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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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folgen. Du wirst Freunde brauchen.«
    »Ich habe meinen Vater geliebt«, sagte Schnee leise.
    Ollear stürzte zu seinem Schreibtisch hin. Er ergriff etwas, was wie ein Tintenfass aussah, und schleuderte den Inhalt in Schnees Richtung.
    Schnee hatte vielleicht nicht Talias elfengesegnete Reflexe, aber ihre Missionen für Königin Bea hatten ihre Reaktionen sowohl in körperlicher als auch in magischer Hinsicht geschärft. Bis die widerwärtig grüne Flüssigkeit Schnee erreichte, hatte ihre Magie sie zu einer Reihe welliger Eiszapfen und Tröpfchen gefrieren lassen. Sie fing den größten Zapfen mit der Hand und hielt die Magie aufrecht, um ihn nicht mit ihrer Körperwärme zu schmelzen.
    Wie in Trance sah Ollear zu, wie das Eis in Schnees Hand sich veränderte und ihm papierdünne Flügel wuchsen. Die anderen Stücke waren zerbrochen, als sie auf dem Boden aufgekommen waren, doch auch sie gehorchten Schnees Willen und formten Insekten von der Größe von Fliegen und Stechmücken.
    Schweißperlen traten auf Ollears Stirn. »Ich kann dir helfen!«
    Schnee schürzte die Lippen und blies. Eine Wespe, so groß wie ihre Hand, erzitterte und spreizte die Flügel. »Ich habe schon Hilfe.«
    Ollear kämpfte gut und zerstörte mehr als die Hälfte ihrer Insekten, bevor eines an seiner Deckung vorbeikam und ihm ins Ohr stach. Haut brutzelte, er schrie. Der Schmerz kostete ihn die Konzentration, und bald war der Kampf vorbei.
    Es war kein schneller Tod, aber weil er diesen Tod eigentlich ihr zugedacht hatte, verspürte sie keine Reue. Genauso wenig genoss sie allerdings sein Ende. Der Tod würde seine Verbrechen nicht ungeschehen machen, er würde ihr den Vater nicht zurückbringen. Dies war nur der Anfang.
    »Schau!« Sie legte die Finger um Jakobs zerbrechlichen Körper, zog ihn aus ihrem Haar und hielt ihn in die Richtung von Ollears zuckendem Körper. »Ganz gleich, welche Lügen wir der Welt erzählen, der Tod deckt die Wahrheit auf. Ollear Curtana war ein Verräter und ein Feigling. Sein hässliches Ende passt zu seiner hässlichen Seele.«
    Sie wandte sich an seine Freundin, die hinter dem Bett kauerte. »Und wie hast du dem Lordprotektor gedient, abgesehen vom Offensichtlichen?«
    Die Stimme des Mädchens bebte. »Ich bin seine Sekretärin, Euer … Euer Hoheit.«
    Schnee setzte sich den zitternden Vogel wieder auf die Schulter und griff in die Tasche an ihrem Gürtel. Eine Sekretärin stand niedrig genug, um unbemerkt zu bleiben, insbesondere in dem Chaos, das die Entdeckung von Ollears Tod auslösen würde. »Gib mir deine Hand!«
    Sie biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
    Mit einem Seufzer zog Schnee einen nadellangen Glassplitter aus der Tasche. »Das wird wehtun.«
    Das Laken straffte sich und hielt sie so lange dort, wo sie war, dass Schnee ihr das Glas in den Hals stoßen konnte. Sie schrie kurz auf, dann, als die Spitze im Fleisch abbrach, erlahmte ihre Gegenwehr. Schnee entfernte den restlichen Splitter und wischte das Blut am Laken ab.
    »Du wirst wegen Ollears Tod befragt werden. Entweder vom hiesigen Magieraufseher oder von den Sturmkrähen des Königs.« Schnee drückte dem Mädchen eine größere Glasscherbe in die Hand. »Fang mit ihnen an.«

*
    Danielle las die Mitteilung noch einmal. Dies war die zweite Nachricht, die sie von König Theodore erhalten hatte. Die Beisetzung der Königin hatte vor drei Tagen stattgefunden, unter verschärfter Bewachung. Und Danielle war nicht dabei gewesen.
    Sie schloss die Augen. Der Kummer konnte später kommen. Im Augenblick war es besser, den Damm aufrechtzuerhalten, sich auf das zu konzentrieren, was getan werden musste.
    Tymalous und Vater Isaac hatten keine Fortschritte erzielt bei der Befreiung Armands und der anderen von Schnees Fluch. Es war ihnen gelungen, die wenigen im Palast verbliebenen Scherben von Schnees Spiegel zu finden, und sie verbrachten jede Minute damit, sie auf der Suche nach Antworten zu studieren, jedoch ohne messbaren Erfolg.
    Ein leises Quaken ließ sie zusammenzucken. Sie lächelte dem Enterich zu, der die Botschaft überbracht hatte. Er war klein für seine Rasse, ein schwarz und grau gefleckter Vogel mit rauchfarbenem Schnabel. Er plusterte sich auf, setzte sich jedoch hin und wartete.
    Danielle nippte an ihrem Tee und verzog das Gesicht wegen des medizinischen Geschmacks, dann begab sie sich wieder an den Brief, den sie an den König zu schreiben begonnen hatte. Sie hatte von ihrem gescheiterten Versuch, den Prinzen zu

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