Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Besitz ergriffen hat, es könnte versuchen, sich zu einem anderen Wirt zu flüchten«, gab Laurence zu bedenken. »Die Sturmkrähen haben getan, was sie können, um sicherzustellen, dass keine Gefahr von ihr ausgeht, aber Ihr seid wehrlos wie ein Neugeborenes, magisch betrachtet. Ich kann nicht riskieren, dass Ihr übernommen werdet.«
»Dann lasst mich gehen!« Talia fletschte die Zähne. »Oder haltet Ihr mich auch für wehrlos?«
»Ich verstehe ja, dass sie Eure … Freundin … war, und ich weiß Eure Hilfsbereitschaft zu würdigen.« Der König machte einen Schritt zurück. Sein Zepter hallte noch einmal auf der Wand, und der Ton zog sich unnatürlich lange Zeit hin. »Ermillina Curtana ist eine Tochter Allesandrias. Sie hat meine Nation angegriffen und wurde von meinen Sturmkrähen gefangen genommen. Ihr seid hier willkommen, aber wenn Ihr meine Gastfreundschaft akzeptiert, dann nur als Gäste.«
»Könnt Ihr Schnee von diesem Dämon befreien?«, fragte Danielle.
»Sie werden es gar nicht versuchen.« Talia stand wie eine Statue da; ihre Arme waren unter ihrem Umhang verborgen. Die Sturmkrähe betrat das Zimmer und nahm eine schützende Position zur Linken des Königs ein. »Oder?«
Laurence schwieg.
»Was ist mit meinem Sohn?«, wollte Danielle wissen. »Schnee ist die Einzige, die weiß, wo er ist. Wenn sie getötet wird, finden wir ihn vielleicht nie! Wollt Ihr den Prinzen von Lorindar ebenfalls zum Tode verurteilen?«
»Es tut mir leid. Ihr solltet Euch auf das Schlimmste gefasst machen. Ermillina war allein, als sie ergriffen wurde, das heißt, Euer Sohn ist möglicherweise schon …«
»Jakob! Ist! Am! Leben!« Danielle ging auf den König zu und fing sich erst, als die Sturmkrähe sich bewegte, um ihr den Weg abzuschneiden. »Ich habe ihn gesehen! Beide, Schnee und Jakob, in einem Schloss aus Eis. Er fror, und er hatte Angst, und er wirkte verloren, aber er lebte!«
»Magische Visionen von einer alten Hexe, die bekanntermaßen eine Freundin Rose Curtanas war.« Laurence legte der Sturmkrähe die Hand auf die Schulter und schob sie sanft zur Seite. »Eine mögliche Zukunft, flüchtig erblickt von einem ungeschulten Verstand. Meine Seher haben nachgeschaut, was passiert, wenn Ermillina Curtana am Leben gelassen wird: Jedes Mal sagen sie die Zerstörung des Palasts voraus. Feuer und Chaos, die sich in der Stadt und darüber hinaus ausbreiten. Ich darf nicht riskieren …«
»Wenn Ihr das tut«, unterbrach ihn Danielle, während sie die Fingernägel in die schweißfeuchten Handteller grub, »dann macht Ihr Euch zum Feinde Lorindars!«
»Was würdet Ihr denn tun?« Laurence senkte das Zepter. »Würdet Ihr Lorindar opfern eines einzigen Kindes zuliebe, um der Möglichkeit willen, dass es vielleicht doch noch lebt?«
»Ihr opfert nichts, indem Ihr uns mit ihr sprechen lasst!«
»Rose Curtana konnte mit einem einzigen Wort töten. Es tut mir leid, Danielle. Ich würde sie retten, wenn ich könnte. Ich kannte Ermillina schon als Kind; ich habe versucht, sie nach dem Tod ihrer Mutter zu beschützen. Vielleicht hätte ich damals mehr tun sollen, aber jetzt kann ich sie nicht mehr beschützen. Sobald man sich um sie gekümmert hat, werden wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um Euern Sohn zu finden. Aber letzten Endes sind es Ermillina und der Dämon, die für ihr Schicksal verantwortlich sind.«
Talia spuckte auf den Boden, dicht neben die glänzenden Stiefel des Königs. »Die Zauberkunst Allesandrias ist auf der ganzen Welt bekannt. Eure mächtigen Sturmkrähen können doch bestimmt mit einem einzelnen Dämon fertig werden!«
Eine weitere Sturmkrähe trat ein, bezog Stellung zur Rechten des Königs und flüsterte ihm etwas ins Ohr, zu leise, um es zu verstehen. Gerta schluckte und ging näher an Danielle heran.
»Gebt uns Zeit!«, drängte diese. »Der Schlüssel dazu, diesen Dämon zu binden, befindet sich irgendwo hier im Palast. Gebt uns eine Woche, um ihn zu suchen! Auch nur einen Tag, um …«
Laurence umklammerte das Zepter mit beiden Händen. »Der Befehl ist bereits gegeben worden. Eure Freundin ist tot.«
Danielle starrte ihn verständnislos an. Schnee konnte nicht tot sein! Die Worte des Königs hallten in ihrem Verstand wider.
»Das Zepter!«, flüsterte Gerta. »Als Ihr das letzte Mal an die Wand geschlagen habt – da habt Ihr den Befehl gegeben!«
Talia stürzte sich auf den König. Die näher stehende Sturmkrähe hob die Hände, aber Talia war schneller. Ihre Faust
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