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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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vermischt worden war; einem Trank, gebraut aus dem Blut des Schöpfers, gemixt mit dem eines treuen Dieners. Sie fragte sich beiläufig, ob der Diener wohl gewusst hatte, dass der Trank sein Blut bis auf den letzten Tropfen erforderte.
    Schnee zog ihr eigenes Messer. Die Klinge war rasiermesserscharf; sie spürte den Schnitt kaum, als sie die Klinge über den linken Handteller gleiten ließ. Sie ballte die Hand zur Faust und schnippte dann das Blut der heranrückenden Statue entgegen.
    Hätte sie die Zeit dafür gehabt, hätte sie die Kontrolle über die Statue an sich reißen und sie gegen ihren Schöpfer richten können, aber es gab zu viel zu tun. Stattdessen zwang sie die Statue einfach mit der Kraft ihres Willens, zu ihren ursprünglichen Komponenten zurückzukehren.
    Die Statue schwang das Schwert nach Schnees Kopf. Schnee hob einen Arm, und die Klinge verspritzte roten Schlamm über ihren Arm und ihre Jacke. Das Gesicht des steinernen Wächters verzerrte sich zu einer geschmolzenen Parodie der Verwirrung. Je nach dem, wie viel eigenes Blut des Schöpfers durch den Schlamm floss, könnte die Statue gerade genug Bewusstsein besitzen, um zu erkennen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Finger lösten sich von tropfenden Händen. Schnee steckte das Messer in die Scheide und sah lächelnd zu, wie jegliche Ähnlichkeit mit Ollear Curtana sich auflöste. Die Statue nahm ihre letzte Kraft zusammen und stürzte sich auf Schnee, um sie unter sich zu begraben. Jakob kreischte und schlug aufgeregt mit den Flügeln, als Schnee zurücksprang. Die Statue fiel hin und verspritzte sich über die Stufen.
    Der Schlamm klammerte sich noch an ihre Stiefel, als sie ihn durchschritt. Seine Loyalität war wirklich beeindruckend. Ollear musste seine Formel verbessert haben.
    Die Holztür am Ende des Gangs war verschlossen, aber ein schneller Zauberspruch ließ das Holz anschwellen, bis die mittleren Bretter sich lösten und ihrem Blick das grotesk verschwenderische Schlafgemach Lord Curtanas preisgaben.
    Die Wände darin waren so verzaubert, dass sie durchsichtig wie Glas waren und ihm unbeschränkte Sicht auf das umliegende Land gewährten. Dunkle Wolken verfinsterten die Sterne am Himmel und verliehen dem Mond einen silbernen Hof. Die gleiche Illusion hüllte das Mobiliar ein und machte es transparent – den Kleiderschrank, den Schreibtisch an der anderen Wand, sogar das Bett, wo Ollear Curtana mit einer Frau beschäftigt war, die viel zu jung und attraktiv war, um seine Gattin zu sein. Seine Kopfhaut und sein Gesicht waren glatt rasiert und glänzten vor Schweiß. Wie die meisten Adligen rasierte er sich bestimmt jeden Tag und brannte sich die Haare ab, um zu verhindern, dass sie von einem Ausübenden der Resonanzzauberei gegen ihn verwendet wurden.
    »Hallo Onkel.«
    Sowohl Ollear als auch seine Mätresse fuhren kerzengerade hoch. Sie trugen beide ein leichtes Gewand aus Sklavenseide. Der dünne Stoff war von Natur aus grau, aber jeder mit nur einer Spur von magischem Talent konnte das nach Belieben ändern und ihn durchsichtig machen. Schnee besaß einen Mantel aus dem Stoff für besondere Anlässe. Das Knifflige an der Sache war, die Konzentration auch dann aufrechtzuerhalten, wenn die Aufmerksamkeit von anderen … Dingen in Anspruch genommen wurde.
    »Wer bist du?« Ollear blickte an ihr vorbei – zweifellos auf der Suche nach seinen Wachen. Er presste die Lippen zusammen. »Du kommst mir bekannt vor.«
    Schnee runzelte die Stirn, und beide Gewänder wurden schwarz. »Ich hatte gehofft, mit dir über meinen Vater sprechen zu können.«
    »Deinen …« Er erbleichte. »Prinzessin Ermillina?«
    Schnee verbeugte sich leicht. »Onkel Ollear. Ich höre jetzt auf den Namen Schnee.« Die Jahre hatten nahezu jede Ähnlichkeit mit der starken, gut aussehenden Statue, die Ollears Tür bewacht hatte, ausgelöscht. Der Zahn der Zeit hatte ihn einschrumpfen lassen und an seinem Hals Hautlappen hinterlassen. Nur seine Hände waren noch so, wie Schnee sie in Erinnerung hatte: dünn und ständig fleckig von der Arbeit mit seinen Tränken.
    »Du bist ganz schön alt geworden.« Alt mochte er selbst auch sein, aber dumm war er noch nie gewesen. »Mit welchen Zaubern hast du herumgespielt, Prinzessin?«
    »Ich habe getan, was nötig war.« Schnee warf einen Blick auf die junge Frau neben ihm. »Eine Schülerin?«
    »Eine Angehörige meines Haushalts.«
    Eine Dienerin also. Hätte sie Erfahrung mit Zauberei gehabt, hätte es die

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