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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Autoren: Jim C. Hines
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die Seite, aber es war kein Blut zu sehen.
    »Gerta?« Danielle ließ das Schwert nicht sinken. Talia hatte die Kette keinen Moment lang losgelassen; der Dämon hätte eigentlich nicht in der Lage sein dürfen, irgendwo hinzugehen. Aber wie konnte Gerta dann leben, wo Schnee doch – Danielle zwang ihre Tränen zurück. Es war wie einen Stein herunterzuschlucken.
    »Er ist weg.« Gerta hatte den Kopf schräg gelegt, sodass die roten Haare über ihr zerstörtes Auge fielen.
    »Wie?« Danielle warf einen Blick auf Schnee. »Du hast doch gesagt, ihr beide wärt miteinander verbunden; ich dachte …«
    »Ich sollte tot sein. In Noitas Garten …« Tränen fielen aus Gertas gesundem Auge. Sie klang benommen, doch ob der Schock vom Verlust ihres Auges herrührte oder von der Tatsache, dass sie noch am Leben war, konnte Danielle nicht sagen. »Ich war ein Teil von ihr, unsere Schicksale miteinander verknüpft – mein Tod mit dem ihren verflochten.«
    »War?«
    »Sie hat mich gerettet«, sagte Gerta. »Sie und der Dämon lagen beide im Sterben, aber Schnee konnte einen letzten Zauber wirken. Sie hat dieses Band zwischen uns durchtrennt.«
    Mit Danielles Hilfe begab sich Gerta zum Podium. Talias Körper war angespannt, die Kette abgefallen. Gequetschte, blutige Haut zeigte, wo sie sich in Schnees Hals gegraben hatte.
    Der Anblick rief neue Tränen hervor, und Danielle drückte ihren Sohn fester an sich.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Gerta.
    »Ihm ist kalt.« Danielle erinnerte sich an die Angst in seinem Gesicht, als sie von ihm verlangt hatte, die Hand auszustrecken. Aber er hatte gehorcht, denn er wusste, was erforderlich war. Er hatte geweint, als sie ihn geschnitten hatte – sie beide hatten geweint –, aber er war auch nicht einen Moment lang zurückgeschreckt. Sie knöpfte ihre Jacke auf und legte sie um ihn. »Was ist mit dir? Dein Auge, deine Seite …«
    »Tut beides höllisch weh«, gab Gerta zu. »Aber ich blute nicht.« Sie zeigte auf die Waffe in Danielles Hand. »Das dürftest du nicht mehr brauchen. Jetzt, wo der Dämon weg ist, haben die Spiegelscherben keine Macht mehr über irgendjemand. Sie sind frei – alle.«
    Sogar Armand. Danielle steckte das Schwert in die Scheide und setzte sich hin, denn auf einmal waren ihre Muskeln so schwach, als ob ihre Glieder schmölzen. Die Kreaturen schwankten herum, verwirrt und verängstigt, aber nicht länger feindselig. Jakob kletterte auf ihren Schoß, und sie hielt ihn mit einem Arm fest. Den anderen streckte sie aus und berührte Talia sanft am Rücken. Talias Muskeln waren wie aus Stein.
    Vor Jahren war Talia von einem Elfenfluch erwacht und hatte ihre ganze Familie tot vorgefunden. Sie war nach Lorindar geflohen, wo Beatrice und Schnee sie gefunden und aufgenommen hatten. Jetzt waren Beatrice und Schnee beide tot.
    »Schnee hat es so gewollt«, sagte Gerta. »Von dem Moment an, als der Spiegel unserer Mutter die ersten Risse bekam und sie spürte, was sich darin verbarg, hat sie darauf vertraut, dass ihre Freundinnen ihr helfen, dieses Böse zu vernichten.«
    »Ich weiß.« Talia bewegte sich nicht. Ihr Haar verdeckte ihr Gesicht. »Dies ist Allesandria, Geburtsland der Magie. Es muss mehr gegeben haben, was wir hät …«
    »Es gab nicht mehr.« Die Gewissheit in Gertas Stimme war absolut. »Du hast gesehen, wie viele Adlige dem Dämon verfallen sind, nicht zu vergessen den König von Allesandria. Schnee hat ihr ganzes Leben damit verbracht, Zauberei zu studieren. Sie war talentiert genug, um zu herrschen, stärker noch als selbst unsere Mutter, auch wenn sie es nie geglaubt hat. Sie wusste, dass es nur einen Weg gab, rückgängig zu machen, was unsere Rose Curtana in Gang gesetzt hatte. Sie würde nicht wollen, dass du dich grämst – sie würde wollen, dass du ihren Sieg feierst.«
    Ein Krachen hallte durch den Thronraum. Ein dünner Schneeschleier wehte von der Decke. Danielle stand auf. »Was wird jetzt aus diesem Schloss, wo es den Dämon nicht mehr gibt?«
    »Nichts Gutes!«
    Ein Tier wie ein Hund mit verkümmerten Flügeln aus scharfkantigem Eis stürmte auf sie zu, doch sein Knurren klang eher panisch als wütend. Danielle machte Anstalten, das Schwert zu ziehen, aber Gerta war schneller und schlug mit der Hand auf die Oberfläche des zugefrorenen Sees. Der Hund jaulte und hinkte fort, wobei er das linke Vorderbein schonte. Blut tropfte von seiner Pfote.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Danielle.
    Talia holte tief und schaudernd Luft. Sie
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