Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
Roten Kapuze: Talia konnte die Schutzzauber riechen, die ihn wie eine von Zwergenhand geschmiedete Rüstung einhüllten.
»Ihr wart es nicht, wegen der ich mir Sorgen machte, Talia.« Laurence beobachtete Gerta scharf. »Alles, was ich in Euren Träumen sah, deutet darauf hin, dass Ihr seid, für wen Ihr Euch ausgebt, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass selbst Rose Curtana Euch so völlig verstecken konnte.«
»Es tauchen immer wieder lange verschwundene Erben auf«, sagte Talia.
»Nicht in Allesandria.« Er deutete auf die Sessel. Sowohl Danielle als auch Gerta setzten sich, doch Talia weigerte sich. Dies war eine weitere Verletzung allesandrischer Umgangsformen, eine, die selbst einen König nötigte, stehen zu bleiben. »Ich habe auch Eure Ängste gesehen, Gerta. Wie Eure Freundinnen fürchtet Ihr um Ermillina. Aber da ist noch etwas. Ihr habt Angst, wieder zurückverlangt zu werden.«
»Ich wurde aus ihrer Essenz geformt«, sagte Gerta.
»Das heißt, ich habe einen Teil Ermillina Curtanas in meinem Palast willkommen geheißen.« Laurence massierte sich die Stirn.
»Ich würde nie …«, begann Gerta.
»Ich weiß.« Er hob die Hand. »Hätte ich etwas in Euerm Traum gesehen, was darauf hindeutet, dass Ihr eine Bedrohung darstellt, wärt Ihr nie wieder herausgekommen. Jedoch bedeutet die Tatsache, dass Ihr nie wissentlich gegen Allesandria handeln würdet, wenig. Sollte Ermillina einen Weg finden, durch Euch zu handeln …«
»Sie weiß nicht, wer … was ich bin«, sagte Gerta leise. »Sie hat die Erinnerung an mich aus ihrem Gedächtnis gebrannt, und Talias Umhang schirmt uns vor ihrem Blick ab.«
»Für den Augenblick.« Laurence begann auf und ab zu gehen. »Vor Jahren versprach mir Königin Beatrice, dass Ermillina nie in dieses Land zurückkehren würde. Ich weiß Bescheid über Beatrices Gaben, so unfertig und ungeschult sie auch waren. Sie gab mir ihr Wort. Trotzdem hat meine Base mindestens zwei Mitglieder des Kreises der Adligen ermordet und mit ihren Zaubern Hunderte von Menschen versklavt.«
»Beatrice sagte die Wahrheit«, erwiderte Gerta. »Das zweite Gesicht, wie sie es hatte, ist oft unzuverlässig; erst recht, wenn man versucht, über den eigenen Tod hinauszusehen.« Sie biss sich auf die Lippen und sah auf einmal verwundbar aus.
»Ich vertraute ihr.« Laurences Knöchel um das Zepter waren weiß. »Wie viele Angehörige meines Volks sind heute tot, weil ich mich von Eurer Königin überreden ließ, Ermillina bei der Flucht zu helfen?«
Das Brausen von Talias Blut in ihren Adern drohte, die Worte des Königs zu übertönen. »Ihre Mutter hat versucht, sie zu ermorden!«, brauste sie auf. »Ihr habt ihr ›geholfen‹, indem Ihr Euch ihren Thron unter den Nagel gerissen habt!«
Im Zimmer war es einen Moment lang totenstill. Danielle räusperte sich. »Talia, das ist nicht hilfreich.«
Laurence bemühte sich nicht länger, seine Wut zu verbergen. »Allesandria hätte niemals zugelassen, dass Roses Tochter …«
»Wie viele Menschen sind heute tot, weil Ihr zu schwach oder zu ängstlich wart, Euch für ein junges Mädchen einzusetzen, dessen einziges Verbrechen es war, sich vor einer Mörderin zu schützen?«, fauchte Talia.
»Ich hätte für sie streiten können«, räumte Laurence ein. »Ich hätte dem Kreis die Stirn bieten, hätte meine Stimme Ermillina Curtana leihen können … und wäre niedergeschrien worden, in die östlichen Provinzen zurückgeschickt worden, während ein anderer den Thron für sich beansprucht hätte. Einer, der weniger Bereitschaft gezeigt hätte, die Tochter von Rose Curtana am Leben zu lassen, nicht einmal im Exil.«
»Das solltet Ihr ihr erzählen, wenn sie ankommt«, sagte Talia. »Ich bin sicher, sie wird sich sehr für Eure Rechtfertigungen interessieren.«
Danielle stand auf. »Ich muss den Plan wohl falsch verstanden haben.« Ihr wütendes Funkeln war dem Talias ebenbürtig. »Ich dachte, wir wären gekommen, um nach den Mitteln zu suchen, mit denen Rose Curtana diesen Dämon eingesperrt hat – nicht um einen Zwischenfall zwischen Lorindar und Allesandria zu provozieren!«
Talias Blut pulsierte heiß durch ihre Adern. Sie öffnete den Mund zu einer Erwiderung.
»Was ist wichtiger?«, fragte Danielle nachsichtig: »Deine Wut auszulassen oder Schnee zu helfen?«
Talia presste die Kiefer zusammen und ließ sich langsam in ihren Sessel sinken.
»Was richtig ist, ist nicht immer das, was möglich oder praktikabel ist«, ergriff Laurence
Weitere Kostenlose Bücher