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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Höflichkeit von Ollear verlangt, sie mit Namen vorzustellen.
    Mit zitternder Hand nahm Ollear eine steife schwarze Perücke vom Nachttisch und setzte sie sich auf den Kopf. Es musste ihm klar sein, dass er übertroffen worden war: Schnee war in seinen Turm eingedrungen und hatte seine Wachen getötet. »Laurence sagte uns, du seist tot.«
    »Nicht König Laurence? Solche Respektlosigkeit deinem Herrscher gegenüber, Ollear! Wo sind deine Manieren?« Schnee ging um den Raum herum und schaute auf die Stadt darunter hinaus. Ihre Füße sanken in den Teppich aus weißem Pelz ein. »Ich weiß noch, wie meine Mutter dir an der Universität die Kanzlerwürde verliehen hat. Sonderbar … von einer solchen Position auf einen Posten in dieser kleinen Grenzprovinz zu sinken.«
    »Ich diene, wie der König es wünscht, meine Prinzessin«, sagte Ollear vorsichtig.
    »Der König ist ein Narr, jemanden mit deinen Talenten brachliegen zu lassen. Ich entsinne mich deiner Besuche im Palast. Die Tränke, die du für meine Mutter gebraut hast.«
    »Was willst du?« Er sah sie mit unverhohlener Berechnung im Blick an. Schnee war allein, aber sie war die Tochter der mächtigsten Königin, die Allesandria seit Jahrhunderten gekannt hatte. Seine Furcht wich der Gier nach den Möglichkeiten, die sie vielleicht verkörperte.
    »Du bist nicht der Einzige, dem durch unseren neuen König Unrecht widerfahren ist. Ich will, dass hinsichtlich jener Verbrechen der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Nun ja, einen rechtmäßigen Anspruch auf den Thron hast du«, sagte er vorsichtig. »Yador ist bloß eine Grenzprovinz, wie du schon gesagt hast, aber ich habe meinen Sitz im Kreis der Edlen behalten. Ich könnte …«
    »Was würdest du dafür von mir verlangen?«, unterbrach ihn Schnee. »Was ist der Preis für den Verrat an deinem König?«
    »Nichts, Prinzessin.« Ollear stand auf und spreizte die Hände. In anderen Ländern wäre dies eine Geste des Friedens gewesen, doch in Allesandria, wo jeder Adlige Zauberei noch vor dem Schreiben lernte, hatte das Fehlen einer Waffe nichts zu bedeuten. In höflicher Entfernung blieb er stehen. »Ich bitte nur darum, dir dabei helfen zu dürfen, ein Unrecht zu korrigieren.«
    Damit ich anschließend in deiner Schuld stehe. Seine Lügen schlängelten sich wie Würmer in ihren Magen, dass ihr davon übel wurde. »Erinnerst du dich noch an meinen Vater, Ollear?«
    »Ja.« Die Vorsicht war in seine Stimme zurückgekehrt, auch wenn er die Augen abgewandt hatte. In Allesandria galt es als Einladung zu einer magischen Konfrontation, das Gegenüber zu lang anzublicken. »Er war stark im Herzen und im Verstand, doch sein Körper versagte unter den Anforderungen des Throns. Deine Mutter ließ mich oft kommen, um seine Schmerzen zu lindern.«
    »Ich war noch so jung, als er krank wurde.« Schnee schritt die Wände des Zimmers ab und beobachtete die Lichter der Lampen unter ihr und die Berge in der Ferne. Aus dieser Höhe konnte sie noch eben die Wachttürme zu beiden Seiten der Grenze ausmachen. »Ich habe Jahre mit dem Studium der Heilkünste zugebracht, Ollear. Dabei ist mir bis heute noch keine einzige Krankheit untergekommen, die dieselben Symptome wie bei meinem Vater aufweist: Schwund der Stimme, Verfall des Körpers, aber auch Verlust der Zauberkraft. Ein eigenartiges Gebrechen, findest du nicht auch?«
    »Deine Eltern waren mächtige Ausübende der Zauberkunst«, antwortete Ollear wachsam. »Sie haben viel getan, um die Grenzen der Magie auszuweiten, aber wie du weißt, hat jede Macht ihren Preis.«
    »Was war der Preis für deine Kanzlerschaft?«, fragte Schnee. »Die Zubereitung eines Arzneitranks, der sich an den Zaubern meines Vaters, die ihn vor Gift schützten, vorbeischleichen konnte? Ein Trank, der ihn mit der Zeit schwächen würde, ohne dass ein Verdacht auf meine Mutter fiele? Deine Fähigkeiten sind unübertroffen. Du bist der Einzige, an den sie sich für solche Dienste gewendet hätte.«
    Ollears Gespielin schob sich langsam in Richtung Tür. Schnee machte eine Handbewegung, und das Betttuch sprang herunter und verhedderte sich um ihre Füße, während sich das andere Ende am Bett festknotete. Schnee stellte sich in den Eingang und versperrte ihnen den Fluchtweg. Jakob zwitscherte leise und schmiegte sich an ihr Haar, als ob er sich verstecken wollte.
    »Deine Mutter hatte viele Verbündete«, wandte Ollear ein. »Wenn du vorhast, Allesandria zu regieren, dann wäre es klug, ihrem Beispiel zu

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