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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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und erschöpft hatte sie nicht gegen die Sturmkrähen, die magischen Wachen Allesandrias, gekämpft. Sie hatten sie in Ketten gelegt und in die Stadt geschleppt, wo ihr der Prozess gemacht werden sollte. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor dem Kreis der Edlen stand, während diese darüber debattierten, wann und wie sie hingerichtet werden sollte.
    Jeder Mann und jede Frau im Raum hatte gewusst, was Rose Curtana gewesen war. Sie hatten ihre Grausamkeit erlebt, die Folterungen, mit denen sie Feinde wie Verbündete gleichermaßen heimsuchte. Sogar ihren eigenen Ehemann. Sogar ihre eigene Tochter.
    Sie berührte sich am Hals, als sie sich daran erinnerte, wie die Glieder der magiehemmenden Kette ihr in die Haut geschnitten und himbeerrote Linien hinterlassen hatten.
    Beatrice und Theodore hatten einen Handel mit Laurence, einem niederen Edelmann aus einer der südlichen Provinzen, abgeschlossen. Sie benutzten ihren Einfluss, um ihm zu helfen, den Thron zu besteigen, und im Gegenzug verschonte er Schnees Leben. Schnee kam nach Lorindar, um an ihrem Hof zu leben, und Beatrice hatte sowohl den neuen König als auch Schneewittchen in ihre Schuld getrieben.
    Und jahrelang hatte Schnee gelächelt und geflirtet und gelacht und so getan, als wäre nichts davon von Bedeutung. Sie hatte sich selbst belogen und alle, denen sie begegnet war.
    »Keine Lügen mehr!« Ihre Finger legten sich fester um den Körper der Maus. Das Herz des Nagers schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Mit einem Naserümpfen senkte sie die Hand und gestattete dem Tier, wieder zurück in den Holzstapel zu huschen.
    Sie rieb sich das linke Auge. Die Reizung hatte ziemlich schnell nachgelassen, auch wenn sie den Klumpen unter der Oberfläche fühlen konnte, wo der Splitter von ihrem Spiegel stecken geblieben war. Zuerst hatte sie befürchtet, er könnte das Auge der Sehkraft berauben, doch stattdessen hatte diese zugenommen. Quer über den Hof hinweg konnte sie die Pusteln und Narben auf dem Gesicht des Gärtners zählen. Wenn sie in den Himmel blickte, konnte sie jeden grauen Wirbel in den dunklen Wolken ausmachen.
    Sie war nicht allein. Armand hatte auch begonnen, die Hässlichkeit der Welt zu sehen. Wenn Schnee sich konzentrierte, konnte sie durch seine Augen sehen, genau wie sie es bei ihren Spiegeln getan hatte, bevor sie zerbrochen waren. Sie hatte heute in der Kapelle seinen Abscheu geteilt, als er auf die runzlige Leiche seiner Mutter geblickt hatte. Sie hatte seinen Hass auf die fetten, gierigen Adligen gespürt, die beim Essen bei ihm saßen.
    Schnee stand auf. Vom Tragen des schweren Sacks taten ihr die Arm- und Schultermuskeln weh, doch sie ignorierte den Schmerz. Die meisten ihrer Spiegel hatte sie eingesammelt, aber eine Hand voll war noch übrig.
    Sie begann mit dem Thronraum. Jetzt, wo Danielle und die anderen sonst wo beschäftigt waren, war es ein Leichtes, den Spiegel zu bergen, der ungesehen hinters Podium gefallen war. Sie flüsterte einen Zauberspruch, mit dem sie jedes bisschen kaputtes Glas in ihre Hand rief, und streifte die Stücke dann vorsichtig in den Sack.
    Als Nächstes kam das private Speisezimmer, das von der königlichen Familie benutzt wurde, an die Reihe. Kleiner und weniger förmlich als der große Saal, war das Esszimmer ein wärmerer Raum, mit hell gestrichenen Fenstern und einem prasselnden Kaminfeuer. An dem langen Holztisch saßen Jakob und Nicolette und stritten über einen Teller mit Kabeljaubrei.
    »Kein Fisch!« Jakob presste die Lippen fest zusammen.
    »Kein Fisch bedeutet keinen Pudding«, erklärte Nicolette müde. Ihr Gesicht war abgespannt, auch wenn sie immer eine Maske der Fröhlichkeit aufsetzte, bis hin zu dem Punkt, wo es sie wirrköpfig aussehen ließ. Ihre Bluse war fleckig, ihr Haar ein schütteres Nest.
    Jakob lächelte sie listig an. »Pudding zuerst. Dann Fisch.«
    »Netter Versuch, Euer Hoheit. Du kannst nicht den … Was ist, Jakob?«
    Der Prinz starrte Schnee an und hatte sein Abendessen offensichtlich vergessen. »Tante Schnee?«
    Schnee hielt sich nicht mit einer Antwort auf. Ihr Spiegel lag noch da, wo er hingefallen war, vor dem Kamin. Sie hatte schon ein Dutzend an übereifrige Bedienstete verloren, die sich alle von Danielles Reinlichkeitsbedürfnis hatten anstecken lassen. Schnee hob die Glasscherben auf und ließ sie in ihren Sack fallen, bevor sie sich umdrehte.
    Jakobs Stuhl fiel polternd um. Er rannte zur Tür, wobei seine Arme wie Stofffetzen flatterten, aber Nicolette

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