Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
rollte Schnees Leichnam herum, sodass er mit dem Gesicht zu ihr lag, dann beugte sie sich hinunter und küsste sie leicht auf die Lippen.
Danielle hielt den Atem an. Schon einmal, tief unter Elfstadt, hatte Talia Schnee mit genau so einem Kuss aus einem Fluch erweckt … aber Schnee war tot. Talia schien in sich zusammenzuschrumpfen.
»Talia, wir müssen gehen!« Danielle hatte nicht vor, ihren Sohn loszulassen, und Gerta hatte zu schwere Verletzungen davongetragen, um Talia aus dem Schloss zu ziehen, selbst wenn sie nicht hätte damit rechnen müssen, bei dem Versuch von ihr bewusstlos geschlagen zu werden.
»Du hast es ihr versprochen«, sagte Gerta.
Talia rührte sich nicht. »Das hast du gehört?«
Gerta zog an Talias Schulter. »Hast du auch nur die leiseste Vorstellung davon, was ihr Geist mit deinem anstellen wird, wenn du hierbleibst und dich sterben lässt? Das wird nicht angenehm!«
Langsam nickte Talia. Sie hob Schnees Leichnam hoch, hielt ihn zärtlich in den Armen und trat vom Thron weg. »Was ist mit den Fallen?«
»Ich dürfte jetzt imstande sein, mich darum zu kümmern«, antwortete Gerta.
Danielle tat ihr Möglichstes, um Schnees Kreaturen zuzurufen und sie zur Flucht zu ermahnen. Sie wusste nicht, ob sie sie verstehen konnten oder ob sie die Gefahr einfach spürten, als die Magie, die das Schloss zusammenhielt, sich aufzulösen begann. Als sie und ihre Freundinnen die Tür erreichten, war der Thronraum leer.
Draußen herrschte leichter Schneefall, der jedoch das Blutbad des Kampfes nicht verhüllen konnte. Beim Anblick der Tiere und Monster, die über das Eis verstreut waren und deren Blut den Schnee purpurrot färbte, ergossen sich Tränen über Danielles Wangen. Blutige Fährten zeigten, wo die Verwundeten sich in den Wald geschleppt hatten. »Es tut mir so leid!«, flüsterte Danielle. »Danke!«
Nun, da der Dunkeling tot war, hatten sie kein Transportmittel mehr, trotzdem brachte Danielle es nicht über sich, sich noch einmal an die Tiere zu wenden, nicht, nachdem sie so viel gegeben hatten. »Wir werden einen Unterschlupf brauchen.«
»Nein, werden wir nicht.« Sobald sie den Rand des Sees erreichten, kniete Gerta sich hin und befreite ein Stück Eis vom Schnee. Anders als der Boden im Schloss war das Eis hier wellig und nicht vollkommen rein, aber Gertas Spiegelbild auf der Oberfläche konnte Danielle trotzdem sehen. »Gefrorener See unter meiner Hand, zeig mir den Herrscher von diesem Land!«
Zuerst passierte nichts. Danielle wies Richtung Wald. »Sollten wir …«
»Er hat mich gehört!«, sagte Gerta bestimmt. »Ich nehme an, dass es dort im Moment ziemlich chaotisch zugeht. Gebt ihm Zeit.«
Es dauerte nicht lange, bis Laurence im Eis erschien. Seine Züge waren verschwommen, sodass es schwierig war, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Vielleicht machte er sich aber auch absichtlich undeutlich. »Gerta? Ihr habt Ermillina gefunden?«
»Der Dämon ist tot, Vetter.« Ihre Worte waren schneidend, besonders das letzte.
Danielle stellte sich neben sie. »Schnee hat ihr Leben gegeben, um ihn zu vernichten.«
»Prinzessin Danielle! Ich bin froh, Euch wohlauf zu sehen.« Etwas in Laurences Art schlug um, und auf einmal klang er weniger wie ein König als wie ein Mann, erschöpft und verloren. »Was ist mit Eurem Sohn?«
»Jakob geht es gut«, versicherte Danielle ihm.
»Ich werde meine Leute schicken, um Euch zum Hafen zu geleiten. In Allesandria herrscht Chaos, und ich möchte nicht, dass Euch etwas zustößt, während wir daran arbeiten, die Lage unter Kontrolle zu bringen.«
»Nein«, entgegnete Danielle. »Sagt Euren Leuten, sie sollen uns nach Kanustius bringen.«
Laurence blickte sie erstaunt an. »Euer Hoheit, Kanustius liegt in Trümmern! Der halbe Palast ist zerstört!«
»Schnee war Prinzessin von Allesandria. Sie verdient es, dass man sich neben ihrem Vater an sie erinnert.«
Talia schürzte die Lippen. »Ich glaube, das würde ihr gefallen.«
»Prinzessin Whiteshore, Schneewittchen hat diese Nation angegriffen! Die Lords der elf Provinzen sind tot oder werden vermisst. Hunderte sind wegen ihr …«
»Sie hat dieses Schicksal auf sich genommen, um den Dämon zu vernichten, den ihre Mutter beschworen hatte.« Danielles ganzer Kummer, ihre Wut über Schnees Tod, drohten, sich Bahn zu brechen. Sie drückte ihren Sohn fester an sich. »Rose Curtana war ein Ungeheuer. Schnee hat dieses Ungeheuer getötet, eine Tat, die Euch den Thron verschafft hat, und Ihr habt sie
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