Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Flügeln, das auf Schritt und Tritt glitzernden orangefarbenen Staub verlor. Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem Tisch und nippte aus einem fingerhutgroßen Becher an einem widerlichen Getränk aus gesalzenem Honigwasser, während er lüstern zu Orens Frau Yvette hochschielte.
Dass Febblekeck in irgendein Mordkomplott verwickelt war, war unwahrscheinlich, wenigstens nicht direkt. Der Vertrag zwischen Elfstadt und Lorindar hinderte Febblekeck daran, Menschen Schaden zuzufügen. Aber Talia hatte schon zu oft gesehen, wie Elfen sich um die Klauseln dieses Vertrags herumgeschlängelt hatten. Allerdings schien Yvette kurz davor, ihn mit ihrer Gabel zu erstechen, was fürs Erste jede Elfengefahr abwenden würde.
»Menschen fühlen sich sonderbar angezogen von allem Elfischen«, sagte Febblekeck gerade. »Bis auf den heutigen Tag wird Koboldstaub aus Elfstadt geschmuggelt und als Droge verkauft. Ich habe mir sagen lassen, die Wirkung auf einen Menschen sei recht … potent.«
Yvette rümpfte die Nase. »Ich kann mir nicht vorstellen, dieses dreckige Zeug einzuatmen.«
Febblekecks Grinsen wurde breiter. »Einatmen! Nun, sagen wir mal, das machen sie damit.«
Wäre Schnee hier gewesen, hätte sie Talia geschmacklose Bemerkungen über die Mechanik von Kobold/ Mensch-Beziehungen zugeflüstert und versucht, sie aus der Fassung und zum Lachen zu bringen. Aber Schnee hatte die ganze Zeit damit zu tun gehabt, die Überreste ihrer zersprungenen Spiegel und den Schaden in ihrer Bibliothek zu beseitigen. In Anbetracht von Schnees Eitelkeit argwöhnte Talia, sie würde versuchen, sich erst dann wieder zu zeigen, wenn ihre Verletzungen verheilt wären.
Talia betrachtete eins der Fenster, um das Bild von Schnees blutigem Gesicht aus ihrem Kopf zu verdrängen. Wären die Schnitte vom Glas tiefer gewesen oder hätte eine der Scherben sie an der Kehle getroffen … Schnee hätte verbluten können, und es hätte Stunden gedauert, bevor sie gefunden worden wäre.
»Was habt Ihr gerade zu meiner Frau gesagt?« Lord Oren schlug so heftig auf den Tisch, dass sein Teller klirrte und Talias Aufmerksamkeit mit einem Ruck wieder auf die Unterhaltung gelenkt wurde. Schweigen senkte sich über den Raum.
Febblekecks Flügel schlugen so schnell, dass sie nur noch verschwommen zu sehen waren, und brachten ihn auf Augenhöhe mit Oren, während über dem Tisch ein Schauer aus leuchtendem Koboldstaub niederging. »Ich habe sie nur gefragt, ob sie mir vielleicht morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten möchte. Ich habe eine Flasche Sirup aus Elfstadt, die viel zu viel für einen Kobold ist.« Glitzernde Augenbrauen gingen auf und ab. »Abgezapft vom Ahorn einer Dryade, mit all den damit verbundenen … Wohltaten , die von der Magie einer Nymphe kommen.«
»Ihr elendes kleines Insekt!« Oren trat seinen Stuhl zurück und stand auf. Talia war bereits auf dem Weg um den Tisch herum.
»Lord Oren, hört auf!« Danielles Ton war der, den sie immer anschlug, wenn Jakob nicht hören wollte, und durchdrang Orens Gebrüll so mühelos wie ein Schwert. »Wollt Ihr dem Kobold in die Hände spielen?«
»Wenn er diese Hände da behielte, wo sie hingehören …«
»Er hat Eure Gattin nicht angerührt«, sagte Danielle. »Er hat kein Verbrechen begangen.« Sie warf Febblekeck einen Blick zu. »Es gibt kein Gesetz, das einem verbietet, sich wie ein Dummkopf zu benehmen. Falls Ihr ihn jedoch angreift – einen Botschafter aus Elfstadt …«
»Was ist das für ein Botschafter, der Schande über genau die Leute bringt, mit denen er eigentlich zusammenarbeiten soll?«, wollte Oren wissen. Inzwischen war Talia hinter den beiden in Stellung gegangen und bereit, sich nötigenfalls Mensch oder Kobold zu greifen.
Danielle zollte ihr mit einem leichten Nicken Beifall, bevor sie ihr wütendes Funkeln wieder auf Febblekeck niedergehen ließ. »Ein Botschafter, der mehr an Macht als an Frieden interessiert ist. Ein Botschafter, der Politik als Spiel betrachtet und versucht, Punkte für sich selbst und seine Gebieter zu erzielen.«
Febblekeck lächelte sie kurz entwaffnend an. »Ich bitte Euch demütigst um Vergebung, Prinzessin. Und Euch, Lord Oren. Die Anziehungskraft Eurer Gattin hat mich überwältigt, sodass ich mich vergaß. Das ist ein Schwachpunkt der Elfenrasse: Wir sind viel zu empfänglich für Schönheit.«
Prinz Armand prustete. Ohne von seinem Essen aufzusehen, sagte er: »Kobolde haben einen beklagenswerten Sinn für Schönheit.«
Talia erstarrte.
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