten sich an Land gerettet – nicht allzu viele, glaube ich. Wir wußten damals noch nicht, daß es ein Kriegsschiff war. Die Männer, die den Strand erreichten, wurden von Eingeborenen empfangen. Sie hackten sie in Stücke. Sogar gegen den Wind hörten wir ihre Schreie!« Er schüttelte sich. »Wahrscheinlich dachten sie, es wäre ein verdammter Sklavenjäger.«
    Adam griff nach dem Entermesser, dem neuen

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